Colorado Amazonica

Ambev protestiert mit Bierpreis gegen Vernichtung des Regenwalds

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 5. Oktober 2020


BRASILIEN (Brasilia) – Wir wissen längst: Der größte tropische Regenwald der Welt, mit einer immensen Artenvielfalt, zu der 40.000 verschiedene Pflanzenarten, 300 Säugetierarten und 1.300 Vogelarten gehören ist gefährdet. Die „Lunge der Welt“, wie man diese Wald- und Flussregion auch nennt, ist zwar nachweislicht kein übermäßiger Sauerstofflieferant, weil er den von ihm produzierten Sauerstoff selbst verbraucht, aber im unberührten Zustand absorbiert dieses riesige Gebiet eine enorme Menge an CO2 aus der Atmosphäre. Der Amazonas ist daher nachweislich als eine gewaltige Klimaanlage zu bezeichnen, die den Planeten kühlt. Wer hierzu genaueres erfahren will, kann dies auf der Webseite von National Geographic nachlesen.

In Zeiten der Corona-Pandemie tritt die Natur in den Medien zurück, aber ohne auch sie zu schützen haben wir noch schlechtere Karten. Nach Angaben des nationalen Instituts für Weltraumforschung wurden im August etwa 1.360 Quadratkilometer Wald abgeholzt, ein Gebiet, etwa so groß wie zwei Drittel des Saarlands. Ein Höchstwert in den bisherigen Monaten des Jahres 2020.

Colorado Amazonica

Seit Jahren wehren sich verschiedenste Initiativen gegen die drohende Vernichtung des Regenwaldes. Jüngst hat sich der brasilianische Brauereikonzern Ambev (Teil des globalen Getränkeriesen AB Inbev) eingeschaltet und macht mit einer neuen Biersorte plus eigenem Preisindex auf die rapide fortschreitende Vernichtung des Regenwaldes im Amazonas aufmerksam: Der Preis der Flasche „Colorado Amazonica“ sinkt, wenn die Urwaldvernichtung zurückgeht – bei einer negativen Entwicklung dagegen steigt er. Das Geld aus dem Verkauf des Biers geht laut Anbev ausschließlich an Gemeinden und Einwohner im Nationalpark Amazonia im brasilianischen Bundesstaat Para, die dem Netzwerk „Rede de Cantinas da Terra do Meio“ angehören – Indigene, Flussanlieger und Kleinlandwirte.

Eine weitere Besonderheit des „Colorado Amazonica“ sind seine Inhaltsstoffe. Gebraut wird das Bier mit Mehl aus der Palmfrucht Babaçu und der Philodendronart Pacová. „Colorado Amazonica“ gibt es nur online. Startpreis waren 5,49 Réais (etwa 90 Cent). Wöchentlich wird ein neuer aktueller Preis errechnet, der sich an der Entwicklung der Regenwaldfläche der vergangenen vier Wochen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum orientiert. Heute bewegt sich der Preis für eine Dose Bier umgerechnet Richtung 8,50 Euro – schlecht für Biertrinker, schlecht für den Regenwald.

Gegen Bolsonaro - Für Amazonien

In Brasilien wächst der Druck von Unternehmen und Investoren auf Präsident Jair Bolsonaro, gegen die Vernichtung des Amazonas-Regenwaldes zu kämpfen, statt sie zu begünstigen. Im ersten Amtsjahr Bolsonaros 2019 nahm die Vernichtung des Regenwaldes um mehr als 85 Prozent zu – eine Fläche fast in der Größe Libanons verschwand. In den ersten acht Monaten dieses Jahres sieht es etwas besser aus, allerdings nur im Vergleich zum schlimmen Vorjahr. Bis August wurden 6086 Quadratkilometer Regenwald in Brasilien vernichtet, das ist mehr als im ganzen Jahr 2018.

Das Bierprojekt gehört zu den Initiativen, wie der Amazonas-Regenwald nachhaltig genutzt werden kann. Solche Aktionen kommen inmitten der internationalen Kontroverse über das hohe Ausmaß der Abholzung des Amazonasgebiets, für die viele den ultrarechten Präsidenten Jair Bolsonaro verantwortlich machen, der die Öffnung des Waldes für Bergbau und landwirtschaftliche Aktivitäten unterstützt. Dagegen finden solche Projekte zur Erhaltung des Regenwalds Unterstützung von den Banken Brasiliens und der Interamerikanischen Entwicklungsbank IDB, mit Sitz in Washington, die  allesamt eine Entwicklung der „grünen“ und nachhaltigen Ökonomie Amazoniens fördern wollen.

Die Unterstützer wissen große Teile der Bevölkerung hinter sich. Eine von der Brasilianischen Bankenvereinigung (Febraban) in 2020 durchgeführte und jüngst veröffentlichte Umfrage zeigt, dass 83 Prozent der brasilianischen Bevölkerung mit der Erhaltung des Amazonaswaldes unzufrieden sind, wobei 35 Prozent der Befragten den Wald als den größten natürlichen Reichtum Brasiliens betrachten.

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