Unique wineries of the World - Deutschland

Weingut Manz

Text: Rudolf Knoll, Fotos: freevectormaps.com / z.V.g.

Hellwacher Rheinhesse, der Riesling besonders liebt

Das Schild mit der Inschrift «Gänsehaut pur» im Büro von Winzergattin Martina Manz weist zwar eigentlich nur auf einen zur Gans passenden Rotwein hin. Aber es hat auch Symbolcharakter. Denn Gänsehaut der wohligen Art kann schon bekommen, wer sich durch das Sortiment des rheinhessischen Weingutes probiert und einen grossartigen Wein nach dem anderen verkosten kann. Zeit muss man auch mitbringen. Denn Eric Manz, dem Vater Erich erst vor kurzem mit den Worten «ich bin jetzt Rentner» mit fröhlichem Lachen die volle Verantwortung übertrug, kann aus dem Vollen schöpfen. Ein Spaziergang durch die verschiedenen Kellerabteilungen wird zum längeren Marsch, in dessen Folge man neben zahlreichen Stahltanks auch den Blick über etwa 850 Barriques (700 für Rotwein) schweifen lassen kann.

«Mit der Zeit haben wir gelernt, mit Barriques umzugehen und für jeden Wein das passende Fass zu erkennen.»

Eric Manz

Rund 60 verschiedene Weine baut Manz jedes Jahr aus. Je 40 Prozent entfallen auf Riesling und Burgundersorten. Klassikern wie Silvaner, Rivaner, Kerner, Gewürztraminer hält man in geringem Umfang die Treue. Natürlich hielten auch Grüner Veltliner und Sauvignon Blanc sowie Cabernet, Merlot und Syrah bei dem rastlosen Winzer Einzug. Einige der Weine kann man unter «Extravaganz» verbuchen, etwa Trockenbeerenauslesen (aktuell sechs Exemplare in der Preisliste), deren winzige Mengen vom Chef selbst in einer traditionellen Korbpresse gekeltert wurden. «Das war so mühsam, dass ich dabei eingeschlafen bin», lacht der 42-Jährige.

Aber sonst ist er hellwach, hat gerade grosse Ziele mit dem Neubau einer Vinothek (hier bekommen dann auch 8000 Flaschenraritäten einen passenden Platz) und ist immer noch erfolgshungrig. Beim VINUM-Riesling-Wettbewerb war er 2017 Champion, 2018 Dritter und 2019 erneut Gesamtsieger (gemeinsam mit einem Rheinhessen-Kollegen). Kein Wunder, dass in einem Prospekt verkündet wird: «Wir lieben Riesling!»

Was dem einst eher unauffälligen Weingut im rheinhessischen Hinterland viel Schubkraft gab, war der Zugriff auf erstklassige Lagen in Oppenheim (Sackträger, Herrenberg) und Nierstein (Pettenthal, Hipping), die früher teilweise im Besitz der Evangelischen Kirche Hessen und Nassau waren. Aber besonders am Herzen liegt Eric die Weinolsheimer Flur Kehr. «Hier sind wir zuhause, hier haben wir ebenfalls exzellente Voraussetzungen für bedeutende Weine.» Freude in der Stimme schwingt mit, wenn er erzählt, dass bald fünf Hektar Kehr hinzukommen.

In den letzten Jahren waren es immer häufiger auch Weissweine aus der Burgunderfamilie, die dazu beitrugen, dass das Weingut in den diversen Führern hohe Bewertungen bekam. Er führt das auch darauf zurück, dass der hier vorteilhafte Ausbau in Barriques kein Geheimnis mehr für ihn ist. «Es hat doch einige Jahre gedauert, bis wir wussten, welches Holz sich für welchen Wein am besten eignet.» Eine wichtige Arbeit für den Jahrgang 2020 ist bereits abgeschlossen. Schon eine Weile vor der Ernte wurden etliche Stöcke besonders markiert, weil die Trauben hier wieder einmal Besonderes erwarten lassen.»

Drei Spitzenweine

2012 Spätburgunder Oppenheimer Herrenberg Réserve

Ein Wein, der Zeugnis von der Substanz der roten Manz-Gewächse ablegt und schon in der Nase mit feiner Cassis überzeugt. Er wirkt geschmeidig, ist feinmaschig, hat eine vornehme Art und eine immer noch jugendliche Frische. Ausgebaut wurde er geduldig in Barriques.

2019 Riesling Weinolsheimer Kehr

Eine niedrige Ernte (etwa 20 Hektoliter/Hektar) trug zu einem bedeutenden Riesling bei. Im Duft einladende Grapefruit und Pfirsich, dann viel Würze, förmlich vibrierender Saft und Stoff auf der Zunge, in Verbindung mit einer zarten Holznote und einem delikaten Hauch Frucht.

2019 Grauburgunder Alte Reben

Die bis zu 35 Jahre alten Reben stehen auf Kalkstein an der Rheinfront. Nach einigen Tagen Maischestandzeit wurde der Wein im grossen Holzfass ausgebaut. Ergebnis: mineralisch, ungemein saftig, mit feiner Herbe und viel Ausdauer im Abgang. Trinkspass pur.