Gin at it's best

Monkey 47 vs. Koala 48

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 14. April 2019


AUSTRALIEN (Kangaroo Island) – Er ist wohl einer der Besten seiner Gattung, der Gin „Monkey 47“. Weit gefehlt, wenn Sie jetzt an eine Brenner-Dynasty aus den USA oder aus Großbritannien denken, denn dieser Gin stammt aus dem Schwarzwald. Hersteller dieser erlesenen Spirituose, generell aromatisiert mit Gewürzen, darunter vor allem Wacholderbeere und Koriander, ist die Black Forest Distillers GmbH mit Sitz in Loßburg (Baden-Württemberg). Die Zahl „47“ im Namen steht sowohl für den Alkoholgehalt als auch für die 47 Zutaten, da dieser Gin nicht nur aus Wacholder, sondern auch mit einer ganzen Reihe von Kräutern destilliert wird. Kein Geheimnis ist, dass der „Monkey 47“ auch Aromen von frischen Preiselbeeren enthält, damit ist er einzigartig unter seinen Artgenossen und reift mit restlichen Kredenzen in traditionellen Gefäßen aus Naturstein. Ein unvergeßlicher Geschmack, sagen Kenner der Gin-Szene. Es muss was dran sein, denn der „Monkey 47“ ist weltweit gefragt.

Jüngst wurde der „Koala 48“ lanciert – ein Pendant zum „Monkey 47“?

Gegenüber vom baden-württembergischen Loßburg, auf der anderen Seite der Welt – wir schauen nach Australien und dort auf die Adelaide vorgelagerte Insel Kangaroo Island – leben Sarah und Jon Lark. Beide Schnapsenthusiasten haben 2002 ihre eigene Gin-Destillerie namens Kangaroo Island Spirits in Cygnet River gegründet. Anfangs und auch heute noch beziehen beide die Wacholderbeeren für ihre Gins zumeist aus Mazedonien. Dort gibt es ganze Wälder davon und manche Bäume sind über 400 Jahre alt. In Australien ist Wacholder nur selten anzutreffen, das Klima ist hier für diese Baumart nicht besonders geeignet. Und die Beeren der wenigen Wacholder, die man mühsam in den Weiten Australiens suchen und finden muss, würden nie ausreichen, um eine Destillerie zu versorgen. Für ihre Top-Serie wollten die Larks aber frische Wacholderbeeren aus Australien verwenden, daher haben sie in 2014 rund 150 Wacholder in vier verschiedenen Sorten auf ihrem Grundstück gepflanzt, darunter sind Communis Pendula, ursprünglich aus den USA und Communis Hibernicus, ursprünglich aus Irland stammend sowie zwei in Australien heimische Spezies. Ernten lassen sich aber immer noch viel zu wenig Wacholderbeeren aus eigenem Bestand, aber es reicht den Larks, um ihren „Koala 48“ in limitierter Auflage mit 900 Flaschen zu produzieren.

Es hat ein „Geschmäckle“

Die namentliche Nähe des australischen „Koala 48“ der Kangaroo Island Spirits zum deutschen „Monkey 47“ von Black Forest Distillers hat so ein – im wahrsten Sinne des Wortes – „Geschmäckle“. Darauf angesprochen sagt Jon Lark: „Nun ja, klar kennen wir den Monkey 47 und seine besondere Qualität, und ja, der Gedanke liegt nahe, dass wir uns namentlich angelehnt haben. Und dennoch heißt unser Gin anders.“ Und Sarah Lark ergänzt: „Wir befinden uns hier in einem ländlichen Raum. Auf Kangaroo Island gibt es viele Kängurus, aber nur wenige Koalas. Als eines Tages überraschend ein Koala in unsere Produktionsräume spazierte, löste dieses Erlebnis den Namen unseres Gins aus. Unser 'Koala 48‘ besteht aus 48 verschiedenen Kräutern – alle geerntet hier in Australien – und er hat einen Alkoholgehalt von 48 Volumenprozent. Zusammen ist dies die Geschichte, die zum Namen 'Koala 48' führte.“

Die Cousins

Nun haben Gin-Liebhaber zwei entfernte „Cousins“ zur Auswahl, denn eine Verwandtschaft kann man beiden nicht absprechen, allerdings produziert in unterschiedlichen Hemisphären. Beide mit feinen Kräutern destilliert, aber dennoch unterschiedlich im Geschmack. Der „Monkey 47“ ist ein spritziger, außerordentlich frischer Gin. Seine saftigen Zitrusnoten sind animierend, sein Geschmack fruchtig, blumig. Das Finale erinnert an zarte Tannenzweige und Hagebutten. Der „Koala 48“ kitzelt die Nase mit Aromen von Koriander, gepaart mit Ananas und bitterer Zitrone. Die Frische am Gaumen ist merklich und angenehm. Wenn man dann weiß, dass dieser Gin durch die Kräuter Australiens glänzt, dann spürt man am Gaumen den wilden Rosmarin, der an den Küsten im Süden Australiens heimisch ist, denkt an Zitronen- und Anismyrte, die sich dazu gesellen und das Finale auf besondere Art abrunden. Beiden gemein ist der Spaß an den schmeckbaren, intensiven frischen Aromen. Und es gibt noch eine Gemeinsamkeit: beide werden in markante Apothekerflaschen gefüllt.

Während der „Monkey 47“ 2011 auf den Markt kam – 2016 übernahm der französische Getränkekonzern Pernod Ricard die Mehrheit an der Marke – sind die Larks mit ihrem „Koala 48“ ein Underdog in der Gin-Szene. Für die Larks ist dies kein Problem, ihre australische Seele ist durchaus selbstbewusst. Dies zeigt auch ein Vergleich, den Sarah Lark anstellt: „Wenn wir frische Wacholderbeeren von unseren Bäumen pflücken und diese mit den importierten getrockneten Beeren aus Übersee vergleichen, dann ist es so, als würde man Tomaten von selbst angebautem Strauch pflücken und mit einer Tomate aus dem Supermarkt vergleichen."

Der „Monkey 47“, der in viele Länder exportiert wird, ist bei uns ab circa 32 Euro zu haben. Der „Koala 48“ wird in Australien für umgerechnet 60 Euro verkauft. Noch ist er nicht in Europa auf dem Markt, aber das dürfte sich wohl ändern, nicht nur, weil der „Koala 48“ schon bei Verkostungen mit Preisen geehrt wurde und so erste Aufmerksamkeit in der Getränkeszene auf sich zog.

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