Rosé-Lobby und Frankreich zwingen Brüssel in die Knie

08.06.2009 - AW-YOOPRESS-EM arthur.wirtzfeld

BELGIEN (Brüssel) - Mit einem späten aber doch entschlossenen politischen Schulterschluss hat Frankreich mit massiver Unterstützung italienischer EU-Minister die EU-Kommission bezwungen. Man verzichtet seitens der EU auf den Verschnitt von Rot- und Weißweinen zur Herstellung des Rosé, so wie es in Australien und Südafrika bereits praktiziert wird.

 

"Es gibt keine Änderung in den Regeln für die Herstellung von Rosé", kündigten Pressevertreter der EU heute nach den Wahlen zum Europäischen Parlament an. "Die beachtliche Mobilisierung der Weinerzeuger gegen die neue Verordnung hat zum Umdenken bewogen".

Am 19. Juni wird dann der endgültige Beschluss der  Sachverständigen der Mitgliedstaaten erwartet. Aber nach einer intensiven Lobbyarbeit der Hersteller aus Frankreich, Italien und der Schweiz (letztere ist kein EU-Mitglied, unterstütze den Widerstand dennoch), haben sie schließlich die Meinung der EU-Politik umgestimmt.

"Ich bin immer bereit zuzuhören", erklärte die Kommissarin für Landwirtschaft Mariann Fischer Boel und ergänzt: "Überzeugende Argumente können auch ein Umdenken erfordern". Auf den Fluren der EU-Zentrale wird in Diplomatenkreisen von einem "Geschenk" an den französischen  Präsidenten Nicolas Sarkozy gesprochen.

"Es ist ein wenig seltsam, wenn die EU-Kommission trotz europaweiten massiven Interventionen sich erst stur stellt und opportunistisch gibt und jetzt noch vor der eigentlichen Entscheidung einknickt" so Johannes Laitenberger, Pressesprecher von EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso. "Sicher wollte die Kommission vermeiden, im Sinne der Verträglichkeit der EU-Staaten die Erzeuger und Verbraucher mit einem heiklen Gesetz wieder einmal gegen den EU-Gedanken aufzubringen."

Die Pariser Regierung, die sich anfangs nicht offen vor ihre Erzeuger stellte, hat aber im Zuge der Mobilmachung französischer Erzeuger und Verbände eine Menge Kapital und politischen Einfluss aktiviert, was laut den Diplomaten noch für eine weit massivere Blockade gereicht hätte.

"Es ist eine Genugtuung, dass sich die EU-Kommission entschlossen hat, unsere Anträge anzunehmen und das geplante Gesetz zu kippen", so Xavier de Volontat, Präsident der Generaldirektion der Weinerzeugung (AGPV) in Frankreich. "Wir alle freuen uns, dass wir von dem Verschnitt von Weiß-und Rotweinen verschont werden und unsere traditionelle Herstellungsweise des Rosé nun ohne Einschränkung weiterführen können. Wäre das Gesetz gekommen, hätte dies zu einer Zerstörung des wirtschaftlichen und sozialen Sektors von ca. 12 Prozent der französischen Weinerzeugung geführt."

Michel Barnier, französischer Minister für Landwirtschaft begrüßte ebenfalls die aktuelle Entscheidung und sprach von "Erhaltung eines traditionellen Weinproduktes". Sein italienischer Amtskollege pflichtete ihm bei: "Die Tradition ist die Grundlage der Bewahrung von Identität und Qualität. Diese haben wir verteidigt zum Wohle der Winzer und des Verbrauchers".