Andrea Franchettis Vermächtnis

Er war der Flaggschiffwein von Andrea Franchetti, legendärer Weinmacher in der Toskana und am Ätna, der 2021 viel zu früh verstorben ist: Der Toscana IGT Tenuta di Trinoro von seinem gleichnamigen Weingut im Orciatal in der südlichen Toskana.

In Zukunft soll er ein Jahr später als bislang auf den Markt kommen – erstmals mit dem Jahrgang 2020. Eine gute Gelegenheit für einen Rückblick auf die ersten 25 Jahre dieses monolithischen Weines. Franchettis Sohn Benjamin und das eingespielte Team der Tenuta di Trinoro luden daher im Frühjahr 2023 nach Sarteano zu einer umfassenden Vertikale dieses Toscana IGT von 1998 bis zum aktuellen Jahrgang.

Natürlich ist das auch eine Reminiszenz an Andrea Franchetti: Er wurde in New York geboren und lebte in Rom, wo er sich unter anderem um den Vertrieb italienischer Weine im Ausland kümmerte. Erst in seinen Vierzigern entdeckte er seine Liebe zum Weinmachen: «Ich bin 1980 im Val d’Orcia angekommen», hat Andrea Franchetti einmal erzählt, «als ich dort war, sah ich ein völlig verfallenes Haus, in dessen Mauern ein Feigenbaum wuchs. Ich kaufte es, aber begann erst nach Jahren, es zu renovieren. Ich pflanzte und lernte im Laufe der Zeit, wie man Wein herstellt. Ich dachte, wie alle anderen, ich wolle den besten Wein der Welt machen, und deshalb ging ich nach Bordeaux, um zu lernen. Dann kam ich zurück und Jahr für Jahr wurden meine Weine besser.»

Bordeaux blieb der rote Faden bei den Weinen Franchettis: «Tenuta di Trinoro», erzählt Benjamin Franchetti, «kann jedes Jahr eine ganz andere Mischung aus Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Merlot und Petit Verdot sein, auch nur aus Teilen davon und in variablen Prozentsätzen.» Die erste Flasche auf dem Markt stammt übrigens aus dem Jahr 1997.

Heute, 26 Jahre später stehen auf den Hügeln von Sarteano im Orciatal 24 Hektar auf 16 Parzellen unter Reben, die alle zwischen 450 und 650 Meter über dem Meeresspiegel liegen. Im modernen Keller werden neben dem Tenuta di Trinoro die drei Einzellagenweine I Campi (drei einzelne Parzellen mit Cabernet Franc), der reinsortige Merlot Palazzi, Le Cupole, der Zweitwein, und der Bianco di Trinoro produziert. Ganz zu schweigen von den Terroirweinen des Weingutes Passopisciaro am Ätna, das Franchetti 2000 gegründet hat.

Benjamin Franchetti hat mit beiden Betrieben, die zum Besten im italienischen Weinbau gehören, ein grosses Erbe zu verwalten, sagt aber selbst, dass «das Schwierigste von meinem Vater erledigt wurde». Gemeinsam mit Calogero Portannese, dem Gutsleiter, und dem Önologen Lorenzo Fornaini war Benjamin Franchetti bereits seit einigen Jahren Teil des Teams von Andrea Franchetti und will das Gut in dessen Sinn weiterführen. Dazu gehört eben auch, dass man dem Tenuta di Trinoro ein Jahr mehr Kellerreife gönnt: «Beim Jahrgang 2020 haben wir uns entschieden, wie mein Vater es wollte, ihn ein Jahr später als bisher auf den Markt zu bringen.» Mehr über diesen 2020er lesen Sie in unserem Extra Top of Toskana im November 2023.

Die Vertikale

Hier unsere bevorzugten sieben Weine der Vertikale von 1998 bis 2019, für die eine Auswahl von zwölf Weinen von Benjamin Franchetti und seinem Team selektioniert wurde. Durch alle Weine ziehen sich Eleganz und die Liebe zum einzigartigen Terroir des Orciatales als roter Faden.