Eine Entdeckung - Das aufstrebende Weingut Simon´s aus dem Spessart

27.05.2009 - arthur.wirtzfeld

DEUTSCHLAND (Alzenau-Michelbach) - "Ich habe mich etwas gewundert, als Kempinski angerufen hat", gibt Severin Simon zu, als wir einen kleinen Spaziergang durch seinen Weinberg machen. Doch eigentlich nur deshalb, weil sein im Naturpark Spessart verstecktes Weingut selbst Weinkennern noch wenig bekannt ist. Doch dies dürfte sich bald ändern. Der erst 33jährige, tatendurstige Mann hat längst für sich den Weg im Kopf vorgezeichnet, den er mit seinem Winzerhof gehen will. Und sein Ziel hat einen klaren Namen: Qualität.

 

"Man muss langfristig denken", bekennt er und zeigt auf die jungen Chardonnay-Reben, die er neu gepflanzt hat. "Ich habe hier gleich zwei sehr schöne Terroirs." Im Steinberg und Apostelgarten sei der Boden von Gneis und Glimmerschiefer bestimmt, im Aloisengarten haben die Rebstöcke dagegen wunderbar fruchtbare Löss-Lehmböden auf einem Untergrund aus Urgestein. Sicherlich beides aussichtsreiche Böden, um mineralisch vielschichtige und ausdrucksstarke Trauben zu ernten.

Severin Simon ist hier aufgewachsen. Er hat als Kind hinterm Hof gespielt. So wie seine Vorfahren schon. Die Simons haben schon vor Jahrhunderten hier gewohnt. Mit der Ausweitung des Weinanbaus hat aber erst sein Vater begonnen. Seit der Sohn ganz allein über das kleine Weingut herrscht, begann er gleich, die Reben zu wechseln - hin zu alten, traditionsreichen Sorten.

Zudem hat der studierte Weintechniker mit Meisterpreis die Prinzipien und Kniffe der traditionellen Traubenherstellung wiederentdeckt. Beispielsweise siedelte er verschiedene Nützlinge an und zog zwischen die Reben eine natürliche Dauerbegrünung aus Gräsern, Kräutern und Löwenzahn. Sie schützt vor Erosion und Schädlingen. "Die ganze Fläche lebt und atmet jetzt und hat ein intaktes biologisches Mikroklima," erläutert Simon.

Überhaupt, Severin Simon spricht gerne vom schonungsvollen Umgang mit den Weinstöcken, den Reben und den Weinen in den Fässern. Der Weg der Trauben in den Weinkeller ist zudem so kurz, wie man es nicht immer hat. Die 5 ha Anbaufläche liegen direkt hinterm Hof. "Da gebe ich Ihnen die Garantie, dass die Trauben absolut frisch gepresst werden und nicht womöglich vorher stundenlang auf einem Lastwagen durch die Gegend gefahren wurden. Da oxidiert nichts."

Beim Probieren fällt auf, dass die Weißweine wenig gemein haben mit den typischen Frankenweinen. Sie wirken weniger erdig-würzig und haben einen volleren Fruchtton mit überraschend vielen Nebenakzenten. Dabei spielt auch eine Rolle, wie bewusst und sorgsam der junge Winzer die Weine ausbaut.

Er setzt auf die traditionelle Vinifikation. Besonders stolz ist er auf seine Barrique-Weine, die er in Fässern aus der Spessart-Eiche "von nebenan" entwickelt. "Das ist ein tolles Holz", schwärmt er. "Das sind praktisch die gleichen Bäume, die im Sommer hier etwas Schatten spenden." Auch die Gärbottiche sind aus diesem gesunden, dicht gewachsenen Holz gemacht.

Wirtschaftlich steht der junge Mann auf festen Beinen. Sein Händlernetz baut er langsam aus, wobei ihm wie beim Wein nicht an der Menge gelegen ist, sondern an der Qualität. Er sucht nach Händlern, "wo wir uns beide gefallen", sonst lohne meistens weder für den einen noch für den anderen das Engagement.

Dass bei seinem Einsatz am Ende wirklich Hervorragendes auf die Flaschen gezogen wird, ist deutlich zu schmecken. Kein Wunder, dass auch der Sommelier von Kempinski Gravenbruch begeistert war. Zwei Weine des Weingut Simon finden sich jetzt im Kempinski Gravenbruch auf der Weinkarte, darunter der halbtrockene Bacchus, dessen kräftig-sinnliche Fruchtaromen und feine Eleganz wirklich deutlich machen, dass hier im Spessart Großes entsteht. Ganz zu schweigen von dem trockenen Kerner Kabinett aus dem Aloisgarten. "Der ist mein Liebling", gesteht Simon, obwohl er sie ja eigentlich alle mag und mit der gleichen Hingabe pflegt.