Knolls Entdeckungen auf der ProWein mit Weckruf-Charakter - Teil II

02.04.2013 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Düsseldorf) - Eine Art Sonderstellung haben die Österreicher auf der ProWein mit ihrer Halle 7, die schon lange Zeit exklusiv für sie reserviert ist und die gerade einen neuen Umsatzrekord beim Absatz feiern (47,4 Mio. Liter im Wert von 132,2 Mio. €). Hier ist es durchaus angebracht, nach neuen oder weniger bekannten Namen Ausschau zu halten.

 

Extravagante Amphoren-Weine findet man bei Fred Ploder (Ploder-Rosenberg) aus der Südost-Steiermark. Der Bio-Dynamiker hat zum Beispiel eine weiße Cuvée zu bieten, die zweieinhalb Wochen auf der Maische in den in die Erde eingelassenen Gefäßen lag. Dann wurde das Gemenge mit den Händen (!) ausgepresst, der Saft wieder in die Amphoren zurückgegeben, hier vergoren und schließlich unfiltriert gefüllt. Das Ergebnis ist straff, würzig, eigenständig. Der Preis von 43 Euro erklärt sich unter anderem aus der „Handarbeit“.

Ein Wiener Hotelbesitzer namens Martin Lenikus hat sich den Traum von einem Weingut in Grinzing realisiert und mit dem jungen Kellermeister Erich Franz (34) einen Mann gefunden, der sich auf komplexe Weißweine (Gemischter Satz, Grüner Veltliner, Riesling) versteht.

Der aus der Molkereibranche kommende Matthias Krön übernahm 17 Hektar der vormaligen Vereinigung Vinum Ferreum im Südburgenland, firmiert jetzt neuerdings mit dem Aufmerksamkeit heischenden Titel „Groszer Wein“ und stellte auf der ProWein sehr speziell ausgestattete Weiß- und Rotweine mit Profil vor, die in Literflaschen gefüllt sind. (Krön: „Wir wollen damit das Urtümliche der südburgenländischen Weinlandschaft unterstreichen“). Kellermeister ist hier der aus Franken stammende Markus Bach, der schon seit 2009 im Burgenland tätig ist.

Auch ein neuer Name in der österreichischen Weinszene ist Thomas Lehner aus Mörbisch am Neusiedlersee. Der junge Autodidakt wirft selbst die Frage auf, ob er in seinem Garagenweingut mit Erträgen von weniger als 20 hl/ha ein Spinner oder ernstzunehmender Winzer ist. Wer den würzigen Chardonnay und seine diversen, tiefgründigen Roten probiert, stellt fest: Man muss ihn ernst nehmen.

Schließlich noch ein Tipp aus dem Beaujolais, einer französischen Region, die eigentlich zum Burgund gehört, aber durch die einstmals gefragten Primeurs eine Image-Delle abbekam. Der in Solingen geborene frühere Finanzexperte Bernd Bachhausen (60) erwarb hier vor einigen Jahren die Domaine Fond Moiroux und weckte den 1789 gegründeten Betrieb mit Hilfe eines erfahrenen Önologen aus dem Dornröschenschlaf. Der größte Teil seiner Rebfläche (10 Hektar) befindet sich in den Cru-Fluren Brouilly und Moulin-a-Vent, in denen die Sorte Gamay erstklassige Entfaltungsmöglichkeiten hat. Wer die Weine probiert, legt alle Vorurteile gegenüber Beaujolais ab.