Kaum Rotweine produziert

Die Auswirkungen der Waldbrände 2020 auf kalifornische Weine

Text: Eva Pensel | Veröffentlicht: 25. März 2021


Das Jahr 2020 in Kalifornien war geprägt von mehreren schlimmen Waldbränden, welche die Weinregionen belasteten. Wine Spectator berichtet über die Auswirkungen der Waldbrände auf die kalifornischen Weine.

Erst Monate nach den Waldbränden im Jahr 2020 werden die Auswirkungen richtig deutlich. Im August und September 2020 wüteten verheerende Brände in den Bezirken Napa, Sonoma, Solano, Yolo und Lake und beeinträchtigten die Ernte erheblich. Brände in Monterey und Santa Cruz verwüsteten Land in der Nähe von Weinbergen. Und ausgerechnet als die Brände Ende September abschwellten, entzündete sich das Glass-Feuer und zerstörte Weingüter und Weinberge in Napa und Sonoma. Besonders die Rotweinlese fiel diesen verheerenden Feuern zum Opfer.

Rauch sorgte für gefährliche Luftbedingungen

Der Rauch der Waldbrände schuf zeitweise gefährliche Luftbedingungen und bedrohte grosse Teile der Weintraubenernte. Für manche Winzer war der Rauch zu viel und sie schmissen das Handtuch.

Der Wert der kalifornischen Weintraubenernte 2020 beläuft sich auf etwa 3,24 Milliarden Dollar, laut Wine Spectator sind aber die vollen wirtschaftlichen Auswirkungen der Brände noch nicht bekannt. Der Rauch beeinträchtigte einige Weinberge mehr als andere. Manche Winzer haben ihr Traubengut auf die Verbindungen testen lassen, die Rauchflecken verursachen, wobei einige Trauben negativ getestet wurden. Bei Weinen, die aus diesen Trauben hergestellt wurden, fiel der Test hingegen positiv aus.

Paul Hobbs, der Weinberge in Sonoma und Napa besitzt, berichtet, dass er Trauben von zwei wichtigen Sonoma Pinot Noir Weinbergen und mehr als 100 Tonnen Cabernet aus Napa verloren hat. Einige der geernteten Partien zeigen erhöhte Werte aus der Analyse, aber sensorisch nehme Hobbs keine russigen Noten wahr.

«Pinot Noir war unser grösstes Opfer. Wir haben 85 Prozent verloren und alle unsere Reserve-Weinberge waren unbrauchbar», so Justin Seidenfled, Direktor der Weinherstellung von Sonoma’s Rodney Strong Vineyards. Insgesamt habe er etwa 40 Prozent seiner Trauben aufgrund von Rauchschäden verloren.

Die Nähe der Weinberge zum Feuer ist jedoch nicht der einzige Risikofaktor für Rauchschäden: Dichte und Dauer der Raucheinwirkung spielen eine grössere Rolle. Sedenfeld sagte, dass bei ihm die grössten Rauchschäden bei den Weinbergen auftraten, die am weitesten von den Bränden entfernt waren.

Laut Wine Spectator betrug die Traubenernte 2020 insgesamt fast 3,55 Millionen Tonnen, was einen Rückgang um 13,8 Prozent gegenüber 2019 ausmache. Die Gesamtmenge an der Nordküste sank um etwa 30 Prozent, einschliesslich eines Rückgangs von 43 Prozent beim Napa Cabernet und 39 Prozent beim Sonoma Pinot Noir. Die Zahlen zeichnen aufgrund der grossen Erntemenge 2019 und der Meldepflicht von mit Rauchflecken versetzten Trauben aber kein genaues Bild.

Grosser Frust kommt bei den kalifornischen Winzern auch auf, weil auch nicht verdorbene Trauben verdorbene Weine produzierten.

Weiter südlich in Monterey wurden im Jahr 2020 fast 22 Prozent weniger Trauben gekeltert als im Vorjahr, darunter 37 Prozent weniger Pinot Noir.

Dave Nagengast, Vizepräsident der Weinherstellung bei Scheid Family Wines, gab an, dass sie in den Parzellen, in denen es erhöhte Rauchverbindungen gab, Werkzeuge wie das «Flash Détente»-System benutzt haben, um die Auswirkungen zu minimieren. Hierbei werden die Trauben schnell auf 180 °F erhitzt und in einer Vakuumkammer wieder abgekühlt.

Ian Brand von I Brand Family Wines gab an, dass er seine Gärung verfeinert hat, indem er die Schalen entfernte oder die Weine bei kühlen Temperaturen gären liess.

Lernen für die Zukunft

Wahrscheinlich werden die meisten Weingüter in Kalifornien nach dem Jahr 2020 an die Zukunft denken: Finanziell überleben und den Ruf bei den Verbrauchern schützen.

«Diese Brände sind ein drastischer Hinweis darauf, dass der Klimawandel da ist und weiter schlimmer werden wird, bevor er besser wird», so Brand. Er glaubt, dass Winzer bei zukünftigen Jahrgängen proaktiver sein müssen.

Jeff Ames von Rudius in Napa führte mit seinem Team Gärversuche durch. Mittels Variablen wie Gärungstemperaturen und Zusatzstoffen zeichneten sie auf, wie sich der Rauchgeschmack im Tank manifestierte.

Conover musste zum ersten Mal die Ernteversicherung in Anspruch nehmen. Weitere Winzer berichteten, dass sie eine Ernteversicherung haben, die zwar nicht alle Verluste abdeckt, aber dabei hilft, die grundlegenden landwirtschaftlichen Ausgaben zu lindern.

Die Weinproduzenten scheinen sich einig, dass die Markenintegrität geschützt werden muss. Das bedeutet, dass möglichst keine fehlerhaften Produkte auf den Markt gebracht werden sollten.

Conover plant die 2018er und 2019er Jahrgänge über die nächsten drei Jahre zu veröffentlichen, um die finanziellen Auswirkungen zu reduzieren und die Platzierungen zu halten.

Ein Hoffnungsschimmer ist, dass sowohl der 2018er wie auch der 2019er Jahrgang gross und von guter Qualität waren. Manch einer ist sich auch sicher, dass die produzierten Weine des Jahrgangs 2020 gross sein werden.

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