Rémy Grasser fordert Süße-Code auf elsässischen Weinetiketten

30.08.2010 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Colmar) - Gerade als neuer Präsident des Elsässer Weinverband CIVA (Conseil Interprofessionnel des Vins d'Alsace) im Amt, lässt Rémy Gresser, der sich die Umsetzung der notwendigen Umstrukturierungen im Zuge der EU-Weinmarktreform zur Durchsetzung im Elsass vorgenommen hat, auch Taten sprechen. Als erstes will er die Weinetiketten umkrempeln. Er will erreichen, dass der Konsument auf einen Blick über die Herkunft des Weines, seine Geschmacksrichtung und eine Speiseempfehlung Auskunft erhält. Besonders empfiehlt Gresser den Elsässer Erzeugern die Kennzeichnung des Süßsegrades ihrer Weine.

 

Im Grunde ist die Information auf den Etiketten der Elsässer Weine erfrischend klar. Als Hauptelemente findet man den Namen des Erzeugers, die Rebsorte und eine Information über Abfüllungen aus Vorzugslagen (Grand Grus). Trockene Weine sind überhaupt nicht als solche gekennzeichnet und Weine mit Restsüße enthalten die Bezeichnungen „Verdange tardive“ (Spätlese) oder „Sélection de grains nobles“ (Beeren- bzw. Trockenbeerenauslese). Dazwischen herrscht Unsicherheit über den Süßegrad. Frische, traubige Weine sind als solche nicht erkennbar und es kann Überraschungen geben, wenn zu wuchtige oder süße Weine beim Essen geöffnet werden.

Genau dort setzt Rémy Gresser, der seine Weine biodynamisch erzeugt, an. Er nutzt schon seit geraumer Zeit eine spezielle Information auf seinen Etiketten, die eben deren Süßegrad angibt. „Die Kennzeichnung ist gegenwärtig unvollständig“, sagt Gresser. „Ich möchte einen Code einführen, der den Wein in der Süße auf einer fünfstufigen Skala kennzeichnet.“ Nach seinen Vorstellungen sollen die Bezeichnungen sec (trocken), demi-sec (halbtrocken), moelleux (süßlich) und liquoreux (edelsüß) zukünftig verwendet werden.

„Etiketten sind eine fantastische Gelegenheit, um mit den Verbrauchern zu kommunizieren und es ist schade, dass die Elsässer Winzer dies nicht ausreichend nutzten“, sagt Gresser. „Oft wissen die Verbraucher nicht, welcher Stil der jeweilige Wein hat, der erheblich variieren kann – das müssen wir ändern und es geht ganz einfach über eine Information auf dem Etikett.“

In der Vergangenheit und auch jetzt haben einige namhafte Erzeuger im Elsass Bedenken gegen eine spezielle Angabe der Geschmacksrichtung angemeldet. Sie argumentieren, dass sich die Süße ihrer Weine im Laufe der Zeit ändern würde und dadurch eine Kennzeichnung unsinnig sei. Aber Gresser kontert: „Die große Mehrheit der Verbraucher konsumiert den Wein sofort oder in kurzfristiger Zeit – ich sehe diesbezüglich überhaupt kein Problem.“

Nicht zuletzt wird Gresser die notwendigen Umstrukturierungen im Zuge der EU-Weinmarktreform auch im Sinne eines einheitlichen Auftritts der Elsässer Winzer auf den Weg bringen. Ob nun auch der „Gresser-Süße-Code“ auf den Etiketten Einzug hält, wird sich zeigen.