Elitäre Brunello Verkostung: Weinkritiker und Blogger sehen rot

27.02.2012 - arthur.wirtzfeld

ITALIEN (Montalcino) - Die vorgezogene Verkostung des 2007 Brunello di Montalcino, zu der nur bestimmte Weinjournalisten eingeladen wurden, hat bei Weinkritikern und Bloggern Wut ausgelöst. Sie echauffieren sich, dass nur ein elitärer Kreis von schreibenden Weinprofis den Jahrgang 2007 vor der offiziellen Präsentation verkosten durfte. Ein offener Brief des polnischen Weinkritikers Wojciech Bonkowski an den Präsidenten des Consorzio Brunello drückt dabei stellvertretend für die „Beleidigten“ deren Unzufriedenheit und Empörung aus.

 

Diese Aufregung folgt der Einrede des französischen Weinkritikers Michel Bettane, der aus gleichem Antrieb im März 2011 einen offenen Brief an die Union des Grands Crus de Bordeaux (UGC) verschickte, in der er das Procedere der Vorabverkostungen mit ausgewählten Weinjournalisten vor dem offiziellem Start der Bordeaux Primeur Woche als „lächerlich“ und „respektlos“ bezeichnete.

Der bekannte amerikanische Weinkritiker und Weinjournalist James Suckling war beim Brunello wie auch beim Bordeaux Primeur einer der Auserwählten, die man zur Vorabverkostung eingeladen hatte. Er meint: „In der Woche, wo ich den Brunello verkosten durfte, war dieser ganz legal im Handel erhältlich. Ich verstehe also die Aufregung und den Ärger der anderen Kollegen und Blogger nicht, auch dann nicht, wenn die Presse vorab zu Verkostungen eingeladen wird.“

Auch Suckling wird von der „beleidigten“ Weinszene angegangen, was ihn aber nicht berührt. Er sagt: „Ich gehe trotz der aufkommenden Querelen wie in den letzten 30 Jahren immer sehr frühzeitig zu den angebotenen Verkostungen. Meine Leser erwarten eben sehr rasch meine Berichte und Meinung. So halte ich es auch in Zukunft.“

Steven Spurrier, beratender Redakteur beim Decanter meint zum Thema: „Ich kann noch nachvollziehen, wenn die Weinszene sich empört, dass James Suckling die En Primeur eine Woche vor der Öffentlichkeit probieren durfte. Aber im Fall des Brunello 2007 war dies nicht so. Wenn nun einige ein Gewitter veranstalten, ist es für mich ein Sturm im Wasserglas.“