Ehemaliger Weinbaupräsident Muth verstorben

15.07.2015 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Alsheim) - Sorgen musste man sich um ihn schon länger machen. Vermutlich vom Weingott in den Weinhimmel abberufen wurde Dr. Reinhard Muth aus Alsheim am 6. Juli im Alter von 84 Jahren. Der Rheinhesse war viel mehr als nur ein Winzer, der ein 1604 gegründetes Weingut mit seiner Gattin Inge, geb. Hirsch, zu einer stattlichen Größenordnung (aktuell 33 Hektar) aufbaute. Bereits von 1958 bis 1964 engagierte er sich als Vorsitzender der Landjugend für die Belange des Winzer-Nachwuchses. Danach war er sieben Jahre lang Vorsitzender des BWV-Heimatkreisverbandes Alzey-Worms, ehe er 1973 zum Präsidenten des Weinbauverbandes Rheinhessen gewählt wurde. 

 

Dieses Amt hatte er bis 1980 inne. Dann leitete der später (im Jahr 2000) zum Ökonomierat ernannte die Geschicke des deutschen Weinbaus als Präsident des Weinbauverbandes und erlebte hier auch noch die Erweiterung auf die ostdeutschen Anbaugebiete mit, um deren Integration er sehr bemüht war. Schwere Zeiten in diesem Amt erlebte er vorher. In den achtziger Jahren machte der deutsche Weinbau einige negative Schlagzeilen mit der „Germanisierung“ von billigem Auslandswein zum deutschen Wein, dem Flüssigzucker-Skandal (bei dem einfache Weinchen mit dem Zusatz zu Prädikatsweinen „geadelt“ wurden) und schließlich dem Glykol-Skandal von 1985, der zwar in Österreich ausgelöst wurde, aber in den auch etliche deutsche Betriebe involviert waren. 

Muth zeigte sich über solche Dinge entsetzt, warnte vor Verharmlosungen und bezog stets klar Stellung. In einem Interview forderte er schon 1980 schärfere Kontrollen und rief auch den Berufsstand zur Selbstkontrolle auf. Den Verbrauchern gab er damals den Rat, man solle sich nicht am billigen Preis beim Einkauf orientieren. Bei seinem hohen Engagement für den Berufsstand war er immer um Ausgleich bemüht und setzte dabei viel diplomatisches Geschick ein. Legendär waren seine Gesprächsrunden im November, bei denen er etliche Leute aus der Branche in sein Weingut zum lockeren Talk bat und dabei stets seinen ersten Wein des Jahrgangs, einen frischen Portugieser, ausschenken ließ. Die Leitung seines Betriebes hatte er schon früh seinem Sohn Klaus und Schwiegertochter Karin Brückner-Muth übertragen.

Mit den Jahren häuften sich die Ehrungen. Er bekam u.a. das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen (1987), dann das Verdienstkreuz erster Klasse (1992), die Adolph-Blankenhorn-Medaille und die Friedrich-Bassermann-Jordan-Medaille (beide 1994) sowie den großen Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland (1997). Die Entwicklung in der Branche verfolgte er auch nach seinem Ausscheiden aus dem Präsidentenamt weiter. Man darf davon ausgehen, dass ihn der Aufschwung der letzten Jahre in Rheinhessen besonders viel Freude machte.