Geplantes Pflanzenschutz-Verbot

Winzer befürchten Totalausfälle und Betriebssterben

Text: Alice Gundlach | Veröffentlicht: 30. März 2023


Ein komplettes Verbot für Pflanzenschutzmittel in besonders schutzbedürftigen Gebieten, das sieht ein Entwurf für eine Verordnung der EU-Kommission vor. Dagegen wehren sich die deutschen Winzerinnen und Winzer. Ihr Argument: Viele Rebflächen müssten dann aufgegeben werden, weil man dort dann nicht mehr wirtschaftlich arbeiten könne. Der Deutsche Weinbauverband (DWV) traf sich am Mittwoch in Brüssel mit Europaabgeordneten, um seine Position zu dem Thema klarzumachen.

Kein Spritzen im Naturschutzgebiet

Im europäischen Weinbau sollen bis 2030 die Mengen an aufgebrachten Pflanzenschutzmitteln halbiert werden. Das sieht die «Farm-to-Fork»-Strategie der EU vor. Doch das reicht nach Ansicht der EU-Kommission nicht: Geplant sind ausserdem noch die Verordnung zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (Sustainable Use Regulation, SUR) und die Verordnung zur Wiederherstellung der Natur (Nature Restoration Law, NRL). Sie zielen darauf ab, Pflanzenschutzmittel noch stärker zu reduzieren und  in Natur-, Landschafts- und Wasserschutzgebieten sogar komplett zu verbieten.

DWV sieht «Betriebssterben sondergleichen» kommen

Das will die deutsche Winzerschaft nicht so stehen lassen. DWV-Präsident Klaus Schneider erklärte gegenüber den Diskussionsteilnehmern: «Mindestens ein Drittel der deutschen Rebfläche wird nicht mehr bewirtschaftet werden können, weil Betriebsleiter sich das wirtschaftliche Risiko eines Erntekomplettausfalls nicht leisten können. Wir werden ein Betriebssterben sondergleichen erleben. Und das hat wiederum Auswirkungen auf die Anbaugebiete, auf die wirtschaftliche Situation im ländlichen Raum, auf den Weintourismus, auf den die Gebiete nicht verzichten können. Sieht so eine Förderung der ländlichen Gebiete aus?»  

«Machen uns abhängig von Importen»

Unterstützt wurde Schneider von Sven Schulze, Landwirtschaftsminister von Sachsen-Anhalt, und der Europaabgeordneten Christine Schneider (EVP). «Die vorgeschlagenen Regelungen müssen eine effektive und ökonomische Bewirtschaftung ermöglichen. Die Unternehmen erwarten von der Politik verlässliche Rahmenbedingungen», erklärte Schulz. Christine Schneider ergänzte: „Mit dem Vorschlag von Sarah Wiener wird Weinbau in Schutzgebieten nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt möglich sein. Damit wird bestehenden Wirtschaftszweigen die Betriebsgrundlage entzogen und wir machen uns abhängig von Importen aus Drittländern mit geringeren Umwelt- und Sozialstandards.»

Wiener: «Landwirtschaft soll nicht unmöglich sein»

Die Fernsehköchin Sarah Wiener sitzt für die österreichischen Grünen im Europaparlament. Dort fungiert sie als Berichterstatterin über die geplante SUR-Verordnung. Anfang März hatte sie in einer Pressemitteilung erklärt: «Wo Naturschutz draufsteht, muss auch Naturschutz passieren, dort sollte es auch Einschränkungen fürs Spritzen geben. Gleichzeitig soll Landwirtschaft nicht unmöglich sein, deshalb habe ich die Definition der sensiblen Gebiete genauer zugeschnitten. Ausserdem sollen Pestizide, die auch im ökologischen Anbau erlaubt sind, weiter eingesetzt werden dürfen.»

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