Moderne Mainstream-Weine aus Frankreich

01.06.2008 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH - Nachdem die Franzosen lange den international boomenden Markt einfacher Weine nicht bedienen wollten, hat man aktuell die Richtlinien gelockert, um nun auch fruchtige "Mainstream-Weine" produzieren zu können.

 

Neue Techniken sind nun erlaubt, beispielsweise das Zufügen von Holzchips oder ergänzende Tannine. Die so vinifizierten Weine werden in einer neuen Kategorie geführt, wonach die Rebsorte den Wein definiert und nicht die Herkunft. Diese muss nun auf dem Etikett vermerkt sein, beispielsweise Merlot, Cabernet, Chardonnay, Grenach und ebenfalls der Jahrgang.

Nachdem die Franzosen bereits vor dem Jahrhundertwechsel beginnend weltweit Marktanteile verloren haben und man dafür nun die antiquierte Einstufung und Konzentration auf die Mystik des Terroir verantwortlich gemacht hat, reagierte nun die Politik. Präsident Sarkozy und sein Kabinett billigen die neuen Maßnahmen. In einem Fünf-Jahres-Plan sollen nun mittels der neuen Richtlinien bzw. Möglichkeiten wieder Marktanteile zurück gewonnen werden.

Die Franzosen wollen mit den Weinen dieser neuen Kategorie und zusätzlich mit kreativen neuartigen Etiketten vor allem ein modernes Bild schaffen, um somit auch die Supermarkt-Käufer zu erreichen. Denn die klassischen Weine Frankreichs sind diesen Kunden meist zu kompliziert und werden zudem nicht verstanden, so der Tenor aus Politik, Verbänden und Produzenten. Auch die traditionellen Etiketten sind nicht verkaufsfördernd, im Gegenteil. Vor allem die jungen Verbraucher nehmen sich fast ausschließlich Weine mit originellen Etiketten aus den Supermarkt-Regalen.

Natürlich regen sich verstärkt die Traditionalisten gegen die neuen Maßnahmen. Sie befürchten, dass nun auch die Franzosen versucht sein könnten, zuckerhaltige oder mit Kohlensäure versetzte Weine zu produzieren und damit das Ansehen und Image des klassischen französischen Weins schaden könnten. Allein der Glaube an das "Savoir-fair" der französischen Winzer reicht ihnen nicht aus.

Doch die Kritiker werden die neuen Methoden nicht aufhalten können. Die Franzosen müssen reagieren, um mit "neuen" Weinen weltweit ihre einstige Wein-Referenz wieder zu erobern. Denn Frankreich ist im Export im Vergleich zu anderen Weinnationen empfindlich zurückgefallen. Nur mit hochwertigen Weinen wie dem Champagner, der Bordeaux und Burgunder Weine halten sie noch die Spitze im hochwertigen Sortiment. Jetzt geht es aber darum auch die Weintrinker in Indien und China zu bedienen, sowie die junge Generation weltweit, die leicht zu trinkende, fruchtige Weine wünschen.

Es wird spannend sein, wie sich nun die französischen Erzeuger auf die neuen Methoden einstellen und welche Qualitäten sie produzieren werden. Wenn sie an ihrem traditionellem Qualitätsanspruch festhalten, dann werden auch die "neuen" Weine eine Bereicherung des Marktes werden. Wir werden sehen und berichten.