Eine Pfälzer Familie setzt besondere Qualitätsakzente • Unique Wineries of the World – Deutschland

Weingut Metzger

Text: Rudolf Knoll, Fotos: PFALZWEINFOTO | André Kunz

Ehrgeizige Ziele setzen und erreichen, gern vorangehen, aber auch rechtzeitig loslassen – so kann man das Wirken des bodenständigen, humorvollen Pfälzers Uli Metzger (Jahrgang 1969) beschreiben. Er weiss, dass er dabei die ganze Familie hinter sich hat: die mit ihm schon 32 Jahre verheiratete Gattin Karin, die nächste Generation mit Geisenheim-Absolventin Lea, 30, Nane-Luise, 28, und Schwiegersohn Martin, 31, sowie die Seniorchefin Ruth (Jahrgang 1947). Seit November 2021 freut sich Uli Metzger zudem über die vierte Generation in einem tadellos funktionierenden Familienbetrieb durch Nachwuchs Frida. In seiner neuen Rolle als Opa für die Tochter von Lea und Martin ist er in seinem Element, auch weil er weiss, dass er sich in der Kellerwirtschaft auf das Duo verlassen kann.

Senior Metzger übernahm den Betrieb 2010 von Vater Volker, aber schon seit 1987 war er treibende Kraft für die Entwicklung des einst kleinen, unbekannten Weingutes. Hilfreich war geschicktes, humorvolles Marketing, für das der Familienname Pate stand. Seitdem ziert ein Bulle die Etiketten. Zudem sind die Weine auf ungewöhnliche, aber gut verständliche Art klassifiziert.

«Wir wollen das Potenzial unserer Lagen herauskitzeln und streben Jahr für Jahr nach Perfektion.»

Uli Metzger

Ein gestempeltes «A» auf dem Etikett steht für Filet – bedeutet ein Spitzenprodukt von den besten Reben. Der «B»-Stempel steht für «Pastorenstück», eigentlich die Bezeichnung für ein schmackhaftes, saftiges Stück Fleisch. Aber hier sind es ertragsreduzierte Weine aus sehr guten Lagen, die bei Rot ihren letzten Schliff in Barriques erhalten. Dann gibt es noch «C» für die «Flanke» (Fleisch aus den Bauchmuskeln, bestens geeignet für Steaks) – bei Metzger weist sie auf das Basissegment hin, das aber schon ein sehr gutes Niveau verkörpert. Begleitet wurde die Entwicklung seit 2010 durch stattliche Investitionen in einen modern ausgestatteten Keller sowie eine deutliche Flächenerweiterung und die Partnerschaft mit zuverlässigen Traubenlieferanten, die dazu beitragen, dass der Wein vom Metzger nicht zur Rarität wird.

Schnell machte das Weingut durch Erfolge bei Wettbewerben auf sich aufmerksam. Dazu zählen vor allem Siege beim Deutschen Rotweinpreis 2014 (2012er Pinot Noir) und 2016 (2014 Pinot Meunier). Top-Ten-Bewertungen im VINUM-Weinguide sind längst die Regel. In den letzten Jahren wurde auch bei Weisswein Gas gegeben, vor allem mit Chardonnay und Riesling. «Mit unseren Kalkböden haben wir hier beste Voraussetzungen», meint Martin Metzger, der die Tochter von Uli in der Berufsschule kennenlernte, 2020 heiratete und dabei den Familiennamen der Frau annahm. Der Holzfasskeller wurde auf Vordermann gebracht und mit Barriques, Halbstück- und Stückfässern bereichert. Auch in den Weinbergen ist einiges passiert, inklusive der Umstellung auf naturfreundlichen Weinbau. Neue Weinberge wurden mit Rebmaterial aus der Bourgogne gepflanzt. Die Entwicklung der letzten Jahre macht stolz. «Wir exportieren in etliche Länder und sind in der deutschen Spitze etabliert», freut sich Martin. Oberste Zielsetzung ist, so Uli: «Unsere Weine sollen Spass machen, vom Literwein bis zum Topwein.» Selbst auf ein solch gleichmässiges Niveau zu kommen, kann teuer werden. Der Seniorchef verrät: «Wir kaufen viele internationale Topweine, um zu wissen, wo wir selbst stehen.»

Unsere Selektion

Chardonnay Grande Reserve 2021

Das Aushängeschild der weissen Burgunder-Fraktion. Feine Würze im Aroma, mit einem animierenden Hauch Vanille. Ein Wein, der viel Kraft und Eleganz ausstrahlt, untermalt mit mineralischen Elementen. Sehr komplex, reichlich Trinkfluss und stattliches Potenzial.

Tempranillo trocken «A» 2020

Die bedeutendste spanische Rebsorte Tempranillo läuft, weil nicht in Deutschland klassifiziert, unter «Versuchsanbau». Das Ergebnis duftet nach Pfeffer und Kümmel, dazu etwas Beeren. Sehr gehaltvoll, weiche Tannine, enorme Dichte, schon gut zugänglich.

Pinot Noir Arthos «A» 2019

Einer der Vorzeige-Burgunder des Hauses. Feine Waldbeere und Cassis in der Nase; noch etwas jugendlicher Säurebiss, saftig, komplex, mit mineralischen Elementen; endlos lang anmutender Abgang, noch reichlich Reserven für eine glanzvolle Zukunft.