Schmugglerdepot

Whisky aus der Prohibitionsära

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 28. November 2020


USA (Ames) – Für dieses Jahr stand die Restaurierung ihres Anwesens an, dass der Architekt Nick Drummond und der Florist Patrick Bakker erst letztes Jahr im Dorf Ames (Bundesstatt New York) erworben hatten. Als es dann soweit wahr, staunten Drummond und Bakker ob ihrer Entdeckung. Die Geschichte führt zurück in die Vergangenheit. „Einst soll ein dubioser Mann namens Adolph Humpfer unser Haus bewohnt haben, der zur Prohibitionszeit wohl von sich reden machte“, wird Bakker in den regionalen Medien zitiert. Es sei eine zweifelhafte Geschichte, die man sich hier auf dem Land erzähle. „Aber wir haben uns darüber keine weiteren Gedanken gemacht“, ergänzt Drummond.

Adolph Humpfer, mit dem Titel eines Grafen und aus Deutschland (Bayern) stammend, soll zwielichtigen Geschäften nachgegangen sein. Unter Schmugglern war er damals bekannt, er war während der Prohibitionszeit eine Szenegröße im Kreis der Alkoholmafia. „So ein Kerl, der für Gesprächsstoff sorgte“, sagt Bakker. Mit illegalen Geschäften soll er sich ein Vermögen angehäuft haben. Jedenfalls baute der von Mythen behaftete und mit mehreren Frauen gleichzeitig verheiratete Humpfer in 1915 das damals stattliche Haus des Paares Drummond und Bakker. Mitte der 1930er Jahre verstarb Humpfer ohne Nachfahren zu hinterlassen. Dass man nochmal vom Grafen Humpfer hören würde, sich Details seiner Machenschaften offenbaren würden, „dass hätte sicher keiner gedacht“, meint Bakker.

Vergessenes Whisky-Versteck

Als die beiden Hausbesitzer sich ans Werk machten und gerade dabei waren, eine Reihe morscher Latten entlang der Hausseite zu entfernen, entdeckten sie ein eingewickeltes Päckchen. „Wir waren überrascht in einem Hohlraum erst eines und dann noch weitere Päckchen zu finden“, erzählt Drummond. Die besagten Päckchen bestanden auf den ersten Blick aus verwittertem Stoff und Stroh. Während beide die Wand Stück für Stück weiter aufrissen, die Päckchen von ihrer Umhüllung befreiten, entdeckten sie darin eingewickelte Flaschen. „Wir hielten plötzlich uralten Whisky in Händen. Unser erster Gedanke war, das ist ehemals vergessene heiße Ware. Und, der Humpfer war tatsächlich ein Schmuggler“, erzählt Drummond. „Unsere Wände sind aus Alkohol gebaut“ ist im Instagram-Account von Drummond und Bakker zu lesen, wo beide ihren unglaublichen Fund beschreiben. 

Wertvolle Schmugglerware

Insgesamt förderten beide 66 Flaschen Whisky aus der aufgebrochenen Wand. Alle stammen aus der Zeit, als in den USA während der Prohibition (17. Januar 1920 bis 5. Dezember 1933) die Produktion und der Genuss von Alkohol landesweit verboten war. Das Gros der Flaschen wurde in den 1920er Jahren gefüllt. Auf den teilweise noch gut erhaltenen Etiketten steht: „Old Smuggler Gaelic Whisky“, eine Marke, die heute noch existiert, produziert und vertrieben wird. „Ein Teil der Flaschen ist noch intakt, wohl auch was den Inhalt betrifft, hoffen wir jedenfalls“, sagt Drummond. Erste Schätzungen taxieren den Wert der fast 100-jährigen Flaschen auf rund 800 Euro je Stück. Drummond und Bakker wollen alle intakten Flaschen verkaufen, nur eine wollen sie behalten, um ihren Schmugglerfund gebührend zu feiern.

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