Zu Gast bei 100 toskanischen Bio(Wein)-Produzenten

04.07.2011 - arthur.wirtzfeld

ITALIEN (Montalcino) - „Bio“ boomt, auch in Italien. Die Halbinsel, geprägt durch den Apennin, steht europaweit an der Spitze der Bio-Produzenten. Von Wein über Olivenöl, von Gemüse und Obst, Honig bis hin zu Safran, Käse, Säften und Pasta. Und besonders in der Region Toskana wächst jedes Jahr die Schar der Biobauernhöfe und -weingüter, mittlerweile sind es mehr als 3.000.

 

Für die italophile deutsche Journalistin Telsche Peters war dies Grund genug, sich ein Jahr lang intensiv mit dem Thema Biowein zu beschäftigen. Unter den Autoren mit toskanischen Themen ist sie dabei nicht allein, denn viel und immer wieder ist über die Toskana und dortige Produzenten geschrieben worden, wobei man sich fragt - braucht es schon wieder ein Buch?

Aber ja, finden wir, nämlich dann, wenn durch Leidenschaft geprägt ein wichtiges kulturelles Thema behandelt wird, so wie es Telsche Peters gemacht hat. Herausgekommen ist ein bemerkenswerter wein-kulinarischer Reiseführer, der die 100 besten biologisch und biologisch-dynamisch wirtschaftenden Erzeuger, ihre Höfe, Weingüter und Agriturismi in persönlich gehaltenen Portraits prägnant vorstellt. Dabei erzählen diese von der Liebe zu ihren köstlichen Produkten und zu ihrer prachtvollen Heimat - für Liebhaber der Toskana und Bioweine ein „must have“.

Natürlich wollten wir auch die Autorin kennen lernen. Bei einem kurzen Treffen auf einer Ihrer Reisen in Deutschland ergab sich dann die Gelegenheit für ein Gespräch:

YOOPRESS: Frau Peters, Sie sind freie Journalistin und Autorin. Wie kamen Sie zum Journalismus?

TELSCHE PETERS: Für Journalismus und Schreiben habe ich mich schon als Jugendliche interessiert. Ich habe ein Volontariat beim Evangelischen Pressedienst absolviert und war dann mehrere Jahre als Redakteurin bei einer norddeutschen Lokalzeitung tätig. Seit 2002 bin ich freiberufliche Journalistin.

YOOPRESS: Sie haben seither eine illustre Runde an Aufträgen für ihre journalistischen Arbeiten erhalten, wie unserer Recherche ergab. Darunter sind so bekannte Auftrag gebende Medien wie Feinschmecker, Focus, Die Zeit, Der Tagesspiegel, Süddeutsche, Stern bis hin zu Magazinen wie Brigitte, Myself und andere..., welche Themen haben Sie in diesen Medien behandelt?

TELSCHE PETERS: Schon damals zeigte sich mein Hang zu Themen, die sich um Reise und Genuss drehen. Aber auch Porträts von spannenden Menschen waren dabei.

YOOPRESS: Sie haben sich auch intensiv der italienischen Sprache gewidmet. Warum gerade Italienisch?

TELSCHE PETERS: Das hat mit der Liebe meiner Mutter zu Italien zu tun. Sie schwärmte während meiner Kindheit so oft von der zauberhaften Apenninhalbinsel, das ich neugierig wurde, eine Reise nach Rom unternahm und mich verliebte - in die Stadt (lächelt verschmitzt). Später verbrachte ich ein Jahr dort. Und danach war ich verloren.

YOOPRESS: Gab die italienische Küche den Ausschlag für die Konzentration auf Kulinarik und Wein?

TELSCHE PETERS: Wenn man irgendwann Italien als Grundthema wählt, kommt man an der italienischen Küche einfach nicht vorbei. Rein physisch nicht. Und das Thema Wein begann beruflich in mein Leben zu treten, als ich einen illustren italienischen Weinberater kennen lernte. Er gab mir entscheidende Kontakte, die mich in die italienischen Weinkeller stürzen ließen.

YOOPRESS: Ah - ein Protegé hat Ihnen also Italien zu Füßen gelegt und Sie haben sich dann in den Wein oder in beide verliebt?

TELSCHE PETERS: Von dem Mann war ich „nur“ fasziniert, in das Thema Wein habe ich mich verliebt…

YOOPRESS: Nun ja - Jedenfalls sind Sie bis heute in Ihrem Wirken dem Wein treu geblieben - warum?

TELSCHE PETERS: Rein aus beruflichem und privatem Interesse. Ist man erst einmal in das Thema Wein eingetaucht, kommt man nicht so schnell wieder an die Oberfläche.

YOOPRESS: Sie leben und wirken seit dieser Zeit den größten Teil des Jahres in Italien - aus rein zweckmäßigen Gründen oder hat Sie Italien nun gefangen?

TELSCHE PETERS: Ich verrichte einen Teil meiner Arbeit hier, in der Toskana. Ich arbeite für drei Bio-Weingüter und muss schon deshalb des Öfteren vor Ort sein.

YOOPRESS: Na gut, aber Sie sind doch fraglos italophil – was fasziniert Sie besonders?

TELSCHE PETERS: Bei aller Kritik, die man an der italienischen Politik und Gesellschaft üben kann, faszinieren mich hier besonders die einzigartige Natur und das Licht. Und natürlich Essen und Trinken. Es gibt hier noch viele relativ kleine Produzenten, die mit großer Sorgfalt und Passion ihre qualitativ hochwertigen Lebensmittel herstellen.

YOOPRESS: Diese Faszination gipfelt nun auch in Ihrem neuen Buch mit dem Titel: „Biopardies Toskana“ - Wie kam es dazu?

TELSCHE PETERS: Die Idee kam mir, nachdem ich ein anderes Buchprojekt ausgeschlagen hatte. Und da ich seit mehreren Jahren im Biowein-Business tätig bin, lag das Thema nah.

YOOPRESS: Beschreiben Sie unseren Lesern einmal was in Italien einen Bio-Produzenten ausmacht.

TELSCHE PETERS: Ein Bio-Produzent, das gilt aber auch für andere Länder, nähert sich seinem Produkt auf eine andere Weise als ein konventioneller Hersteller. Er möchte sein Lebensmittel in Harmonie mit der Natur entstehen lassen, er verwendet natürliche Produktionsmittel und arbeitet ohne chemische Zusatzstoffe.

YOOPRESS: Was findet der Leser Ihres Buches - einen Leitfaden für Wein & Kulinarik oder noch mehr?

TELSCHE PETERS: Der Leser findet in meinem Buch Porträts von 100 Produzenten aus aller Welt, die in der Toskana eine neue Heimat gefunden haben. Ich erzähle von ihrer Herkunft, ihren Prägungen und ihrem heutigen Leben. Hinzu kommen Tipps für Agriturismi, ein ausgedehnter Einführungsteil und einige Rezepte.

YOOPRESS: Weinkulinarische Bücher mit dem Thema Toskana gibt es viele – Warum gerade wieder mal die Toskana, warum nicht ein anderes Gebiet?

TELSCHE PETERS: An meinem Buch ist neu, dass es sich zum einen ausschließlich um Bioproduzenten dreht, die sich wiederum nicht nur mit Weinbau befassen, sondern auch weitere Produkte herstellen - beispielsweise Kaese, Pasta, Olivenoel, Marmeladen, Fleisch, Safran und vieles mehr.

YOOPRESS: Seit neuestem haben Sie auch einen Job bei der Familie Loacker, einem bekannten Weinproduzenten im Alto Adige und in der Toskana, angenommen. Was ist dort Ihre Aufgabe?

TELSCHE PETERS: Ich betreue weltweit die PR-Arbeit der drei Weingüter der Familie Loacker.

YOOPRESS: Weinjournalismus, Suche nach authentischen kulinarischen Highlights und Pressearbeit - Was ist in Zukunft von Ihnen zu erwarten?

TELSCHE PETERS: Einiges, auch auf dem Bio-Sektor, aber um Konkretes zu verraten ist es zurzeit noch zu früh. Lassen Sie sich überraschen...

YOOPRESS: Herzlichen Dank, Frau Peters, für dieses kurze Gespräch.