Corte Sant´Alda: Über Umwege zur Qualität

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 14. März 2016

  • Die Weine von Marinella Camerani (Corte Saint´Alda) sind keine Mainstream Produkte, sie sind beeindruckend und eigenständig zugleich. (@ Corte Saint´Alda)
  • Marinella Camerani: "Die Konsumenten verstehen nicht vollständig, dass wir Bauern sind und keine Manager." (© Cantina Corte Sant'Alda)

ITALIEN (Mezzane di Sotto) – Corte Sant´Alba ist ein noch relativ junges Weingut im Veneto, das sich aber schon unter die oberen Ränge der Produzenten im Valpolicella platzieren konnte. Das landwirtschaftliche Gut, das Marinella Camerani im Jahr 1985 kaufte, liegt in der Ortschaft Mezzane di Sotto im Nordosten von Verona. Marinella übernahm die Landwirtschaft und ansonsten diente das Landhaus als Wohnsitz. Obwohl ein kleiner Weinberg zum Areal gehörte, dachte Marinella anfangs nicht daran, diesen ernsthaft zu bewirtschaften.

Doch im Zuge der Renovierung des Gutes, unterstützt von ihrer Familie, entschloss sich Marinella auch für die Wiederherstellung der Rebflächen und lies zudem neue Reben anpflanzen. Sie versuchte fortan den Wein selbst zu bereiten, merkte aber, dass ohne Erfahrung, die Weine nicht gut genug gerieten. Die anfängliche Uneinheitlichkeit ihrer Weine und das gleichzeitige Streben nach Perfektion führten dazu, dass Marinella in andere italienische Weinregionen und auch in andere europäische Weinländer reiste, um das Weinmachen in verschiedenen Betrieben zu beobachten und sich den Rat von erfahrenen Winzern geben zu lassen.

Mit einem großen Paket an Erfahrung zurückgekehrt, startete Marinella nochmal ganz von vorne. Sie konvertierte zum Guyot Reberziehungssystem, um die Trauben durch eine bessere Sonneneinstrahlung zur vollen Reife zu führen und gleichzeitig möglichen Krankheiten vorzubeugen. Marinella experimentierte auch mit verschiedenen Gärbehältern und Verfahren der Vinifizierung, um Schritt für Schritt die Qualität ihrer Weine zu verbessern. In ihren Weinbergen ließ sie Bodenuntersuchungen zu, um die Komplexität der Böden besser zu verstehen. All dies bedurfte einem Aufwand, der für ein so kleines Weingut eher ungewöhnlich ist.

Als Verfechterin von Prinzipien der ökologischen Landwirtschaft stand für Marinella von Anfang an fest, ihre Weinberge ökologisch zu bewirtschaften. Corte Sant'Alda ist längst biodynamisch zertifiziert und ist eines von nur wenigen Weingütern in dieser Gegend, die eine Demeter-Zertifizierung auf ihren Flaschen dokumentieren können. Eine Grundidee von Marinella ist außerdem, so wenig wie möglich in die Vinifizierung einzugreifen - ihr Terroir und damit ihre Weine sollen für sich sprechen können.

Heute werden Marinellas Valpolicella und Amarone von den Weinkritikern gelobt und erobern die oberen Ränge bei Verkostungen. Das Weingut Corte Sant´Alba ist mittlerweile erwachsen geworden. Aus den anfänglich drei Hektar Land sind bis jetzt 40 Hektar geworden, davon sind heute 12,5 Hektar mit Reben bepflanzt. Mit der Produktion von jährlich knapp 84.000 Flaschen ist Corte Sant´Alba noch eher ein Boutique-Weingut, aber eines mit den höchsten Standards des Valpolicella.

Vornehmlich befinden sich die Sorten Corvina, Corvina Grosso und Rondinella im Anbau. Produziert werden ein Valpolicella, ein Valpolicella Superiore, ein Valpolicella Ripasso Superiore, ein Recioto und zwei Amarone. Mittlerweile wird auch ein Weißwein (Soave) produziert, dessen Tauben stammen aus einem kleinen Weinberg der DOC Soave. Uns hat Marinellas Leidenschaft, das Beste aus den Böden zu gewinnen, ökologisch zu wirtschaften und ihren Weinen eine behutsame Handschrift mitzugeben, überzeugt. Die Weine von Corte Sant´Alba verfügen über eine außergewöhnliche Balance, Konzentration und Komplexität. Chapeau!