25 Jahre Andres & Mugler: Pfälzer Sektjubiläum

30.12.2014 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Ruppertsberg) - Als Winzer haben Michael Andres (53) aus Ruppertsberg und sein Pfälzer Freund Steffen Mugler (49), Hausherr des Weingutes Manfred Schädler in Maikammer, nie Karriere gemacht. Zumindest sind sie von den üblichen Führern mit ihren beiden Betrieben aktuell nicht erfasst. Das stimmt sie keineswegs traurig. „Ich bin ohnehin mit 2013 komplett ausverkauft“, meint Mugler. Wichtiger als Bewertungen in Guides ist beiden die Zufriedenheit der Kunden. Aber dafür hat die Kombination Andres & Mugler bei Sekt einen richtig guten Klang, zumindest in Insiderkreisen (und in Weinführern). Das inzwischen ziemlich exakt 25 Jahre lang. Noch Ende 2014 feierten sie das Jubiläum ihrer kleinen Sektmanufaktur, die sich immerhin in der Auflage vom Start mit 1000 Flaschen auf heute 25 000 Flaschen gesteigert hat.

 

In den achtziger Jahren begann der zunächst zarte Boom des „Winzersektes“ in Deutschland. Immer mehr Produzenten wollten daran teilhaben, aber die meisten nicht in Eigenregie. So erlebte zum Beispiel die Erzeugergemeinschaft Winzersekt in Rheinhessen ein schnelles Wachstum durch die Versektung für Weinerzeuger aus ganz Rheinland-Pfalz. Gearbeitet wurde hier zwar nach der „Methode Champenoise“ (ein 1994 zu Gunsten der Champagne abgeschaffter Begriff, dann mit „Klassisches Verfahren“ oder ähnlichen Varianten ersetzt). Aber die Winzer gaben hier nur ihren Grundwein ab, überließen die weitere Arbeit und Reifung dem Versekter und hatten erst bei der Dosage (der Einstellung des Zuckergehaltes) wieder richtig Mitspracherecht.

Michael Andres und Steffen Mugler gründeten dagegen eine eigene gemeinsame Sektkellerei. Und sie favorisierten hier, im Gegensatz zu vielen Winzern, die auf Rebsortensekt setzten, bereits Cuvées. „Unsere Sektkellerei hatte von Anfang an Manufaktur-Charakter, mit dem Ziel, Spezialitäten herzustellen, die durch Feinschliff und Charakter überzeugen“, blickt Andres zurück. So etwas kann nicht billig sein. Mutig begannen sie auf Champagne-Niveau. „22 D-Mark für eine Flasche deutschen Sekt, das war im Jahr 1990 ausgesprochen frech“, lacht Steffen Mugler im Rückblick. „Aber wir haben von Anfang an auf höchste Qualität gesetzt und waren der Meinung, dass die Kunden das honorieren.“

Schnell merkten die Jungunternehmer, dass die Grundweine die wesentliche Voraussetzung für ihre Ansprüche waren. Um maximalen Einfluss darauf zu haben, kamen sie bald vom Zukauf ab. Seit über 20 Jahren werden ausschließlich Weine im optimalen Reifezustand (nicht zu hoch im Zuckergehalt, gute Säurestruktur) aus eigenem Lesegut verwendet. Die daraus entstehenden Cuvées sind, so Andres, „wie ein Mosaik, das wir jedes Jahr neu zusammensetzen.“ Nach der zweiten Gärung liegt der Jungsekt in der Flasche noch lange auf der Hefe und „tankt“ hier weitere Feinheiten.

Auch mehrmalige Umzüge haben den beiden Sektmachern den Spaß nicht verleidet. Gestartet wurde in Deidesheim zunächst in der Schlossmanufaktur und später im Kathrinenbild. Vor neun Jahren erfolgte der Umzug aus alten Gemäuern in ein modernes Gebäude nach Ruppertsberg, um langfristig Planungssicherheit zu haben und „um noch besser zu werden“ (Mugler). Die Kundschaft kommt aus ganz Deutschland. Auch in deutschen Botschaften liegt Andres & Mugler-Sekt im Keller. Bei einem Flug in die USA genoss Außenminister Franz-Walter Steinmeier eine prickelnde Cuvée aus der Pfalz. 

Die aktuelle Kollektion ist überschaubar. Neben der zum Jubiläum aufgelegten Cuvée XXV Anniversaire, die 42 Monate auf der Hefe lag und ohne Dosage gefüllt wurde, gibt es noch Riesling und Weißburgunder als Rebsorten-Sekte sowie einen Blanc de Noirs brut, die Kombination Chardonnay mit Auxerrois brut und die Cuvée Louis brut nature. Alles ist stimmig, feinmaschig und temperamentvoll. Die Jubiläumsfüllung hatte bei unserer Verkostung etwas Macken, die auf extrem wenig Schwefel schließen ließen. Aber bei der klassischen Gärung ist jede Flasche ein Unikat; da kann so etwas, ähnlich wie beim Korkgeschmack, schon mal vorkommen. Preislich sind Adres & Mugler nicht abgehoben. Riesling und Weißburgunder kosten 12,50 Euro. Unser Favorit Louis ist für 16 Euro zu haben. 

Bleibt noch zu erwähnen, dass Andres und Mugler als Winzer einen grundsoliden Werdegang vorweisen können, der es auch rechtfertigt, dass man sich ihren „normalen“ Produkten zuwendet. Michael Andres lernte bei Reichsrat von Buhl, ist studierter Weinbauingenieur und war bis 1993 bei namhaften Pfälzer Weingütern tätig, ehe er sich selbstständig machte. Steffen Mugler lernte bei Bassermann-Jordan, arbeitete beim Weingut Gg. Henninger IV., sammelte dann in Neuseeland Weinerfahrungen und pachtete 2002 das Weingut Manfred Schädler. Beide haben ihre Betriebe schon vor einigen Jahren auf ökologischen Anbau umgestellt.