2010er Lese abgeschlossen – Teil I: Badische Winzer zufrieden

05.11.2010 - arthur.wirtzfeld

DEUTSCHLAND (Waldulm / Ettenheim) - Nun ist die Lese praktisch abgeschlossen und viele Weine haben schon durchgegoren, so dass ein erstes, begründetes Urteil über den Jahrgang 2010 und seinen Charakter möglich ist. Wie wird der 2010er? Schließlich zeigt ja jeder Jahrgang seinen eigenen Stil. Fruchtige, frische, saubere und leichtere Weine, viele im Kabinett-Bereich, Weine die Spaß machen zu trinken, typisch deutsch, so könnte man 2010 in Baden charakterisieren.

 

„Der Jahrgang war deutlich besser, als geredet wurde“, sagt Junior Thomas Männle vom Durbacher Weingut Andreas Männle: „Die hohen Niederschläge im August waren gar nicht so schlecht. Sie brachten den Trauben eine gute Nährstoffversorgung. Dadurch wurden die Hefen gut ernährt, und die Weine zeigen ein ausgesprochen gutes Gärverhalten. Wir bekommen einen betont sauberen Jahrgang mit sehr reintönigen Weinen.“

Nach anfänglichen Bedenken hatte das gute Wetter im Oktober den Qualitäten dann doch merklich Schub gegeben. „Es ist ein hervorragend marktgerechter Jahrgang“, meint Kellermeister Andreas Philipp vom Winzerkeller Auggener Schäf im badischen Markgräflerland, „wir haben von Qualitätswein über Kabinett bis zu Spätlesen alles genau so bekommen wie gewünscht.“ „Der Jahrgang passt perfekt“, pflichtet Michael Weber bei, vom Wein- und Sektgut Weber in Ettenheim, Breisgau, „die Weine machen richtig Spaß.“ Die Öchslegrade seien im Fortgang der Lese dann doch überraschend hoch gewesen, meint auch Frank Männle, Qualitätsmanager der Ortenauer Winzergenossenschaften Oberkirch und Waldulm, der die Mitglieder mit zusammen über 550 Hektar Reben berät: „Bei Spät- und Grauburgunder hatten wir einen Durchschnitt von 90° Öchsle.

Eine bitte Pille nur war die Menge, die mit Werten von 10 bis zu 30 % unter dem Durchschnitt der letzten Jahre angegeben wird und damit als sehr kleiner Jahrgang. Insbesondere Riesling und Müller-Thurgau waren von deutlichen Mengeneinbußen geprägt. Grund war das kalte Wetter während der Blüte, das zu einem schlechten Fruchtansatz durch Abfallen der noch ganz kleinen Beeren führte, was die Winzer verrieseln nennen. Riesling neigt bei kühlen Temperaturen während der Lese besonders dazu, woher übrigens sein Name rührt.

„Dafür sind die Weine von guter und saftiger Qualität. In ihrer frischen Art bekommen wir nun Rieslinge, wie man sie vor 50 Jahren kannte“, erklärt man im Weingut Andreas Männle. Qualitätsmanager Frank Männle hat in Oberkirch und Waldulm einen stolzen Durchschnitt von 84° Öchsle bei Riesling notiert, allerdings bei geringer Menge. Die sich abzeichnende Knappheit bei Weißweinen mag zu Preisbewegungen nach oben führen.