Die Facetten von Martinenga • Unique Wineries of the World – Italien

Marchesi di Grésy, Piemont

Fotos: z.V.g.

Die Geschichte der Marchesi di Grésy im Weinbau beginnt im Jahr 1650 mit dem Erwerb der Tenuta Monte Aribaldo im Herzen des Piemont, heute sind vier Tenute im Besitz der Familie. Noch bis Anfang der 1970er Jahre wurden allerdings in erster Linie Trauben verkauft. Bis Alberto di Grésy 1973 beschloss, Wein unter dem eigenen Namen zu produzieren.

Die Tenuta Martinenga wurde zum Kern der Tenute Cisa Asinari dei Marchesi di Grésy: Seit 1797 im Besitz der Familie ist Martinenga auch die einzige MGA (menzione geografice aggiuntiva) der Gemeinde Barbaresco, die in den Händen eines einzigen Besitzers ist. Das Gut umfasst heute 45 Hektar, 35 davon sind mit Reben bestockt. Zwölf Hektar in einem Stück bilden die Lage Martinenga, in den benachbarten Hügeln liegen weitere 15, sieben Hektar befinden sich im Monferrato.

«Am Ende entscheidet immer der Nebbiolo.»

Alessandro di Grésy

Heute leitet Alberto de Grésy gemeinsam mit seinen Kindern Ludovica und Alessandro das Gut. Kultiviert werden die wichtigsten Rebsorten des Piemont, Nebbiolo aus der Lage Martinenga ist aber das Herz der Produktion: Die ideale Südposition in einem natürlichen Amphitheater und Böden aus Kalkstein und blauem Mergel sind die Basis von vier Weinen aus Nebbiolo. Das sind der klassische Langhe Nebbiolo - für den  Barbaresco-Trauben deklassiert werden, und der  in Stahl und Zement ausgebaut wird -  der Barbaresco Martinenga und die beiden Einzellagen-Barbareschi Gaiun und Camp Gros. «Jede Parzelle hat eine klare Identität und bringt einen anderen Wein hervor», sagt Alessandro di Grésy: «Einige Reblagen werden zum Martinenga vereint, unserem ausgewogensten Wein, der oft schon in jungen Jahren gefällt. Andere Parzellen sind die Basis von Weinen mit mehr Komplexität und Struktur, für die mein Vater entschieden hat, sie separat zu vinifizieren: Gaiun ist ein sehr eleganter Barbaresco mit intensiver Nase, Camp Gros hat kraftvolleres Tannin und die Aromen brauchen Zeit, um sich zu entfalten.» Der erste Jahrgang, in dem Alberto di Grésy einen Barbaresco produzierte, den Martinenga, war 1973. 1978 entstand der Camp Gros und 1982 der Gaiun.

Die meisten Reben sind älter als 65 Jahre. Produziert wird nachhaltig, die Vergärung erfolgt in Stahl, die Mazeration dauert je nach Jahrgang zwischen 20 und 40 Tagen, die Reife erfolgt in grossem Holz aus slawonischer Eiche bzw. französischen Barriques.

Alessandro di Grésy: «Obwohl Barbaresco ein sehr langlebiger Wein ist, bereitet er oft schon in jungen Jahren Vergnügen, gerade in den vergangenen Jahren, in denen die phenolische Reifung (reife, gut integrierte Tannine) schneller erreicht wurde. Aber natürlich beginnt er erst nach ein paar Jahren in der Flasche, sein Bestes zu geben, normalerweise ab sieben Jahren nach der Ernte. Man braucht Geduld, aber wer wartet, wird belohnt.» Aber der Produzent könne wenig verändern, meint Alessandro: «Am Ende entscheidet immer der Nebbiolo.» 

Inmitten der Reben kann man übrigens auch Ferien geniessen: 2019 wurde auf dem Monte Aribaldo zwischen Barbaresco und Treiso «Dai Grésy« in Langa eröffnet, ein spektakuläres Weinresort mit 11 Zimmern.

Unsere Selektion

Barbaresco DOCG Martinenga 2020

Wunderbar ausbalancierter Barbaresco, fruchtig und floral im Duft, auch Noten von Kräutern und Unterholz; ausgewogene Textur, mit feiner Mineralität, die engmaschigen Gerbstoffe und die Säure in Harmonie, endet auf Noten von roten Früchten und Spezereien.

Barbaresco DOCG Martinenga Gaiun 2018

Von der gleichnamigen Parzelle am Rande von Martinenga, reift 28 Monate in Barriques: Helles Rubinrot; betörende Noten von Himbeeren, Flieder, Tabak, Pfeffer, Lakritze; überaus elegant, die Gerbstoffe feinkörnig, unterstützt von der Säure, der Ausklang facettenreich und lang.

Barbaresco DOCG Riserva MartinengaCamp Gros 2017

Auch im trockenen Jahrgang 2017 von überraschender Frische und Finesse: Aromen von Waldbeeren, Maraschino-Kirschen und Kräutern; kraftvolle Textur, dicht und vielschichtig, die Tannine stämmig und gut eingebunden, das Finale würzig-fruchtig. Hervorragender Essensbegleiter.