Gutsname steht für Topqualität • Unique Wineries of the World – Deutschland

Weingut Dr. Heger

Text: Rudolf Knoll, Fotos: Baschi Bender, © VDP by Peter Bender

Irgendwann wird Joachim Heger vielleicht mit einem Denkmal gewürdigt. Denn er trägt seit Jahren Verantwortung für den deutlichen Aufschwung in manch deutschem Weingut – weil deren Junioren bei ihm ausgebildet wurden. «So rund hundert dürften es bisher gewesen sein», schätzt der Kaiserstühler. Der Nachwuchs kam und kommt gern in den badischen Süden, weil es neben einem zwar durchaus strengen, aber auch verständnisvollen «Lehrlingsvater» exzellentes «Schulungsmaterial» gibt, nämlich grossartige Weine.

«Wir wollen mit ­unserem Gut auf dem Weinmarkt ein echter Klassiker für ­herausragende Weine sein.»

Rebecca Heger

Dabei war es eigentlich nicht vorgezeichnet, dass der Lehrmeister selbst Winzer wurde. Er liebäugelte ursprünglich damit, dem Grossvater und Weingutsgründer Dr. Max Heger nachzueifern, der von 1919 bis 1970 Landarzt in Ihringen war und nebenbei Weinbau betrieb. Der junge Mann (Jahrgang 1958) bewarb sich für einen Studienplatz für Medizin. Während er darauf wartete, schrieb er sich alternativ in Geisenheim für Weinbau und Önologie ein – und entschied sich für Weinbau. Sehr zur Freude von Vater Wolfgang «Mimus» Heger, der dabei war, das 1949 übernommene Weingut an die deutsche Spitze zu führen. Bereits 1981 übergab er dem Sohn einen Teil der Verantwortung. Zehn Jahre später wurde Joachim Chef, nachdem er schon einige Jahrgänge komplett verantwortet hatte. Dem Vater dankte er für dessen Vorarbeit mit dem ungemein feinen Spätburgunder «Mimus».

Da gab es bereits eine starke Frau an seiner Seite: Silvia ist ebenfalls aus Ihringen, ihre Eltern hatten sogar zwei kleine Weinberge. «Sie fiel mir schon früh auf. Aber erst als uns ein Freund förmlich vorstellte, funkte es», erinnert sich Joachim. 1987 wurde geheiratet. 1990 erblickte Tochter Katharina das Licht der Welt. Fünf Jahre später folgte Schwester Rebecca. Da zählte das Weingut (damals bereits mit vielen Barriques im Keller) längst zur deutschen Spitze und wurde für die grossartige 1995er-Kollektion im Gault & Millau mit 17 Punkten belohnt.

Indes ist der fünfte Stern im «VINUM-Weinguide» sehr nahe gerückt. Ihringer Winklerberg und Achkarrer Schlossberg sind die Lagen, die bei Spätburgunder («atemberaubend gut», laut «Weinguide») neben den weissen Burgundersorten, Riesling und der Spezialität Silvaner für Glanzlichter sorgen. In ausgewählten Fluren wachsen die Weine für komplexe, hochelegante Grosse Gewächse. Feinschmecker, Musik- und Fussball-Fan («SC Freiburg, was sonst.») Joachim schätzt bei seiner Arbeit den Austausch mit Kollegen – und mit den Frauen in der Familie. Er ist glücklich, dass die Töchter seit Jahren mitmischen. Katharina kümmert sich um Marketing und Vertrieb. Sie lernte in Top-Restaurants in Baden und der Schweiz, studierte Internationales Weinmanagement in Heilbronn und machte ein Praxissemester bei Bouvet-Ladubay an der Loire. Rebecca wurde bei Salwey und Meyer-Näkel ausgebildet, studierte in Geisenheim Weinbau und Önologie und machte prägende Praktika im Burgund und beim Freund des Vaters, Daniel Gantenbein, in Graubünden (wo auch die Schwester reinschnuppern konnte). Der bald 65-jährige Joachim sieht das Weingut für die Zukunft gerüstet. «Denn unsere Ziele und Vorstellungen sind weitgehend identisch.»

Unsere Selektion

«Pferd Willi» Silvaner *** 2021

Das Pferd, das bei der Bodenbearbeitung in ­einer über 40 Jahre alten Anlage eingesetzt wird, gibt es wirklich. Vielleicht ist das temperamentvolle, anregende «Maul voll Wein» mit ­feiner Säure und langer Würze deshalb so gut geraten?

Achkarrer Schlossberg Grosses Gewächs Weissburgunder 2020

Goldfarben, signalisiert hohe Reife; feine Kräuternote im Aroma, mineralisch untermalt; ­cremig und schmelzig im Geschmack, raffiniert, ungemein vielschichtig und lang, ein bedeu­tender Weisswein, perfekter Essensbegleiter, nicht nur für den Hausherren.

Ihringer Winklerberg Wanne Grosses Gewächs «Häusleboden» Spätburgunder 2019

60 Jahre alte Reben wachsen in einer Flur mit tollem Kleinklima. Hier steht auch ein Rebhäuschen der Familie. Der Wein ist umwerfend fein, vielschichtig, tiefgründig, mit reifen ­Tanninen. Er streichelt die Zunge förmlich und bleibt im Abgang sehr lang präsent.