Fachhandelspreis

Weinfachhändler des Jahres ausgezeichnet

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 14. November 2020


DEUTSCHLAND (Frankfurt) – Es ist längst nicht alles online, was glänzt. Die Printszene, wie auch der Weinfachhandel, gehörten zu Beginn des Internetzeitalters und gerade im Rahmen der heute massiven Online-Aktivitäten zu den Branchen, die um ihre Leser wie um ihre Weinkunden fürchteten. Doch es gibt beide Branchen nach wie vor und sie sind gefragt wie vormals – die Weinmagazine und die Weinhändler. Genauso wie gute Magazine lebt auch der Weinhandel von der Fachkompetenz und insbesondere vom persönlichen Kontakt mit dem Weinkunden. Kundige Händler, die sich um Weinberatung zum deutschen Wein verdient machen, haben eigentlich keine nennenswerte Lobby, bis auf die mündlichen Empfehlungen ihrer zufriedenen Kunden. Daher ist es zu begrüßen, dass das Deutsche Weininstitut (DWI) alljährlich führend den Fachhandelspreis vergibt.

Der Gewinner des diesjährigen Fachchandelspreises ging an den renommierten Bremer Ratskeller. Die Silbermedaille erhielt der Sommelier Daniel Hasert, Inhaber des Weinfachhandels „Daniel’s Weine“ im württembergischen Winterbach nahe Esslingen. Den dritten Preis erhielt „Der Weinladen“ in Idstein bei Wiesbaden. Die Gewinner nahmen ihre Ehrungen aus der Hand der Deutschen Weinkönigin Eva Lanzerath in Empfang. Lanzerath lobte in ihrer Ansprache den außergewöhnlich großen Einsatz der Preisträger für die heimischen Weine und sprach ihnen und der gesamten Branche im Rahmen des coronabedingt herausfordernden Marktes Mut zu, in ihrer Kreativität nicht nachzulassen.

Um in diesem Wettbewerb zu bestehen, müssen die Anwärter auf die Preise einen Bewertungskatalog durchlaufen. Großes Augenmerk wird auf eine fachkundige Beratung durch qualifiziertes Personal gelegt. Dazu gehört auch eine ansprechende und übersichtliche Präsentation der Weine, die unterschiedliche Rebsorten umfassen und aus möglichst vielen Regionen deutscher Weinbaugebeiten stammen sollten. Zu dieser Urteilsfindung gehören insbesondere auch unangemeldete Besuche vor Ort. Die ausgezeichneten Fachhändler „hätten diesen Ansprüchen in vorbildlicher Weise entsprochen“, lobte Lanzerath.

Bremer Ratskeller

Der Bremer Ratskeller blickt auf eine über 600 Jahre alte Weintradition zurück. Schließlich gab es schon im 14. Jahrhundert einen städtischen Weinkeller. Einen interessanten Beitrag zu dieser Weininstitution schrieb mein Kollege Rudolf Knoll während seines Engagements zum Weinmagazin YOOPRESS – hier nachzulesen: vinum.eu/bremerratskeller

Ich zitiere daraus: „Ein Trinker, ein rechter, sauft nicht“, war ein Motto des Hauses. Früher trank ein Bürger allerdings „seine zwei Mass, und es war, als hätt’er Wasser getrunken.“ Es war in der Regel immer Wein aus deutschen Landen, gemäß einer Verfügung der Senatsherren. Den Wein über lange Zeit in Fässern zu lagern passte zur Bremer Weingeschichte. Hanseatische Kaufleute machten die Stadt an der Weser schon im 12. Jahrhundert (damals standen hier Reben) zu einem Umschlagplatz für Wein aus anderen Ländern. Aus dem Jahr 1730 wird berichtet, dass man in Bremen Rheinwein trinke, während sich das „gemeine Volk“ mit Bordeauxwein begnügen müsse. Fassimport und dann Ausbau in Bremer Kellern war noch vor wenigen Jahrzehnten durchaus üblich. Heute legt der Bremer Ratskeller seinen hundertprozentigen Fokus auf deutsche Weine. In der Schatzkammer des seit 2004 in die Welterbeliste aufgenommenen Bremer Ratskellers lagern die ältesten und immer noch trinkbaren Flaschenweine Deutschlands, bis hin zum ältesten Rheingauer aus dem Jahr 1727. In den benachbarten Fasskellern sechs Meter unter der Erde lagern deutsche Weinraritäten – der älteste Fasswein Deutschlands ist ein Rüdesheimer aus dem Jahr 1653, der allerdings wegen Schwund in der Folge mit Weinen aus den Jahrgängen 1727, 1748, 1786 und 1784 ausgeglichen wurde.


Daniel's Weine

Schon seit 11 Jahren begeistert der zweitplatzierte des Wettbewerbs Daniel Hasert im eigenen Weinfachhandel „Daniel’s Weine“ im württembergischen Winterbach seine Kunden für deutsche Weine. Hasert ist gelernter Sommelier und hat ein Faible für deutsche Newcomer und Premiumwinzer. Vereinzelt kreiert er mit seinen Protegés sogar eigene Weinkollektionen. Neben seiner Fachkompetenz lobte die Jury die beachtliche Bandbreite an Veranstaltungen, auf denen er die heimischen Weine gekonnt in Szene setzt. Hasert veranstaltet After-Work-Events und BBQ-Partys über virtuelle Weinproben, Seminare und Winzertastings bis hin zu Schulungen für die Gastronomie.


Der Weinladen

Seit 1983 betreibt die Familie Grüninger-Fey ihren Weinhandel und ist längst über Idstein hinaus bekannt für vielfältigen Weingenuss. Besonders beeindruckte die Jury die freundliche wie überaus kompetente Beratung des Teams. Dem Verkaufsraum gliedert sich ein 500 Jahre alter Gewölbekeller an, der einen stimmungsvollen Rahmen für Weinproben, Seminare, Kultur und Kulinarisches bietet. Aus einem externen Lager bedienen sich meist Gastrokunden, die größere Mengen einkaufen. Für diesen gewerblichen Kundenbereich entwickelt das Team ständig kreative Ideen, beispielsweise für gemeinsame Aktivitäten mit lokalen Gastronomen und Einzelhändlern aus anderen Branchen.

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