Best-of-Riesling: Überraschung aus Franken

09.07.2010 - RK.YOOPRESS-EM R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Neustadt-Hambach) - Der Initiator selbst musste zwar wegen dringender politischer Termine in Mainz bleiben. Aber auch ohne Hendrik Hering, dem Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau von Rheinland-Pfalz, ging die Gewinner-Bekanntgabe des vom Ministerium seit 2000 im zweijährigen Rhythmus veranstalteten Wettbewerbs best-of-riesling auf dem Hambacher Schloss in Neustadt-Hambach an der Weinstraße reibungslos über die Bühne.

 

Aber es kam zu einer großen Überraschung. In der mit Abstand am stärksten besetzten Kategorie „trockener Riesling“ (1055 von insgesamt 1877 Weinen) gewann kein Erzeuger aus einem klassischen Rieslinggebiet, sondern ein Franke. Und der gehört nicht mal zur Prominenz. Winzer Armin Heilmann aus Michelbach, der vor einem Jahr zumindest als neuer Trauben-Betrieb im Gault Millau auf sich aufmerksam machte, hatte wohl niemand auf der Rechnung.

„Das sind vielleicht doch etwas die Folgen des Klimawandels“, meinte Professor Dr. Ulrich Fischer vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinland-Pfalz in Neustadt, der für die Organisation verantwortlich war und mit seinem Team alles bestens im Griff hatte. Nur nicht alle der etwa 150 Juroren aus rund 15 verschiedenen Nationen bis hin zu Kanada, Australien und Finnland.

Zum Teil gab es gewaltige Unterschiede bei den Bewertungen, weil das angewandte OIV-Punktesystem vielfach sehr unterschiedlich interpretiert wurde. Es gab Juroren, die zum Beispiel überreife Weine mit deutlich unter 80 Punkten gerecht abstraften, während sich andere bei solchen Weinen an mehr als 90 Punkte wagten und nur ein Kopfschütteln bei ihren Kollegen am Tisch ernteten. Erstaunlich war in der Vorrunde, dass es doch reichlich Mittelmaß und sogar schlechte Weine gab, die ins Rennen geschickt wurden.

Nach einer gründlichen Auswertung waren zumindest in der Spitze die meisten Ergebnisse in den verschiedenen Kategorien gut nachvollziehbar. Der Franke Heilmann wurde zum Beispiel verdienter Sieger im Stechen vor zwei Weinen aus dem Rheingau. Auch die gewaltige, delikate Trockenbeerenauslese 2009 des eigentlichen Rotwein-Spezialisten Philipp Kuhn aus Laumersheim lag souverän auf Platz eins. Bei den halbtrockenen Gewächsen bekundeten hinterher selbst Vertreter aus der Pfalz, dass eigentlich der Wein von Jacob Jung aus dem Rheingau, der Rang zwei belegte, der Bessere gewesen sei. Aber der Unterschied war nicht elementar.

Verwunderung erregte allerdings der (angeblich) beste Riesling aus der Neuen Welt, ein uralt anmutender 2008 aus dem Staat New York, bei dem Experten eindeutig UTA (untypischer Alterungston) feststellten. Die Kategorie war wohl denkbar schlecht in Sachen Qualität besetzt. Hier hätte die Jury eigentlich nur ein Ergebnis fixieren können: kein Sieger mangels Klasse.

Trotz allem blieb Weinbauminister Hendrik Hering bei der Feststellung, dass die Rieslingtraube die ungekrönte Königin unter den Weißweinreben ist, aus der feinste und komplexeste Weine gewonnen werden, die Eigenarten des Terroirs unvergleichlich widerspiegeln. Freuen konnte er sich vor allem, dass die Anstellungszahl gegenüber 2008 um rund zehn Prozent zugenommen hatte. Die Anstellungen waren auf drei Weine pro Betrieb begrenzt (Teilnahmegebühr bei einem Wein 50 Euro, bei drei Weinen 100 Euro). Medienpartner wie Vinum, Selection, Frankfurter Allgemeine und wein-plus.de sollen die Ergebnisse unter die Leute bringen. 

Die diesjährigen Gewinner:

Kategorie 1 - Trockene Rieslinge

  • Platz 1: 2009 Michelbacher Apostelgarten, Spätlese
    Weingut Heilmann, Alzenau, Franken
  • Platz 2: 2009 Erbach Hohenrain, Alte Reben
    Weingut Jakob Jung, Eltville-Erbach, Rheingau
  • Platz 3: 2009 Hochheimer Hölle, Spätlese
    Weingut Heinrich Baison, Hochheim, Rheingau

Kategorie 2 - Halbtrockene Rieslinge

 

  • Platz 1: 2009 Sausenheimer Honigsack, Kabinett
    Weingut Schenk-Siebert, Grünstadt-Sausenheim, Pfalz
  • Platz 2: 2009 Erbach Steinmorgen, Spätlese
    Weingut Jakob Jung, Eltville-Erbach, Rheingau
  • Platz 3: 2009 Rüdesheimer Berg Roseneck, Kabinett
    Weingut Dr. Corvers-Kauter, Oestrich-Winkel, Rheingau

Kategorie 3 - Fruchtig-süße Rieslinge

 

  • Platz 1: 2009 Zeller Nußberg, Spätlese
    Weingut Stephan Fischer, Zell, Mosel
  • Platz 2: 2009 Schloss Fürstenberg, Spätlese
    Weingut Florian Weingart, Spay, Mittelrhein
  • Platz 3: 2009 Erdener Treppchen, Spätlese
    Weingut Hermann-Josef Schwaab, Erden, Mosel

Kategorie 4 - Edelsüße Rieslinge

 

  • Platz 1: 2009 Laumersheimer Kirschgarten, TBA, Großes Gewächs
    Weingut Philipp Kuhn, Laumersheim, Pfalz
  • Platz 2: 2009 Würzburger Stein, Beerenauslese
    Weingut Juliusspital, Würzburg, Franken
  • Platz 3: 2009 Weisenheimer Hahnen, Trockenbeerenauslese
    Weingut Langenwalter, Weisenheim am Sand, Pfalz

Bester europäischer Riesling

 

  • 2009 Wormeldange Koeppchen „Les Terrasses“
    Domaine Alice Hartmann, Wormeldange, Luxemburg

Bester Riesling aus der Neuen Welt

 

  • 2008 Cayuga Lake
    Cayuga Ridge Estate, Ovid, New York

Beste Riesling-Kollektion

 

  • Weingut Wilker Pleisweiler-Oberhofen, Pfalz
    2009 Riesling trocken
    2009 Riesling Kabinett trocken
    2009 Riesling Spätlese trocken
     
  • Weingut Kees-Kieren, Graach, Mosel
    2009 Graacher Domprobst, Steillage Spätlese trocken
    2009 Graacher Himmelreich, Spätlese
    2007 Graacher Himmelreich, Trockenbeerenauslese