Chiswick Auctions

Kostbare Juwele vinofiler Kunst

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 10. Juni 2019


UK (London) – Die Beschaffung von Weinen für eine Auktion kann ein schwieriges Unterfangen sein, vor allem, wenn das verwöhnte, aber auch sehr informierte Klientel für rare Weine interessiert werden soll. Wer Weinschätze im Keller hat, kann diese einem Auktionshaus anbieten, wer besondere Raritäten oder Weine sucht, die im Handel oder beim Erzeuger nicht mehr zu haben sind, tut das Gleiche. Experten der einschlägigen Auktionshäuser sind stets auf der Suche nach dem Besonderen. Fündig werden sie zuweilen, wenn Privatsammlungen, aus welchen Gründen auch immer, ganz oder teilweise aufgegeben werden. Die Kollektionen solcher Schätze sind dann die Fundgrube für Weinsammler, die unentwegt auf der Suche seltenen Angeboten sind.

Egal, ob sie auf der Suche nach seltenen Jahrgangs-Champagner sind, für die sie von all Ihren Freunden beneidet werden oder ob sie nach hochwertigen Bordeaux suchen, um Ihren Kellerwert zu erhöhen – es gibt viele Gründe, wie auch die Suche nach ungewöhnlichen, einmaligen Juwelen - beispielsweise einem Marc de Bourgogne von der Domaine de la Romanee Conti, einem in den Nachkriegsjahren produzierten Glenlivet Whisky oder einer Magnum englischen Brandys von Chafor Estate. Auktionshäuser wie Christie´s, Bonhams, Sotherby´s, AckerMerrall und Co., um nur mal die Flaggschiffe der Auktionshäuser zu nennen, bedienen Weinenthusiasten und Weinsammler mit immer neuen Highlights. Aber auch kleinere, auf Wein spezialisierte Häuser, haben manchmal herausragende Angebote.

Aktuell bietet Chiswick Auctions eine besondere Gelegenheit an – eine limitierte Edition an Weinraritäten, zusammengestellt von den Weinkennern Sam Hellyer, Chris Burr und Christopher Cooper. Wie alle renommierten Auktionshäuser kontrollieren eigene Experten die Herkunft der Weine, bewerten die Lagerung, begutachten Verschluss, Etikett und Flasche und kontaktieren den Produzenten, um möglichst alle Faktoren für die Echtheit der Exponate zu checken. Diese proaktive Qualitätskontrolle ist das A und O eines Auktionshauses, um das Vertrauen ihrer Kunden zu gewinnen.

Auktionstermin

Am 11. Juni ist es soweit. Chiswick Auctions mit Sitz in London bietet Weine aus garantierter Herkunft für jedes Budget und jeden Geschmack online zum Ersteigern an. Die Highlights dieser Auktion habe ich recherchiert und hier nachfolgend beschrieben: 

Los 311 & 312: Eine 6-Flaschen-Vertikalsammlung von Charles Heidsieck, Blanc des Millénaires Crayeres

Charles Heidsieck ist einer der großen Namen der Champagne. 1851 von Charles-Camille Heidsieck, Sohn eines Champagnerhändlers, gegründet, fokussierte sich die Marke von Beginn an auf Qualität – Grundlage des heutigen Ruhms. Unzählige Auszeichnungen und Preise für seine unvergleichliche Qualität wurden dem Produzenten über die Jahre zuteil. Schon zu Beginn exportierte Charles Heidsieck seine Schäumer nach Nordamerika – dort bekam Charles-Camille Heidsieck den Beinamen „Champagne Charlie“. Vor allem die Erfolge in den letzten drei Jahrzehnten sind auf das junge hauseigene Team um Daniel Thibault, Régis Camus und Thierry Roset zurückzuführen, die fünfzehnmal bei internationalen Wettbewerben als Sektmacher des Jahres ausgezeichnet wurden. Heute ist als Chef de Cave Cyril Brun für die Qualität verantwortlich.

Das Meisterwerk von Charles Heidsieck ist ohne Frage der Blanc des Millénaires. Nur fünf Jahrgänge dieser seltenen Cuvée wurden produziert (1983, 1985, 1990, 1995 und 2004) und dürften neben dem exquisiten Blanc de Blancs 1982 das Adrenalin von Weinkennern hochschnellen lassen. Der Blanc des Millénaires, hergestellt aus Chardonnay der Côte des Blancs, deren Trauben aus besten Lagen von Cramant, Avize, Oger, le-Mesnil-Sur-Oger und Vertus stamme, ist ein eleganter und unverwechselbarer Blanc de Blancs. „Die Jahrgänge unseres Blanc de Blancs aus 1995, 1990, 1985, 1983 und auch 1982 beweisen die außergewöhnliche Langlebigkeit dieses Weins“, konstatiert Cyril Brun. „Und der jüngste unter ihnen, der 2004er präsentiert sich fabelhaft frisch mit schöner Farbe, seidiger Textur und langem Abgang, der für diese Cuvée so charakteristisch ist. Diese außergewöhnlichen Tropfen sind so legendär wie der gefeierte Gründer des Hauses Charles Heidsieck.“

Der Schätzpreis: 2.500 bis 3.000 Euro

Los 340-342: Pertois-Moriset „PM.01“ Blanc de Blancs Grand Cru NV

Gegründet 1951 von Yves Pertois aus Cramant und seiner Frau Janine Moriset aus Mesnil, die beide die dritte Generation ihrer jeweiligen Familien repräsentieren und ihr Haus ins 21. Jahrhundert führten, übergaben Pertois-Moriest jüngst in die Hände ihrer Kinder. Die Weinberge werden mit minimaler Behandlung und unter Berücksichtigung der Umwelt bewirtschaftet. Die Reben sind im Durchschnitt 30 Jahre alt, zwei Drittel befinden sich an der Côte des Blancs, darunter in den Gemarkungen der Dörfer Cramant, Avize, Oger und Mesnil, die den Status Grand Cru tragen. 

Der Champagner „PM.01“ von Pertois-Moriset, dessen Spitzencuvée nur dann hergestellt wird, wenn der Wein und die Jahrgänge gut genug sind, ist ein Blanc de Blancs aus 100 Prozent Chardonnay, gekeltert aus Trauben von Grand Cru-Lagen der Côte des Blancs. Diese extrem limitierte Auflage (insgesamt 2.983 Flaschen) ist das Ergebnis von 85 Prozent des Traubensaftes Jahrgang 2014, die restlichen 15 Prozent wurden mit Reserveweinen aufgefüllt. Etwa 30 Prozent des Alterungsprozesses auf der Hefe findet in Fässern und in Foudres (dt. Fuder) statt, während schließlich 2,5 g/l spezielle Dossage zugefügt wird, was dem „PM.01“ einen zusätzlichen Brutfaktor mitgibt. 

Diese Lose sind wahrscheinlich die letzten Fälle des „PM.01“, die noch in Großbritannien vorhanden sind.

Schätzpreis: 900 bis 1.050 Euro

Los 108: Château Mouton Rothschild 1945

Keine Frage: Château Mouton Rothschild ist legendär. Der 1945er Jahrgang, der vom Decanter zur Weinlegende erklärt wurde, ist bekannt für seine Langlebigkeit und Beständigkeit. Zur Zeit seiner Geburt wurde das Schloss von den deutschen Besatzern als Militärstützpunkt missbraucht, während die Weinberge über Jahre sich weitgehend selbst überlassen waren. Baron Philippe hatte in England Zuflucht gesucht, da er befürchtete interniert und als Jude hingerichtet zu werden. Ob die nur mäßige Pflege der Weinberge über die Kriegsjahre zum Teil den unglaublichen Alterungspotenzial des 1945er Jahrgangs begründen, darüber sind sich Weinexperten uneins.

Fakt ist, dass durch den späten Frost Anfang Mai 1945 der Jahrgang stark dezimiert wurde – es war damals in dieser Region die kleinste Ernte seit 30 Jahren. Der folgende heiße, trockene Sommer führte allerdings über zu einer unkomplizierten Ernte mit außergewöhnlich reifen Trauben. Die zur Auktion anstehende Flasche wurde vom Master of Wine Chris Burr überprüft, der dem Etikett im Übrigen einen außergewöhnlichen Zustand bescheinigt. Der Aufdruck „R.C“ auf dem Etikett steht für eine Reserve du Château, die im hauseigenen Keller reifte. Ansonsten hat man bei Château Mouton Rothschild das „R.C.“ aufgebracht, wenn hauseigene Weine neu verkorkt wurden, wobei der Wein auf Fehler verkostet und ein Schwund aus dem Reservebestand des Schlosses aufgefüllt wurden.

Schätzpreis: 5.600 bis 6.800 Euro

Los 274: 6 Flaschen vertikaler Jahrgang von Shiraz „The Armagh“ Jim Barry (2005, 2006, 2007, 2008, 2009, 2010)

„The Armagh“ ist ein bemerkenswerter Top-Shiraz aus Australien und er zählt zur ersten Wahl der Jim Barry-Reihe. Seinen Namen verdankt dieser Wein einem Fleck üppigen, hügeligen Ackerlands, das die frühen irischen Siedler so sehr an ihre Heimat in Ulster erinnerte, dass im Dialekt als Armagh benannt war. 

Die Philosophie der Jim Barry-Reihe, was insbesondere für „The Armagh“ gilt, besteht darin, Weinberge zu finden, die in der Lage sind, den Trauben der dort kultivierten Reben eine außergewöhnliche Qualität mitzugeben und über die Vinifizierung hinweg, diese Qualität über die Reifung in der Flasche zu erhalten. In der Regel werden diese Weine als Reserve ausgebaut und lagern über Jahre bis zur Trinkreife. Dem „The Armagh“ bescheinigen Weinkenner ein erhebliches Entwicklungspotential.

Schätzpreis: 950 bis 1.200 Euro

Los 393: Glenlivet 1946

Er ist unglaublich selten, eine absolute Rarität, dieser Whisky Glenlivet 1946, der produziert wurde, während die Gerste in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg noch rationiert war. Mit ein Grund, warum damals nur homöopathische Mengen produziert wurden. Das überhaupt die wenig vorhandene Gerste für die Whiskyproduktion dieser Zeit verwendet werden durfte, begründete sich darin, die in den Nachkriegsjahren wieder neu zu belebende Wirtschaft durch Exporte zu stärken. Nur sehr wenige Barrel sind bis in die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts erhalten geblieben.

Diese Flasche aus einer minimalen Produktion des Jahres 1946 stellt wahrlich ein Kleinod für jeden Whisky-Liebhaber dar und hat das Potenzial für eine vorprogrammierte Wertsteigerung, sofern man dem Genuss auf Dauer widerstehen kann. Was im Übrigen für fast alle der hier kurz erläuterten Auktions-Highlights gilt.

Schätzpreis: 900 bis 1.250 Euro.

Links

Wer mehr über diese Auktion und im besonders über die hier vorgestellten Weine und Spirituose wissen möchte, der kann sich unter folgenden Links darüber informieren:

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