Resveratrol

Tausend Flaschen Wein pro Tag

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 11. September 2019


UK (London) – Resveratrol, ein Polyphenol, das naturgemäß in Traubenschalen und Rotwein unstrittig nachweislich enthalten ist, muss immer wieder dafür herhalten, wenn die Wissenschaft sich diesem Thema widmet. Über die Spannweite ausgleichender Eigenschaften wie beispielsweise zur Linderung des polyzystischen Ovar Syndroms bei Frauen, Senkung des Hormonspiegels, aber auch, weil die Wissenschaft dem Resveratrol eine Anti-Krebs-Wirkung zuspricht bis hin zur Förderung der Herzgesundheit, um nur mal einige Merkmale zu benennen, wurden in unzähligen Studien in dieser Dekade erforscht. Eine neue Studie widmet sich nun dem Thema Resveratrol und Bluthochdruck. 

Vasorelaxation

Gerade Bluthochdruck, bekanntermassen ein kaum fühlbarer, nicht schmerzender Zustand, ist eine der Hauptursachen für lebensbedrohliche Krankheiten wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Das Resveratrol verschiedene gesundheitliche Vorteile hat, ist bekannt, aber jetzt ging es der Wissenschaft darum, ob Resveratrol auch den Blutdruck senken kann. Eine neue Studie von Forschern des King's College London versuchte Aufschluss darüber zu geben, warum das Polyphenol gut für die kardiovaskuläre Gesundheit sein kann.

Die Studie, die in der medizinischen Fachzeitschrift Circulation der American Heart Association veröffentlicht und teilweise von der British Heart Foundation finanziert wurde, testete Resveratrol an Mäusen mit Bluthochdruck und beobachtete entsprechende Auswirkungen auf molekularer Ebene. Die Forscher fanden heraus, dass Resveratrol den Blutdruck bei Mäusen senkte, ganz im Einklang mit früheren Studien. Im Gegensatz dazu war es nun überraschend, wie dies abläuft. Es sei dem Resveratrol zugefügter Sauerstoff, der eine „Vasorelaxation“ auslöst – was bedeutet, dass sich dabei die Blutgefässe dehnen und einhergehend sich der Blutdruck senkt.

Antioxidans

Dieses Ergebnis ist deshalb so interessant, da Resveratrol häufig für seine Eigenschaften als Antioxidans – ein chemischer Prozess, der eine Oxidation anderer Substanzen verlangsamt oder gänzlich verhindert – also im Wesentlichen das Gegenteil von dem, was die Wissenschaftler mit ihrer neuen Studie zeigen. Antioxidantien werden seit Langem gelobt, weil sie theoretisch dazu beitragen, die Zellen vor Schäden zu schützen, die durch potenziell schädliche Moleküle verursacht werden, die als freie Radikale bekannt sind und oxidativen Stress in Zellen auslösen.

„Wir denken, dass dies die gleiche Geschichte für viele andere Medikamente und Verbindungen sein könnte, die wir derzeit als Antioxidantien betrachten“, schreiben die Forscher in ihrer Veröffentlichung. „Diese Entdeckung könnte zu einer Verschiebung im Verständnis der Funktionsweise von Resveratrol führen. Wir glauben, dass unsere Ergebnisse dazu beitragen könnten, neue und verbesserte Therapien gegen Bluthochdruck zu entwickeln.“

Kein Freibrief

Diese neue Formel sei „kein Freibrief für übermäßigen Weingenuss“, heisst es in der Erläuterung. Trotz bisherigen Studien, die mäßigen Alkoholkonsum mit der Herzgesundheit verbinden, könne der beobachtete Nutzen von Resveratrol „nicht durch mäßigen Alkoholkonsum“ erreicht werden, sagen die Forscher. Sie erklären, dass die Menge an Resveratrol, die man konsumieren müsste, um nur den Blutdruck zu senken, mehr als „1.000 Flaschen Wein pro Tag“ entsprechen würde – eindeutig keine zu empfohlene Dosis. „Bis weitere Studien und Ergebnisse vorliegen sei eine ausgewogene Ernährung die beste Wahl, um das Gesamtrisiko für Herz- und Kreislauferkrankungen zu senken“, konstatieren die Forscher. 

Vinophiles Fazit

Das heißt: Du kannst Wein trinken, weil du ihn geniesst, nicht wegen deiner Gesundheit.

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