Gutedel-Cup im Markgräflerland: „Hohes Niveau“

19.05.2015 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Badenweiler) - Die Idee keimte erstmals 1995 bei einem Winzertreffen im Markgräflerland auf. Bald darauf kam es zum ersten Wettstreit mit der Sorte Gutedel, die in dieser südbadischen Region seit vielen Jahrzehnten gute Bedeutung hat, aber lange Zeit eher als schlichter Zechwein angesehen wurde. Beim inzwischen 19. Gutedel-Cup mit Beteiligungen aus der Schweiz und dem ostdeutschen Anbaugebiet Saale-Unstrut wurde dagegen „eine Verkostung auf hohem Niveau“ registriert.

 

Der Gutedel gehört zu den ältesten Rebsorten der Welt. Vor einigen Jahren konnte das Jubiläum „5000 Jahre Gutedel“ gefeiert werden. So richtig ernst genommen wurde die Sorte freilich erst, seit man ihr attestiert, dass sie einen interessanten geschmacklichen Facetten-Reichtum haben und selbst im edelsüßen Bereich Klasse entfalten kann. Der Wettbewerb um den Gutedel-Cup hat zweifellos den Ehrgeiz vieler Erzeuger im Markgräflerland geweckt und auch die Schweizer angeregt, den Hut mit ihrem Synonym Chasselas in den Ring zu werfen, obwohl sich hier oft große geschmackliche Unterschiede durch den von den Eidgenossen gern betriebenen biologischen Säureabbau auftun. Nachdem außerdem an Saale und Unstrut Gutedel wächst, kamen in diesem Jahr mehr als 200 Anstellungen zusammen.

Eine 20-köpfige Fachjury, aufgeboten vom Verein Markgräfler Wein, verkostete die Gewächse. Hinterher stellte Vorstandsmitglied Markus Büchin aus Haltingen fest, dass die Winzer aus der Schweiz und aus dem Markgräflerland voneinander gelernt haben. Die Schweizer entdecken immer mehr auch den fruchtbetonten Ausbau für Chasselas und Fendant (die Bezeichnung für die Sorte im Wallis), während sich die badischen Kollegen immer stärker dem Ausbau im Holzfass (nicht Barrique) zuwenden und sich auch mal an den Säureabbau wagen, aber nicht abdriften in die in der Schweiz gelegentlich die Nase kitzelnden Aromen vom verbrannten Sauerkraut.

Für die positive Entwicklung auf breiter Front ist das gestiegene Qualitätsbewusstsein verantwortlich. „Gutedel kann durchaus mit anderen Spitzenweinen mithalten“, urteilte Büchin. „In einer Blindprobe mit anderen Weißweinen hätte man mehrfach vermutlich auf Chardonnay getippt.“ Ob es freilich eines Tages so weit kommt, wie einst ein Kaiserstühler VDP-Mitglied scherzhaft vorschlug („Macht doch vom Gutedel ein Großes Gewächs, ihr Markgräfler“), sei dahingestellt.

Die Preisverleihung fand im Kurhaus von Badenweiler statt. Auf das Siegerpodest kamen:

• Weingut Lämmlin-Schindler, Mauchen mit einem 2014er Qualitätswein trocken (feine nussige Nase, intensive Würze, richtig guter Säurebiss).

• Weingut Engler aus Mülheim mit einem 2014er Müllheimer Reggenhag in der Kabinett-Kategorie (Nüsse und Mandeln im Aroma; komplex, würzig, langer Abgang)

• Winzergenossenschaft Britzingen mit einem 2012er Badenweiler Römerberg Eiswein in der edelsüßen Gruppe (Zitronenmelisse im Duft, weich, schmelzig, geschmeidig, im Hintergrund schönes Säurespiel).

• Weingut Obrist aus Vevey/Schweiz mit einem 2013er Chardonne N°1 in der internationalen Kategorie (feiner Mandelduft, saftig, würzig, verspielt).

Welche Bedeutung der Wettbewerb inzwischen zumindest im Markgräflerland hat, macht die Begeisterung von Siegerin Andrea Engler-Waibel deutlich: „Wir sind glücklich, dass wir zum vierten Mal gewinnen konnten. Das bestärkt unsere Leidenschaft für den bekömmlichen Gutedel Kabinettwein, durchgegoren, mit moderatem Alkohol. Der Sieg war ein Geschenk zu meinem zehnten Jahrgang seit der Übernahme meines Weingutes von den Eltern.“