Abschied von Gunderloch-Winzer Fritz Hasselbach

20.10.2016 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Nackenheim) – Der VDP-Rheinhessen musste Abschied nehmen von einem Winzer, der in den achtziger Jahren durchstartete und einen Betrieb in Nackenheim, in den er eingeheiratet hatte, zu einem Aushängeschild der Region formte. Fritz Hasselbach, ein Kind des bedeutenden Weinjahrganges 1946 (geboren am 1. September) verstarb kurz nach seinem 70. Geburtstag am 3. Oktober.

 

Dass der gebürtige Niersteiner einmal das renommierte Weingut Gunderloch führen würde, war nicht vorbestimmt. Zunächst absolvierte er „eher aus Verlegenheit“, so steht es auf der Homepage des Betriebes, eine Weinbaulehre in Eltville im Rheingau. Dann hatte er offenbar Wein-Blut geleckt, studierte in Geisenheim und schloss als Dipl.-Weinbauingenieur ab. Anschließend war er an der Landes-Lehr- und Versuchsanstalt in Oppenheim für die Beratung in der Weinbautechnik zuständig.

In dieser Zeit kreuzten seine Wege die einer jungen Frau aus Nackenheim. Agnes Usinger, die älteste Tochter aus dem Weingut Gunderloch, war zwar im Betrieb aufgewachsen, studierte aber Biologie und Erdkunde und war als Realschullehrerin tätig. 1974 heirateten die beiden. Sie begannen sich gemeinsam für Riesling zu begeistern, bereisten verschiedene Weinbaugebiete in Europa und Übersee und entschlossen sich schließlich zu einer beruflichen Zäsur. Agnes gab ihren Beruf auf, Fritz die Beamtenkarriere. 1979 traten beide in ihr elterliches Weingut ein, das 1980/81 seinen Bekanntheitsgrad etwas erhöhte, weil Schwester Regine Usinger zur Deutschen Weinkönigin avancierte.

Das Gut hatte seinerzeit Tradition und war schon indirekt in die Literaturgeschichte eingegangen. Denn es wurde 1890 vom Mainzer Bankier Carl Gunderloch gegründet, der sich für „naturreinen“ Wein einsetzte. Carl Zuckmayer setzte ihm in seinem Volksstück „Der fröhliche Weinberg“ mit einem ehrenwerten Jean Bapiste Gunderloch ein Denkmal, erregte aber gleichzeitig den Unmut der Nackenheimer, die sich – obwohl kein Weinort genannt wurde – als Provinzler karikiert sahen.

Agnes Hasselbach-Usinger und Fritz Hasselbach wollten ihre Kundschaft, als sie 1986 die alleinige Verantwortung übernahmen, auch fröhlicher stimmen. Sie wollten dem damals bedeutungslosen Gut wieder einen Stellenwert wie in der Gründerphase verleihen und schafften das mit der Zeit in der Tat. Vor allem international wurde das Haus Gunderloch mit seinen edelsüßen Riesling-Weinen ein Hit, aber national spielte man ab der neunziger Jahren ebenfalls in der Spitze mit und hielt diese Position bis heute.

Mit dem Jahrgang 2013 stieg Junior Johannes in den 14-Hektar-Betrieb ein. Er konnte bald eigene Ideen verwirklichen und sogar einer gewissen Experimentierlust frönen, aber er ist wohl auch der Garant dafür, dass es auf dem Niveau weitergehen wird, das Vater und Mutter erreicht hatten. Im Vorjahr feierte das Gut das 125-jährige Jubiläum mit dem Versprechen „wir bleiben dynamisch“. Jetzt leider ohne Fritz Hasselbach, der in kurzer Leidenszeit einem heimtückischen Krebsleiden erlag.