Flaute bei der Qualitätsweinprüfung

Deutsche kaufen weniger Wein

Text: Alice Gundlach | Veröffentlicht: 05. September 2023


Die Qualitätswein-Anstellungen in Rheinland-Pfalz sind im ersten Halbjahr 2023 um mehr als 25 Millionen Liter gegenüber dem Vorjahr auf rund 270 Millionen Liter gesunken. «Kellereien, Winzergenossenschaften und Weingüter reagieren damit auf die Kaufzurückhaltung der Verbraucher, die auch von Seiten der Marktforscher schon seit längerem beobachtet wurde», berichtet Bernd Wechsler vom Kompetenzzentrum «Weinmarkt und Weinmarketing Rheinland-Pfalz» am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) in Oppenheim.

«Das gab es bislang noch nie»

Schwankungen von Jahr zu Jahr seien zwar nichts Ungewöhnliches, erklärte Wechsler dazu: «Das liegt zum einen an schwankenden Erntemengen, zum anderen aber auch an Veränderung auf der Nachfrageseite, wie während der Lockdown-Phasen. Der Rückgang bei den Qualitätsweinen im Jahr 2023 darf aber als drastisch bezeichnet werden. Fast 9 Prozent weniger Anstellungen im Vergleich zum Vorjahr – das gab es bislang noch nie.»

Unsichere Weltlage lässt Verbraucher sparen

Nach einer vorübergehenden Aufwärtsphase während Corona sei der Einbruch des Weinmarktes aufgrund der unsicheren weltpolitischen Lage, den steigenden Preise und Zinsen jetzt umso dramatischer, so Wechsler: «Es gibt in Deutschland immer mehr Menschen, die ihre Konsumausgaben für Wein reduzieren, umschichten oder ganz Verzicht üben.»

Zahl der weinkaufenden Haushalte sinkt

Auch das Deutsche Weininstitut (DWI) berichtete vor wenigen Tagen, dass die Käuferreichweite in Deutschland erneut gesunken sei. Die Marktforscher von NielsenIQ erfassten über Verbraucherpanels die Waren des täglichen Bedarfs, darunter auch Wein, die von teilnehmenden Haushalten eingekauft werden. Dabei erfuhren sie, dass die Zahl der Haushalte, die Wein gekauft haben, von 2021 auf 2022 hochgerechnet von 42,3 auf 37,1 Prozent gesunken ist. In diesem Jahr seien es sogar nur noch 36,1 Prozent gewesen. Und dabei sei der Absatz-Rückgang bei Wein sogar noch geringer als bei allen anderen alkoholischen Getränken.

Vor allem Genossenschaften betroffen

Das DLR berichtet ausserdem, dass alle Betriebsarten die Zurückhaltung beim Weineinkauf zu spüren bekämen, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung. Während die selbstabfüllenden Weingüter in Rheinland-Pfalz zuletzt 4,7 Prozent weniger Wein zur Qualitätsweinprüfung angestellt hatten, waren es bei Kellereien 9,5 Prozent weniger. Genossenschaften reduzierten ihre Qualitätsweinmenge sogar um 15,4 Prozent.

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