Aufbruch in die Zukunft als Weinland - Premium-Weine aus Ägypten

11.06.2009 - arthur.wirtzfeld

ÄGYPTEN (Kairo) - Die ägyptischen Weine haben ja nicht gerade den besten Ruf. Noch in den 90er Jahren warnte das amerikanische Außenministerium davor in Ägypten Alkohol zu trinken, mit der Begründung, die Qualitäten  wären derartig schlecht. Dabei wurde noch in den 90er Jahren das islamische Alkoholverbot von weiten Kreisen der Bevölkerung im Vergleich zu heute sehr locker interpretiert.

 

Für die schlechte Weinqualität der letzten Jahrzehnte sollte man den Grund wohl eher im Monopol der einzigen, bis vor kurzem noch staatlichen Kellerei, suchen. Das Unternehmen wurde zwar privatisiert und gehört heute zu einem Brau- und Getränkekonzern unter der Führung von Heineken, aber man hat auch seitens der Politik verstanden, sich die Konkurrenz vom Leibe zu halten. Zölle und Abgaben von 300 Prozent auf importierte Weine sorgten bisher für die Abschottung gegenüber der ausländischen Konkurrenz.

Da hilft es auch nichts, dass bereits die alten Pharaonen sehr viel Wert auf einen guten Tropfen gelegt haben und man deshalb in Ägypten fast 6.000 Jahre Weinbaugeschichte dokumentieren kann. Zur Zeit der Pharaonen war es das Getränk der Oberschicht und es gab wohl schon damals ein fein abgestuftes Qualitätssystem.

Heute werden zwar auf etwa 57.000 Hektar Trauben angebaut, aber nur der kleinste Teil davon wird zu Wein verarbeitet. Der überwiegende Teil der Ernte sind Tafeltrauben oder sie werden zu Rosinen getrocknet.

Da brauchte es mal wieder einen Quereinsteiger, der für den längst fälligen Qualitätsschub sorgte. Karim Hwaidak, ein Deutsch-Ägypter, der in Dortmund geboren und in Kairo aufgewachsen ist. Er ist einer der Pioniere des ägyptischen Tourismus und sein Namen ist eng verwoben mit dem Aufstieg von Hurghada zur bekanntesten ägyptischen Urlaubsdestination. Er lebt inzwischen mit seiner Familie in Italien und hat dort seine Liebe zum Wein entdeckt. Und er hat sich sofort die Frage gestellt, warum sollte es nicht möglich sein, an die alte Weintradition seiner Heimat Ägyptens anzuknüpfen?

2004 ließ er dann die ersten Weinreben im Norden des Landes, etwa 50 km außerhalb von Kairo anpflanzen. Inzwischen ist ein weiteres Weingut mit etwa 200 Hektar in der Nähe von Luxor dazugekommen. Damit ist das Unternehmen Sahara Vineyards der größte Traubenproduzent des Landes und kann sich den Luxus erlauben, nur die besten Partien der Trauben für seine eigenen Weine zu verwenden.

Wie Karim Hwaidak in einem Interview so schön anmerkte:  "Das Klima ist angenehm berechenbar, die Sommer gleichmäßig warm, es gibt keine störenden Regengüsse oder Gewitter und die Wüste sorgt für einen relativ großen Unterschied von Tag- und Nachttemperaturen,  so dass sich die entsprechende Aromatik entwickeln kann." Sein  beratender Önologe und Professor Jose Luis Perez, dessen  "Mas Martinet" bereits Kultstatus erlangt hat, ist eine der führenden Persönlichkeiten im Priorat (Spanien) und unterstützt Hwaidak von Anfang an.

Perez ist mindestens einmal im Monat vor Ort in Ägypten und es scheint so, dass er es ebenfalls wie Hwaidak als persönliche Herausforderung sieht, hier in der Wüste des alten Ägypten Premium-Weine entstehen zu lassen. Im Moment experimentiert man noch mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Rebsorten und kümmert sich um die Tröpfchenbewässerung der Rebpflanzen.

Aber bereits das bisherige Ergebnis all dieser Mühen und Überlegungen kann sich sehen lassen, die Weine bieten eine erstaunliche Qualität und bereiten Trinkspaß. Womöglich steht Ägypten vor einer Zeitenwende, ein Aufbruch in die Zukunft als Weinland. Wie damals vor weit über 5000 Jahren bei den alten Pharaonen.