Edle Fässer für ein feines Aroma

09.02.2011 - arthur.wirtzfeld

DEUTSCHLAND (Würzburg) - Eine echte Granate! Schon beim ersten Riechen ergreifen den Weinliebhaber eine fette Beerenfruchtigkeit, Holz- und Vanillearomen. Kraftvoll, geschmeidig und mit langem tief-gründigem Geschmack überzeugt dieser Weintyp gerade in der kalten Jahreszeit großes Wohlbehagen. Die Rede ist von Weinen, die in einem kleinen und unscheinbaren Holzfass ausgebaut werden - dem Barriquefass.

 

Für Winzer und Weintrinker sind die kleinen Eichenholzfässchen mit 225 Liter Inhalt nicht mehr wegzudenken. Im Gegensatz zum traditionellen Holzfass mit 1.000 Liter Inhalt ist das kleine Barrique mehr als ein Medium zur Weinherstellung: es aromatisiert den Wein bei der Lagerung. Das Fass wird bei der Herstellung von innen geröstet, damit die Fassdauben gebogen werden können. Hierdurch entstehen die typischen Röst- und Vanillearomen im Holz. Der Jungwein laugt die Aromen aus dem Holz und bindet diese im zukünftigen Wein.

Über die Bezeichnung „Barrique“ philosophieren die Experten noch heute. Sie stammt aus dem in Bordeaux verwendeten Fass-Typ. Das Maß ergab sich aus der Fassgröße, die ein Hafenarbeiter in leerem Zustand von Hand verladen konnte. Eine andere Ableitung des Begriffs könnte auch aus der Juli-Revolution von 1830 stammen. Damals dienten die mit Erde gefüllten Barriques als „Barrikaden“ der Verteidigung.

Heute gilt neben der amerikanischen die französische Eiche als der feinste Rohstoff. Bedeutende Eichenwälder befinden sich im Limousin und Aillier in Frankreich. Bereits durch einmaliges Verwenden verliert das 500 Euro teure Barrique-Fass bis zu 85 % seiner Aromen. Deshalb kann ein Barrique als solches nur zwei- bis dreimal belegt werden und verteuert so die Weinherstellung und das edle Getränk.

Nicht alle Weine eignen sich für den Barrique-Ausbau. Bei Weißweinen lohnt sich die Lagerung im Holzfass nur bei körperreichen Sorten wie Grauburgunder oder Chardonnay. Der kraftvollere Rotwein wird deshalb viel häufiger im Fass ausgebaut. Generell gilt: je mehr Struktur ein Wein besitzt, desto besser verträgt er die Fasslagerung. Der Kellermeister muss also über die Eigenschaften des Weines und die Qualität des Fassholzes genau Bescheid wissen, um eine optimale Reifung zu erreichen. Im Unterschied zu Weinen, die mit Holzchips aromatisiert wurden, dürfen Barrique-Weine zum Beispiel folgende Zusätze auf dem Etikett tragen: „Im Holzfass gereift“, „Im Barrique gereift“, „Élevé en fût de chêne“.