Kritik an Arbeitsbedingungen auf Südafrikas Wein- und Obstfarmen

27.08.2011 - arthur.wirtzfeld

SÜDAFRIKA (Kapstadt) - Die südafrikanische Region Western Cape ist berühmt für ihren Wein und ihre Früchte - doch die Arbeitsbedingungen auf den Farmen sind laut Human Rights Watch zum Teil unmenschlich. Obwohl der Wein- und Obstanbau maßgeblich zum wirtschaftlichen Wohlstand des Landes beitrage, gehörten die Löhne in diesen beiden Wirtschaftszweigen zu den niedrigsten des Landes, kritisierte die Menschenrechtsorganisation in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht. Die Arbeiter seien zum Teil menschenunwürdig untergebracht und dürften sich nicht gewerkschaftlich organisieren.

 

"Der Wohlstand und das Wohlbefinden, die diese Arbeiter auslösen, dürfen nicht in menschlichem Elend wurzeln", sagte Daniel Bekele, Afrika-Direktor von Human Rights Watch. Die Regierung sei mit Überwachung der Arbeitsbedingungen und Durchsetzung der Arbeitnehmerrechte gescheitert. Winzer würden in einigen Fällen vor Inspektionen durch die Aufsichtsbehörden gewarnt. "Die Regierung, die Wirtschaftszweige und die Weinbauern selber müssen viel mehr tun, um die Menschen, die auf den Farmen leben und arbeiten, zu schützen."

Laut Human Rights Watch sind die meisten Farmarbeiter Pestiziden ungeschützt ausgesetzt. Viele hätten keinen Zugang zu Trinkwasser, Toiletten oder Waschbecken zum Händewaschen. Krankengeld werde bei Fehlen eines ärztlichen Attestes meist abgelehnt. In einem Fall sei ein Arbeiter mit seiner Familie zehn Jahre lang in einem Schweinestall ohne Elektrizität und fließend Wasser untergebracht gewesen.

Gewerkschaften sind dem Bericht zufolge auf den Farmen in Western Cape mit einem Organisationsgrad von drei Prozent deutlich unterrepräsentiert - während landesweit rund 30 Prozent aller Arbeitnehmer organisiert sind. Human Rights Watch führte für den Bericht mehr als 260 Interviews mit Farmarbeitern, Winzern und Wissenschaftlern.

Der Winzerverband Wines of South Africa kritisierte die Forschungsmethoden von HRW und bezeichnete den 96-seitigen Bericht als einseitig. Die Studie beruhe auf Einzelberichten und sei nicht repräsentativ, erklärte Verbandschefin Su Birch. Die Winzer hätten Millionen Rand in die Unterkünfte investiert. Der Handelsverband AgriSA bezeichnete den Bericht als "einseitig, böswillig, unfair und höchst unverantwortlich".

"Die Antwort ist nicht der Boykott südafrikanischer Produkte, weil das für die Farmarbeiter desaströs werden könnte", sagte HRW-Afrika-Direktor Bekele. Human Rights Watch fordere aber den Handel auf, Druck auf die Zulieferer auszuüben, damit diese sich für angemessene Bedingungen auf den Farmen einsetzten.