Böckser ade

Magnetische Polymere eliminieren Weinfehler

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 24. August 2018


AUSTRALIEN (Adelaide) – Magnetische Nanopartikel, die an Polymere gebunden sind, wurden erfolgreich verwendet, um unerwünschte Geschmacksverbindungen im Wein zu lokalisieren und zu entfernen – so ist es im Journal of Agricultural and Food Chemistry der American Chemical Society zu lesen.

Forscher an der Universität von Adelaide (Waite Campus*) in Südaustralien haben ein Polymer zum Aufsaugen von Methoxypyrazinen in Cabernet Sauvignon entwickelt, einer Verbindung, von der bekannt ist, dass sie ein unerwünschtes grünes Paprikaaroma produziert. Sie befestigten magnetische Nanopartikel an den Polymeren und verwendeten Magnete, um die Polymere aus dem Wein zu entfernen, sobald die Methoxypyrazine extrahiert waren. Die Wissenschaftler propagieren in der Erläuterung ihrer Studie, dass magnetische Polymere möglicherweise dazu verwendet werden könnten, andere Weinfehler wie Raucharomen oder auch Marienkäfer zu bekämpfen.

Selektiv lokalisieren ist möglich

Marienkäfer? Nun, es ist eine beginnende Plage in australischen wie auch in den westlichen Weinbergen zu beobachten. Wenn ein Wein keine Fruchtaromen aufweist, sondern stattdessen nach verbrannter Erdnussbutter schmeckt, dann könnte ein Marienkäfer die Ursache sein. Gemeint ist der asiatische Marienkäfer (Harmonia Axyridis), der Ende des 20. Jahrhunderts in Amerika und Europa als biologischer Pflanzenschutz eingeführt wurde. Diesem Käfer schmecken besonders seine Verwandten, die einheimischen Blattläuse. Gelangt der Käfer in den Keller, überträgt er sein Biomolekül, diesen unangenehmen Geschmack, in den Wein.

"Man kann bei der Herstellung des Polymers dieses auf bestimmte unerwünschte Aromen tunen. Das bedeutet: wir wären in der Lage, selektiv Verbindungen zu lokalisieren und aus dem Wein zu entfernen", heisst es in der Erklärung zur Studie. Und weiter: "Es gibt Patente auf dem Markt, die molekular geprägte Polymere für die Entfernung von Fehlern aus Wein und auch für die Entfernung von Methoxypyrazinen verwendet werden können, aber wir denken, dass unser neuer Ansatz darin besteht, mit magnetischen Nanopartikeln gezielter arbeiten zu können."

Erfolgreich mit Cabernet Sauvignon

Zum Test mit den magnetischen Polymeren verwendeten die Forscher Cabernet Sauvignon, der mit einer wahrnehmbaren Menge eines Methoxypyrazins alkyliert wurde, von dem bekannt ist, dass er in kühlen Klimaregionen in der Sorte vorkommt oder auch dann, wenn Früchte zu früh geerntet werden. Unter Verwendung von Gaschromatographie und Massenspektrometrie kam das Forschungsteam zu dem Schluss, dass die magnetischen Polymere die Verbindung von Cabernet Sauvignon wirksamer als der Polymilchsäurefilm entfernten. Parallel fand eine Gruppe von Geschmackstestern heraus, dass der neue Ansatz diese Moleküle entfernte, ohne die ausgeprägte Aromaintensität des Weins zu dämpfen.

Da die unerwünschte Verbindung in der Frucht und nicht durch den Weinherstellungsprozess verursacht wird, empfehlen die Forscher die magnetischen Polymere am besten in der Saftphase, zu verwenden, erwähnen aber auch, dass dies zu jedem Zeitpunkt des Weinherstellungsprozesses möglich wäre. "Vor einer Kommerzialisierung gibt es noch viel zu tun. Wir müssen uns noch einer technisch-ökonomischen Analyse widmen. Und um einen industriellen Massstab zu erreichen, müssen wir noch an der Eleganz des Procederes arbeiten", ist in der Erklärung zur Studie zu lesen. 

*Der Waite Campus der University of Adelaide ist Teil von Australiens grösstem Forschungszentrum für Wein, zu dem auch das Australian Wine Research Institute, CSIRO und das Lehrweingut der Universität gehören. Im Süden werden rund 50 Prozent des australischen Weins produziert. Hier befinden sich auch berühmte Weinregionen wie das Barossa und McLaren Vale und es ist die Heimat weltweit bekannter Marken wie Penfolds, Jacob's Creek, Hardys Wines und Wolf Blass.

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