Vinexpo: China offenbart seine Leidenschaft für französische Rotweine

23.06.2009 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Bordeaux) - Kaum hatten die Besucher der Vinexpo die ersten Stände besucht, da kündigte die Hong Kong A&A International , ein chinesischer Luxuskonzern, den Kauf des historischen Château Richelieu mitsamt einem 17 ha großen Grundstück, umgeben von 14 Hektar Rebflächen, an (Wir berichteten). Laut Finanzberater Marc Sabate, der das Geschäft vermittelte, sei es Ziel der Chinesen, die Marke zu erhalten und jährlich 70.000 Flaschen Rotwein nach China zu importieren.

 

"Ich vermute, dass der Kauf des Château Richelieu und die damit verbundenen sicheren Exporte der Rotweine des Gutes nach China war eine gute Idee" so Philippe Laqueche, General Manager von Yvon-Mau, der fünftgrößten Weinhandlung in Bordeaux mit einem jährlichen Umsatz von 100 Millionen Euro. Yvon-Mau beschäftigt momentan fünf Vollzeitmitarbeiter in China, die 2008 einen Exportumsatz von 5 Millionen Euro erreichten, mit steigender Tendenz.

Einer aktuellen Studie zu Folge schickt sich China gerade an, bis zum Jahr 2012 das siebtgrößte Verbraucherland bezüglich Wein zu werden. Aktuell trinken die Chinesen noch ihren eigenen Wein, oftmals mit ausländischen Etiketten versehen. Aber die heranwachsende Mittelklasse will keinen Fake-Wein, sie wollen echten Rotwein, und den bitte vornehmlich aus Frankreich.

"Sie sind durstig nach Rotwein mit fremdem Etikett" sagt Philippe Laqueche und erklärt weiter: "Aber die stetig steigende Nachfrage ist eine Herausforderung, gerade bei Logistik, Verzollung, Transport, Marketing und Verkauf in China. Insbesondere ist es schwer einen vertrauenswürdigen Partner in China zu finden".

"Ich kann dies bestätigen" sagt Christophe Truin, Export-Manager für - Les Grands Chais de France - (GCF), dem größten Wein-Exporteur in Frankreich. "Wir hatten diese Probleme zuerst auch, jetzt haben wir diese im Griff. Aktuell arbeiten wir daran die chinesischen Verbraucher zu informieren und Ihnen, soweit es geht, Weinkultur beizubringen, damit diese nicht nur einmal einen Wein kaufen, sonder sich zu echten Kunden entwickeln".

"Die chinesischen Verbraucher haben keine Ahnung" bestätigt Peng Jia, Direktorin der "Neuen Wein-Welt-Schule" in der chinesischen "Wein-Stadt" Shanghai, dort wo es die größten Weinshops des Landes gibt. "Sie können mit den auf den Etiketten gedruckten Informationen nichts anfangen. Sie kaufen Wein allein auf der Grundlage von zwei Kriterien, Preis und Aussehen der Flasche bzw. des Etikettes".

Peng Jia kooperiert in Partnerschaft mit der renommierten London-Based Wine and Spirit Education Trust (WSET), die preisgekrönte Sommeliers und Master of Wine nach Shanghai entsenden, um den Chinesen Wein-Know-How beizubringen. Peng Jia´s Weinschule öffnete erst kürzlich und schon stapeln sich die Anträge interessierter Chinesen zur Teilnahme, darunter vor allem auch Weinprofis und private Weinliebhaber.

Auf der Vinexpo wurde Peng Jia fündig, ausgerechnet bei dem Önologen und Winzer Michel Rolland, der weltweit über 100 bedeutende Weingüter in 13 Ländern berät. Sie hätte Rolland liebend gerne für Gastvorträge in ihrer Schule engagiert. Doch Rolland hat das China-Geschäft bisher verschlafen. Er selbst hat es noch nicht geschafft seine eigenen Weine erfolgreich nach China zu exportieren.

"Da wir in China nicht recht voran kommen, haben wir uns einen chinesischen Oenologen ins Team geholt, dessen Familie auch selbst Weinbau im Norden Chinas betreibt", so David Lesage, Export-Direktor für die Rolland Collection. "Unser Oenologe Ma Lin pendelt monatlich zwischen Frankreich und China. Hier in Frankreich erhält er unser Knwo How. Dann in China übersetzt er die Etiketten und ist vor allem dafür zuständig, dass seine Landsleute die Roland-Weine verstehen".

Der Oenologe Ma Lin und die Initiatorin der "Neuen Wein-Welt Schule", Peng Jia genießen die Herausforderung, nicht nur Weine nach China zu bringen, sondern vielmehr ihren Landsleuten Weinkultur zu vermitteln.