Grosser Gestalter des Médoc

Lucien Lurton im Alter von 97 Jahren gestorben

Text: Alice Gundlach | Veröffentlicht: 30. März 2023


Er galt als einer der Architekten des Médoc der Nachkriegszeit, insbesondere der Gemeinde Margaux. Nun ist Lucien Lurton im Alter von 97 Jahren verstorben. Das berichtet die französische Fachzeitschrift «La Revue du Vin de France». Seine Weingüter hatte Lucien Lurton bereits ab den 1990er Jahren an zehn seiner elf Kinder übertragen.

Einflussreiche Familie

Die Familie Lurton ist eine der einflussreichsten in Bordeaux. Lucien Lurton baute im Laufe der Jahre ein umfassendes Portfolio an Weingütern im Médoc, in Graves und im Entre-deux-Mers auf. Sein älterer Bruder André, der 2019 starb, galt wiederum als einer der bedeutendsten Weinmacher in der Bordeaux-Region Pessac-Léognan. Der Grossvater der beiden, Léonce Récapet, war ein erfolgreicher Unternehmer, der mit der Familienbrennerei ein Vermögen gemacht hatte. Der Vater François Lurton hatte sich dem Wein verschrieben und gab diese Passion an seine Kinder weiter.

Lucien Lurton wurde 1925 im Entre-deux-Mers geboren. Er studierte Landwirtschaft in Purpan bei Toulouse und sammelte in jungen Jahren prägende Erfahrungen bei einer Reise durch Nord- und Südamerika. Nach seiner Rückkehr nach Bordeaux heiratete er Marie-Jeanne Duvoisin.

Château Brane-Cantenac vor dem Ruin gerettet

1954 erbte er das Château Brane-Cantenac, ein Deuxième-Cru-Classé-Weingut in Margaux, das einst der Grossvater erworben hatte. Nach dem Krieg befand sich dieses in sehr schlechtem Zustand. Im Februar 1956 zerstörte zudem ein historischer Frost fast alle Weinberge des Gutes, und Lucien Lurton stand kurz vor dem Ruin. Dennoch gelang es ihm mit seiner Frau an seiner Seite, das Weingut zu retten. Er nahm einen grossen, zinsgünstigen Bankkredit auf und führte alte Weinbaumethoden wieder ein, um ab den 1960er Jahren das Weingut wieder auf die Beine zu stellen.

Berühmten Önologen ins Boot geholt

Als die Produktion wieder anlief, wandte er sich an Emile Peynaud, den Begründer der modernen Önologie, um ihn bei der Herstellung grosser Weine zu beraten. Der sehr gute Jahrgang 1961 krönte seine ersten Bemühungen, und Brane Cantenac erlangte wieder Rang und Namen auf dem Marktplatz von Bordeaux.

Eleganter und rassiger Weinstil

Seine Gewinne reinvestierte der Lucien Lurton in den Kauf mehrerer anderer Weingüter am linken Ufer der Garonne: Châteaux Durfort-Vivens (1961), Climens (1971), Villegeorge (1973), Tour de Bessan, Haut-Nouchet, Camarsac (1974), Bouscaut (1979) und 1980 das Château Desmirail. Dabei setzte er immer auf einen eleganten und rassigen Stil seiner Weine, die ihr Terroir ausdrücken sollten – auch wenn es zwischenzeitlich modern war, im Bordeaux eher konzentrierte Weine herzustellen.

Einsatz für das Médoc

Auch nach seinem Rückzug aus dem operativen Geschäft setzte er sich für den Schutz und die Erhaltung des Médoc ein. Er kämpfte unter anderem gegen die Ausdehnung von Kiesgruben und für die Klassifizierung der besten Parzellen für den Weinbau. Er starb Samstag, den 25. März, friedlich im Kreise seiner Familie.

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