Ahrwinzer Gerhard Stodden: Tod auf dem Laufband

19.01.2013 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Rech) - Man fühlt sich im ersten Moment an den klassischen Satz von Winston Churchill erinnert. „Sport ist Mord“, wird dem einstigen englischen Premierminister zugeschrieben. Als Gerhard Stodden, Winzer in Rech an der Ahr, das tat, was viele nach den Feiertagen tun, nämlich fit für den Frühling zu werden, ereilte ihn das Schicksal auf einem Laufband: Herzinfarkt. Nur 64 Jahre alt wurde er, nicht viel für einen gestandenen Winzer, den jetzt eine Frau (Brigitta), eine Tochter und zwei Söhne betrauern.

 

Um die Zukunft des relativ kleinen Betriebes (6,5 Hektar) muss einem nicht bang sein. Junior Alexander stand schon seit über einem Jahr als Betriebsleiter und Kellermeister an seiner Seite.

Die Reputation für das Weingut Jean Stodden hat Gerhard Stodden sich hart erarbeitet. Aktuell zieren vier Trauben im Gault Millau und fünf Sterne bei Eichelmann den Betrieb. 1975 hatte er „aus Liebe zur Heimat“ den elterlichen Betrieb übernommen und machte bald auf sich aufmerksam. Er pflegte von Anfang an umweltschonenden Weinbau, setzte auf niedrige Erträge und oft auf Naturhefen bei der Gärung, lange bevor die Spontangärung in Mode kam. Er verzichtete auf Schönungsmaßnahmen und klärte allenfalls mit Eiweiß.

Sein Vorbild waren nicht die Schmeichler, wie sie in den meisten Ahr-Betrieben früher erzeugt wurden. Er orientierte sich am Stil der Rotweine der Côte de Nuits im Burgund und war auch lernfähig. Früher waren seine Spätburgunder oft etwas zu tanninbetont, weil er die Trauben nicht entrappte. Das war schon länger nicht mehr der Fall. Dafür setzte er auf längere Maischegärung und ließ seine Burgunder überdurchschnittlich lang reifen, ehe er sie für den Verkauf freigab. Über den aktuellen 2010er urteilte der Gault Millau „bravourös gemeistert.“

Ein großartiger, sympathisch zurückhaltender, gradliniger Winzer, der maßgeblich an der Geschichte des deutschen Rotweines mitschrieb, wird jetzt von oben herab genau beobachten, wie Junior Alexander die Zukunft meistert.