Mekka des Sherry

Route Marco de Jerez

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 28. Mai 2019


SPANIEN (Jerez) – Vom 8. bis 15. Jahrhundert herrschten hier die Mauren und prägten Landschaft und Tradition. Ein markantes Zeugnis dieser Kultur in der autonomen spanischen Region Andalusien ist bis heute eine prachtvolle Architektur. Dazu gehören der Alcázar-Palast in der Regionshauptstadt Sevilla, die Mezquita-Catedral von Córdoba und der Alhambra in Granada. Der nur in dieser Region mit aufwendigem Verfahren produzierte Sherry hat seine Herkunft vom maurischen Namen Sherish (phönizisch Cera, Lateinisch Ceret) – so nannten die Mauren damals den heutigen Ort Jerez de la Frontera.

Mekka der Weinreisenden

Es sind nicht nur Kulturreisende, die wegen der architektonisch beeindruckenden Monumente hierher kommen und besichtigen wollen, sondern unter die Reisenden mischen sich viele Weinliebhaber und Weinenthusiasten. Sie alle lieben diesen Landstrich, seine vinophilen Tropfen und sie sind offen für die ganze Palette der einzigartig flüssigen Genüsse Andalusiens, von trockenem Sherry wie den Fino über den länger ausgebauten Manzanilla Pasade bis hin zum süßen Moscatel de Pasas. Das Mekka der Weinreisenden ist die Route Marco de Jerez. Hier im Süden Andalusiens liegt der gleichnamige Landstrich, der tief verwurzelt ist mit Weintradition und zahlreichen aparten touristischen wie auch gastronomischen Reizen für einen weinkulinarischen Aufenthalt. 

César Saldaña, Präsident der Asociación de la Ruta del Vino y del Brandy de Jerez, betont: „Die Route Marco de Jerez bietet neben der außergewöhnlichen Qualität unserer Weine und der Schönheit unserer Weingüter eine ganze Reihe von gastronomischen, kulturellen und festlichen Attraktionen, die es uns ermöglichen, den Besuchern einzigartige und äußerst vielfältige Erlebnisse zu bieten. Und das wir erneut die meistbesuchte Region Spaniens sind, spricht für sich.“ Und in der Tat, die Wein- und Brandyroute Marco de Jerez ist äußerst beliebt, nicht umsonst führt sie 2018 die jüngst veröffentlichte Rangliste des iberischen Eno-Tourismus an. Im vergangenen Jahr besuchten rund 600.000 Besucher diese Region im Süden Spaniens, über 10.000 Besucher mehr als in 2017. 

Einzigartige Bodegas, einzigartige Weine, einzigartige Symbiose

Zu den Attraktionen, die von den Besuchern am meisten geschätzt werden, gehören die Weingüter, hier Bodegas genannt: einige präsentieren sich mit riesigen, ja majestätischen Gebäuden, die Kathedralen gleichen und andere verstecken sich in den Gassen der Altstädte, kokettieren mit maurisch anmutenden Baustilen. Alle vereinen Schönheit und Funktionalität, um insbesondere die Produktion des hier beheimateten Sherry zu erfüllen. Hier gehen Wein, Kunst und Architektur sowie traditionelle Weinbereitung, alle gleichsam auf beeindruckende Weise gewürdigt, eine Symbiose ein, die Gaumen und Sinne beglücken.

In den Bodegas werden noch Weine und Brandys nach traditioneller Methode hergestellt, die von Generation zu Generation weitergegeben wird. Einzigartiges Symbol dafür ist das Ausbausystem, „Solera“ und „Criaderas“ genannt, das nur in Marco de Jerez praktiziert wird und bei dem junge Weine den gealterten Tropfen ihre Vitalität zu Verfügung stellen. Der dadurch beträchtlich verlängerte Alterungsprozess lässt Weine 20 bis 30 Jahre reifen. Diese edlen Gewächse sind Juwelen der Önologie und reifen in dunklen Kellern, den so genannten Sacristías (Sakristeien).

D.O. Jerez

Der Ursprung der Weinberge in Jerez geht auf das Jahr 1100 v. Chr. mit der Besiedlung durch die Phönizier zurück. Während der maurischen Herrschaft wurde in Jerez die Weinherstellung trotz des Verbots alkoholischer Getränke fortgeführt. Nach der Rückeroberung durch Alfons X. 1264 hatte sogar der König seinen eigenen Weinberg in der Region. Im 12. Jahrhundert erfreuten die Weine aus Jerez die Engländer, Franzosen und Flamen und wurden auf ihren Märkten gehandelt. Ein Appell zwang das Rathaus der Stadt, 1483 die Vorschriften der Gilde der Rosinen- und Weinleser von Jerez zu erlassen, um die Einzelheiten der Ernte, die Eigenschaften der Fässer, die Reifungssysteme und die Handelsverfahren zu regeln.

Das erste spanische Weingesetz wurde 1933 veröffentlicht und verwies auf die Existenz der D.O. Jerez. Zwei Jahre später veröffentlichten die unter dieses Gesetz fallenden Winzer aus Jerez die erste Verordnung über diese Bezeichnung und gründeten ihren Regulierungsrat, der erste gesetzlich festgelegte Rat in Spanien. Die aktuelle Verordnung wurde 1977 vom Landwirtschaftsministerium genehmigt.

Die Herkunftsbezeichnungen „Jerez-Xérès-Sherry“ und „Manzanilla - Sanlúcar de Barrameda“ umfassen ein Weinbaugebiet, das durch die Region Jerez begrenzt ist, die sich in der nordöstlichen Ecke der Provinz Cádiz befindet. Die Bodegas in den Gemeinden Jerez, Sanlúcar und Puerto Santa María können aber auch Weine unter dieser Bezeichnung altern und verkaufen.

Informationen und Empfehlungen

Wie Sherry produziert wird, welches traditionsreiche Ausbausystem nur hier in Marco de Jerez verwendet wird und welche Bodegas ich für einen Besuch empfehle, lesen Sie in den weiteren Beiträgen: „Caramba, Caracho, Sherry, Olé!“ und „Kathedralen des Criadera- und Solera-Systems“.

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