Andreas Liegenfeld: Burgenländischer Winzer macht Karriere in der Politik

25.07.2011 - R.KNOLL

ÖSTERREICHf (Donnerskirchen) - In Rheinland-Pfalz gab es das schon mal. Mitte der achtziger Jahre wurde ein aktiver Winzer aus der Pfalz Weinbauminister. Dieter Ziegler (Jahrgang 1937) aus Maikammer hatte das Pech, ausgerechnet in der Zeit des Glykol-Skandals, der auch in Deutschland hoch kochte, ans Ruder zu kommen. Der rechtschaffene Pfälzer feuerte einige Beamte und scheiterte mit seinem Bemühen, Korrekturen im Weingesetz durchzusetzen. 1990 wurde er abgelöst.

 

Unter ganz anderen Vorzeichen kam jetzt in Österreich ein ambitionierter Winzer zu Ministerehren. Wobei das in Austria anders betitelt wird. Andreas Liegenfeld (47) aus Donnerskirchen, 20 Jahre lang Chef eines florierenden 30-Hektar-Betriebs, nennt sich Agrarlandesrat. Er ist im Burgenland seit wenigen Wochen zuständig für Landwirtschaft, Umwelt, Forstwirtschaft, Tierschutz, Jagdwesen, Wasserwirtschaft und ländliche Neuordnung. Bei Amtsantritt nahm er mutig das Wort „Weinskandal“ in den Mund und meinte gegenüber dem Branchenmagazin „Der Winzer“: „Der leidige Skandal hat uns gelehrt, dass Zusammenarbeit und Weltoffenheit Garant für eine erfolgreiche Zukunft sind.“

Teamwork schätzt der Burgenländer sowohl im Weinbau als auch in der Politik. Er war einst engagiert in der Jungen ÖVP, war dann Gemeinderat in Donnerskirchen und avancierte schließlich 2010 zum stellvertretenden ÖVP-Bezirksparteiobmann. 2008 wurde er zum Obmann der Burgenländischen Weinwerbung gewählt. Ein Jahr später kamen die Ämter als Präsident des Burgenländischen und Vizepräsident des Österreichischen Weinbauverbandes hinzu. Außerdem sitzt er im Aufsichtsrat der Weinmarketing Österreich.

Die Ernennung zum Agrarlandesrat war für ihn selbst überraschend. Sein Vorgänger musste wegen Tricksereien auf lokaler Ebene zurück treten. Sein Vorvorgänger Niki Berlakovich, seit 2008 österreichischer Landwirtschaftsminister (in Austria auch Lebensministerium genannt), würdigte Liegenfeld als „begeisterten Landwirt und eine weltoffene, kompetente und innovative Persönlichkeit.“

Der neue Agrarlandesrat denkt vielleicht an die im Burgenland nicht niedrigen Weinpreise, wenn er meint: „Lebensqualität lässt sich nicht an der Anzahl erstandener Schnäppchen quantifizieren.“ Er sieht das Burgenland mit seinen vielfältigen, hochwertigen Produkten aus bäuerlicher Landwirtschaft als einen Wirtschaftsmotor für die Bevölkerung.

Der Weinbau gehört dazu. „35 Prozent der Wertschöpfung der Agrarwirtschaft entfallen auf den Wein“, weiß Liegenfeld. Der Rebbau gehört auch zu seinem Ressort, obwohl das Wort „Wein“ nirgendwo in den verschiedenen Bereichen seines Amtes auftaucht. „Ich brauche den Titel Weinbauminister nicht“, lacht er. „In Deutschland mag man das gelegentlich anders sehen.“

Der burgenländische „Ressortchef Wein“ hat Zuhause den Betrieb an seine Frau Gerda überschrieben, die ihn mit Unterstützung eines tüchtigen jungen Weinbau- und Kellermeisters (Manuel Kreiler) weiter führt. „Der hat schon drei Ernten mit mir eingebracht, das wird klappen.“ Geblieben ist ihm die Position als Präsident des Burgenländischen Weinbauverbandes. Er wird auch weiterhin im Vorstand der regionalen Weinwerbung mitwirken und dem Aufsichtsrat der Weinmarketing angehören. „Ich bin schon noch fest in der Weinszene verankert“, versichert Liegenfeld. Den burgenländischen Weinbau sieht er als dynamische Branche und gut aufgestellt. „Wenn alles in der Agrarwirtschaft so funktionieren würde wie im Weinbau, dann hätte ich ein leichtes Amt“, urteilt er.

Wie lange er in der hohen Politik bleiben wird, ist nicht abzusehen. Für ein eventuelles Comeback im Wein hat er ein gutes Vorbild. Paul Rittsteuer, von 1987 bis 2005 Agrarlandesrat und einer der Väter des burgenländischen Weinerfolges (er holte dafür viele Fördermittel aus der EU-Kasse, die Investitionen in die Kellerwirtschaft möglich machten), wurde nach dem Ruhestand im kleinen Familienbetrieb in Neusiedl am See als Winzer aktiv und ist außerdem noch Präsident der Renommierten Weingüter Burgenland.