Zu viel Wein in Europa produziert

EU lässt überschüssigen Wein destillieren

Text: Alice Grundlach | Veröffentlicht: 28. Juni 2023


Die Europäische Kommission hat auch in diesem Jahr wieder ein Programm verabschiedet, das die Destillation von überschüssigem Wein aus der EU erlaubt und finanziell unterstützt. Das teilte die Kommission am Montag in einer Pressemitteilung mit. Grund dafür ist die rückläufige Nachfrage nach Wein in Europa selbst und auch vieler seiner Exportmärkte.

Nur Industriealkohol erlaubt

Durch die Destillation darf nur Industriealkohol gewonnen werden und keine Spirituosen. Der finanzielle Ausgleich der EU für den Wein, der für die Destillation in Frage kommt, sei «auf einen Anteil der jüngsten Marktpreise begrenzt.» So sollen Missbrauch oder Überkompensation vermieden werden. Die von der Marktkrise betroffenen Weine sollen bis zum 15. Oktober 2023 destilliert werden. Die EU-Kommission erwartet bis zum 31. August von den betroffenen Mitgliedsstaaten die Mitteilung der Ausführungskriterien für das Sonderprogramm.

Auch Ertragsreduktion wird gefördert

Ausserdem fördert die Europäische Kommission mit dem Programm auch die Reduzierung von Erträgen im Weinberg, was in der Regel auch der Qualität der Trauben zuträglich ist. Dazu kommen auch absatzfördernde Massnahmen und die Förderung von Investitionen.

Lagerbestände zu gross nach zu guter Ernte 2022

Der Weinsektor leidet unter einem geringeren Verbrauch aufgrund der derzeitigen Inflation der Lebensmittel- und Getränkepreise, die in Verbindung mit einer guten Ernte 2022 und den Folgen der Marktschwierigkeiten während der Pandemie zu einer Anhäufung von Lagerbeständen geführt hat.

Weinkonsum geht überall in Europa zurück

Die Weinerzeugung in der EU ist in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 4 Prozent gestiegen, während die Anfangsbestände im Vergleich zum Durchschnitt der letzten fünf Jahre um 2 Prozent höher waren. Der Rückgang des Weinverbrauchs im laufenden Wirtschaftsjahr wird auf 7 Prozent in Italien, 10 Prozent in Spanien, 15 Prozent in Frankreich, 22 Prozent in Deutschland und 34 Prozent in Portugal geschätzt. Gleichzeitig sind die Weinausfuhren der EU im Zeitraum Januar bis April 2023 um 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen, was zu einem weiteren Anstieg der Lagerbestände beiträgt.