Weine des Monats | Dezember 2017

Muntermacher

Unter den vielen Entdeckungen, die wir in der Redaktion, auf Reisen oder privat verkosten, befinden sich immer wieder Weine, die uns beglücken. Es sind solche, die nach einem ausgiebigen Essen für Erfrischung sorgen oder uns eine gute Nacht bescheren.

Gelber Muskateller 2016

Empfohlen von Rudolf Knoll

Weingut Kistenmacher & Hengerer | Heilbronn, Deutschland | 12,5 Vol.-%

Zuerst wird die Nase durch ein delikates Aroma mit einem diskreten, fast vornehm anmutenden Hauch Muskat wieder munter gemacht. Dann tanzt der schlank strukturierte, verspielte Wein mit delikater Würze förmlich Pirouetten auf der Zunge, wischt die Erinnerungen an üppige Kost weg und sorgt mit zartem Biss dafür, dass man bald wieder aufnahmefähig ist für neue kulinarische Sünden. Möglich macht das Winzer Hans Hengerer, der sich in den letzten Jahren mit seinem Traditionsgut am Heilbronner Stadtrand (Weinbau seit 1418 in der Familie) nach vorn gearbeitet hat und seit 2013 als Mitglied eine echte Verstärkung für den schwäbischen VDP ist.

11 Euro | www.kistenmacher-hengerer.de

 

Pésico Blanco 2015

Empfohlen von Thomas Vaterlaus

Bodega Dominio del Urogallo | Asturien, Spanien | 13 Vol.-%

Asturien als Hochburg des Apfelweins. Und so ein Sidra wäre ja auch ein perfekter Reparaturwein, aber seit kurzem gibt es hier noch etwas Besseres. Der junge Winzer Nicolás Marcos, der bei Alain Graillot in Crozes Hermitage gelernt hat, wie man naturbelassene und frische Weine keltert, hat im Dorf Cangas unweit der kantabrischen Küste alte Rebberge, die mit der Sorte Albarin Blanco (nicht zu verwechseln mit Albariño) bestockt sind, restauriert. In wilder Berglandschaft und rauem Atlantik-Klima gelingen ihm verblüffend elegante Weine mit einer saftigen Säure und floralen und mineralisch-salzigen Noten. Der perfekte Wein zu einem deftigen Frühstück nach einem rauschenden Fest.

www.vins-vivants.ch

 

Crémant Brut

Empfohlen von Eva Maria Dülligen

Bioweingut Abril | Baden, Deutschland | 12,5 Vol.-%

Man soll ja am nächsten Morgen mit dem Getränk weitermachen, das einem nachts zuvor den Knockout verabreicht hat. Pech gehabt, wenn der flüssige George Foreman ein Mix aus Red Bull und billigem Whiskey gewesen ist. Weit besser kommen jene weg, deren letzter Drink ein Schaumwein war. Noch besser, sollte es sich um den badischen Crémant vom Bio-Weingut Abril gehandelt haben: Weisse Blüten und Wiesenkräuter transportieren die winzigen Perlen an die Sektflöten-Oberfläche. Spritzigkeit verbrüdert sich mit Rustikalität am Gaumen. Nicht schmelzig, sondern geschmeidig mit präziser Frucht. Schlicht: der perfekte Schäumer fürs Kater-Frühstück.

13 Euro | www.weingut-abril.de

 

Lot N° 29 XO Exception

Empfohlen von Cécile Richards

Maison Tesseron | Cognac, Frankreich | 40 Vol.-%

Aus den besten Lagen Cognacs, der Grande Champagne, stammt dieser rare Blend aus den wertvollsten Cognac-Reserven des Familienunternehmens Tesseron. Viele Jahrzehnte Reife in Ballonflaschen und Eichenholz haben die Aromatik beeinflusst. Kaum ein Cognac verführt auf derart subtile Weise dazu, während der Weihnachtstage über das alte und das neue Jahr nachzusinnen. Er duftet nach eingelegten Feigen und Pflaumen, besitzt auch einen Hauch Kirsche und Zigarrentabak, ist von lebhafter Exotik. Wunderbar ausbalanciert, komplex und zugleich seidig. Am Gaumen wirkt er nobel gereift, mit Noten nach Leder, Havanna-Tabak und Mokka. Unendlich lang. 

543,90 Euro | www.capovini.de

 

Der Sommer war sehr gross

Empfohlen von Carsten Henn

Weingut Reinhold Franzen | Mosel, Deutschland | 11,5 Vol.-%

Der Name dieses 2016er-Rieslings stammt aus dem Rilke-Gedicht «Herbsttag» aus dem Jahr 1902. Dass der Sommer gross war, zeigt dieser Wein, aus dem an der Terrassen-
Mosel nicht einfachen Jahrgang, mit feiner Frische, eleganter Kräuterwürze und einer saftig-reifen Frucht. Cuvéetiert ist er aus den Toplagen des jungen Winzerpaars Angelina und Kilian Franzen, darunter der legendäre Bremmer Calmont und der Neefer Frauenberg. Kilians Vater Ulrich leitete einst die Renaissance des steilsten Weinbergs Europas ein, bei seinem Sohn ist dieser Schatz in guten Händen. Er schafft das Kunststück, den Sommer, an den wir uns im Winter gern erinnern, abzufüllen.

11 Euro | www.weingut-franzen.de

 

Lentum Riesling trocken 2013 

Empfohlen von Ursula Geiger

Weingut Melsheimer | Mosel, Deutschland | 10 Vol.-%

Die Strichliste auf dem Etikett steht symbolisch dafür, wie viele Monate der Riesling in aller Ruhe im Fuder-Fass gären durfte. 36 waren es. Ein Langsam-Wein par excellence und sensorisch eine Offenbarung: Noten von Brioche, Mirabelle und Bratapfel sowie kräuterwürzige Noten, am Gaumen zunächst belebendes Süsse-Säure-Spiel, reifer Apfel, gefolgt von einer feinen, hefigen Cremigkeit, die ewig anhält. Thorsten Melsheimer hat ein grossartiges Gespür für die Eigenheiten seiner Steillagen und setzt diese im Keller behutsam in Szene. Wenn uns der Strudel der Zeit wieder einmal wild herumwirbelt, ist dies der ideale Wein zum Innehalten und zum Reflektieren. 

15 Euro | www.melsheimer-riesling.de