TIMORASSO Teil I - Piemonts "weißes Weinwunder"

24.09.2011 - arthur.wirtzfeld

ITALIEN (Monleale) - Es ist immer wieder aufregend, ein Weingebiet zu erforschen, das noch ganz am Anfang seiner erfolgreichen Laufbahn steht. So erging uns das vor 15 Jahren in der Franciacorta oder 1998 in Montefalco, als die Anbaufläche des Sagrantino noch keine 100 Hektar betrug. Heute ist es der Timorasso, der sich zur sicheren Karriere anschickt.

 

Die einheimische Sorte Timorasso riskierte noch vor 25 Jahren das Verschwinden, als ein junger Winzer - Walter Massa - aus reiner Neugier die Trauben seiner 400 Timorasso-Rebstöcke separat vinifizierte. Dieser Weiße übertraf alle Erwartungen! So wagten sich in den vergangenen Jahren auch die anderen Winzer der Hügel von Tortona, Timorasso anzupflanzen. Diese Weine haben alle eines gemeinsam: Sie ragen deutlich heraus aus der piemontesischen Weißweinlandschaft.

Raffaella Usai und Andreas März berichten, wie es zu dieser Erfolgsgeschichte kam.

Bei der Erbteilung erhielt Walter Massa nicht den wertvollen Teil des Hofes, die Obstbäume und das Vieh, sondern die Weinberge. Wäre es umgekehrt gelaufen, wäre der Timorasso wohl in der Versenkung verschwunden. Walter Massa versteht es nicht nur, aus Trauben Wein, sondern auch aus simplen Sachverhalten spannende Geschichten zu machen. Der Winzer mit Talent zum Alleinunterhalter ist der Vater des Timorasso, sein Biondi Santi sozusagen.

In einer rastlosen Vierstundenshow diktiert er uns mit einem unerschöpflichen Gestikulier-Repertoire in Weinberg, hartgefedertem Landrover, Weinkeller und während des Mittagessens, unentwegt mit beiden Händen fuchtelnd, die Geschichte des Timorasso ins Aufnahmegerät. Fragen unsererseits sind eigentlich überflüssig, sie dienen mehr der höflichen Bezeugung unserer Aufmerksamkeit oder um ihm die Möglichkeit zu geben, auch mal eine Gabel Pasta in den Mund zu schieben. Aber er erzählt unentwegt weiter...