Fünf Südpfälzer Freunde - und Querköpfe

11.06.2011 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Landau) - Sie nennen sich „Fünf Winzer - Fünf Freunde aus der Südpfalz“, weil es vor 20 Jahren ein Quintett war, das bei einer Zusammenkunft im malerischen Sankt Paul bei Schweigen an der Grenze zum Elsass den gemeinsamen Entschluss fasste, einen Rotweintyp zu entwickeln, der hohen internationalen Standard besitzt. Und ansonsten wollte man sich auch noch „großen Weißweinen“ widmen. Im Untertitel nannten sich Fritz Becker (Schweigen), Hansjörg Rebholz (Siebeldingen), Rainer Kessler (Godramstein), Karl-Heinz Wehrheim (Birkweiler) und Thomas Siegrist (Leinsweiler) auch „fünf Querköpfe“.

 

Die Lust am Feiern ist den gestandenen Winzern in den zwei Jahrzehnten nicht vergangen. Sie bewiesen es vor kurzem mit einem Fest am „Geburtsort“ Sankt Paul für Freunde der Freunde und für Partner aus dem Handel und der Gastronomie. Dabei hatten sie verdientermaßen noch Glück mit herrlichem Sommerwetter. Nur sind es inzwischen ein paar Freunde mehr - Rainer Kessler hatte schon immer einen Bruder namens Gunter an seiner Seite. Bei Siegrist wirkt neben Tochter Kerstin Schwiegersohn Bruno Schimpf mit, bei Fritz Becker ist es der eigene Junior. Zudem hat die Gruppe jede Menge Freundschaftsdienste für die Südpfalz geleistet.

Dass diese Region zwischen Neustadt/Weinstraße und der Grenze mit Landau als Metropole, die einst als „süßliche Weinstraße“ missachtet wurde, heute auf breiter Front Anerkennung findet und sich hier eine ganze Reihe guter Winzer etabliert haben, hat sicher etwas mit der Vorbildfunktion der „Fünf Freunde“ zu tun.

Sie legen seit 20 Jahren erstklassige, beispielhafte Weine vor. Sie betreiben viel Erfahrungsaustausch und sind gern bereit, den ambitionierten Nachwuchs mit Tipps zu versorgen. Sie waren auch immer bemüht, über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen und reisten gemeinsam zu Topwinzern im Burgund, in Bordeaux, in der Champagne und der Toskana, im Rioja und in Kalifornien. Sie wagten sich beim Ausbau ihrer gehaltvollen Weine an Barriques aus Pfälzer Eiche und kreierten gemeinsame Cuvées, die „V Amici“, aus weißen Burgundersorten, Spätburgunder und ergänzend einem Sekt. Wie stabil diese „Tafelweine“ sind, wurde bei der 20-Jahr-Feier vor allem mit dem cremigen 2002er Weißwein deutlich, der viele Gäste faszinierte.

Während man vor 20 Jahren außerhalb der Südpfalz nur Rebholz und Wehrheim als sehr gute Erzeuger wahr nahm, sind die fünf Betriebe heute auf den Karten vieler deutscher Top-Restaurants vertreten und im Fachhandel gefragt. Sie bekommen viel Lob in den Medien. Hansjörg Rebholz war schon „Winzer des Jahres“ im Gault Millau, Fritz Becker und Karl-Heinz Wehrheim „Aufsteiger des Jahres“. Alle zusammen sind sie Mitglied im Verband der Prädikatsweingüter (VDP), der einst von der Südpfalz nichts wissen wollte. Rebholz ist sogar schon seit etlichen Jahren Vorsitzender des pfälzischen VDP und hat in dieser Funktion einen „Talentschuppen“ ins Leben gerufen, in dem sich Kandidaten für den VDP zusammen gefunden haben. Das zeigt, dass die Fünf ihre Mission noch nicht als beendet ansehen und immer noch bereit sind, dazu zu lernen.