Die katholische Kirche in Mexiko will Messwein aus Europa importieren

28.09.2010 - arthur.wirtzfeld

MEXICO (Mexico City) – Die katholische Kirche in Mexiko sucht dringend neue Weinerzeuger und überlegt sogar die Einfuhr von Wein aus Chile, Spanien, Italien und Frankreich. Grund der Notlage sind die Schließungen der Produktion von gleich drei mexikanischen Weingütern, die bisher die Kirche beliefert hatten, heißt es bei der Erzdiözese Mexiko-Stadt.

 

Bereits vor Monaten haben die Güter Casa Pedro Domecq (gehört zu Pernod Ricard), Compania Vinicola del Vergel, S.A. und Casa Madero ihre Weinproduktionen eingestellt. Laut Presseberichten war eine zu geringe Rentabilität der Grund hierfür. Letztlich sind es die Auswirkungen einer Krise, in die Mexikos Weinindustrie bereits Anfang der 1990er Jahre geriet und die nun die letzten Opfer fordert.

„Wir bedauern sehr, dass unsere Produzenten schließen müssen. Nun sind wir auf Weinimporte angewiesen, was uns überhaupt nicht gefällt“, sagt Hugo Valdemar, Sprecher der Erzdiözese Mexiko-Stadt. „Wir verstehen überhaupt nicht, warum andere mexikanische Bodegas sich nicht um ihre Kollegen kümmern, sie unterstützen, oder auch deren Produktion übernehmen. Denn in Mexiko gibt es einen erheblichen Verbrauch.“

Die mexikanische Kirche hat einen enormen Bedarf an Weinen für ihre Messen. Hierfür müssen die Weine bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Die Trauben für den Messwein müssen reif geerntet werden und dürfen maximal 8 Prozent Alkohol enthalten. Weiß- oder Rotwein ist prinzipiell egal, wobei meist Rotwein verwendet wird. „Wir zahlen für die lokalen Weine weniger als drei Dollar pro Flasche, während importierte Weine uns mindestens fünfmal mehr kosten“, sagt Hugo Valdemar.

Unter Herando Cortez (1485-1547) pflanzten die spanischen Conquistadores schon im 16. Jahrhundert in der Region um Parras Reben auf Grundlage der Vitis vinifera für den Messwein und gründeten damit die ältesten Kellereien des Kontinents. Die in der Folge aus Spanien mitgebrachte Rebsorte Criolla (damals Mission) wurde auf einheimische Sorten gepfropft, so dass resistente Rebenstöcke entstanden. Erst in den letzten Jahrzehnten brachte man europäische Rebsorten, wie Cabernet Sauvignon, Riesling, Sémillon und Pinot Noir ins Land, deren Weine mittlerweile auf dem heimischen Markt voll akzeptiert sind.

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