Weinskandal in Frankeich - Gefälschte Pinot Noir für den US-Markt

19.02.2010 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Carcassonne) - Einer der wohl frechsten Schwindel in der internationalen Weinszene fand am Donnerstag vor einem Gericht im südfranzösischen Carcassonne seinen ersten Höhepunkt. Die Constellaton Brands - weltweit größte Weinhandelsgruppe - hatte gefälschten französischen Pinot Noir in Tankwagen aus Frankreich in die USA importiert. Die beteiligten 12 französischen „Weinschwindler“, darunter Winzer und Händler, wurden am Mittwoch verurteilt, wissentlich billigen Wein als wertigen Pinot Noir verkauft zu haben.

 

Das US-Alcohol and Tabacco Tax and Trade Bureau (TTB), eine Abteilung des US Treasury Department (Finanzbehörde) bestätigte, dass Constellaton Brands eine Weinlieferung billiger Weine aus den Rebsorten Syrah und Merlot aus Frankreich importiert hat. „Aufgrund der nun vorliegen französischen Gerichtsakten werden wir angemessen handeln und genaue Prüfungen durchführen“, sagte Arthur Resnick, Pressesprecher der TTB gegenüber den Medien.

Die TTB war bisher in die Ermittlungen nicht eingebunden, weil bis dato ausschließlich die französischen Behörden im eigenen Land recherchiert haben und der US- Behörde noch keine offizielle Anzeige überreicht wurde. Die nun in den USA beginnenden Untersuchungen der TBB betreffen nicht nur die Constellaton Brands, sondern auch ein weiteres großes US-Importunternehmen, E & J Gallo, das ebenfalls gefälschten Pinot Noir importiert hat.

Die US-Behörden wie auch die Richter in Frankreich gehen davon aus, dass die beiden US-Unternehmen von dem Betrug wussten. Mit diesen Vorwürfen konfrontiert, kamen nun die ersten Reaktionen: Von Seiten der Constellaton Brands erklärte die Sprecherin Sheryl Gossin, dass man nicht bestätigen könne, gefälschte Weine gekauft zu haben und man zur Zeit intern die Buchführung prüfen würde. Sheryl Gossin ergänzte noch, dass man in 2009 den 2008 Pinot Noir-Jahrgang importiert habe, das Gericht in Frankreich sich im Verfahren aber auf ältere Jahrgänge bezogen hätte. Und E & J Gallo ließ im gleichen Tenor verlauten, dass man von einem Betrug nichts wisse und man die importieren Weine aus Frankreich als Pinot Noir´s in den amerikanischen Handel überführt hätte.

Eines der französischen Handelsunternehmen, das am Mittwoch mit einer Geldstrafe von 180.000 Euro belegt wurde, hatte eine „signifikante Menge“ von gefälschten Pinot Noir an Constellaton Brands und E & J Gallo verkauft. Dazu bemerkte man bei E & J Gallo, dass man weniger als 20 Prozent dieser Lieferung von „falsch ausgezeichneten“ Pinot Noir von diesem Händler erworben hätte und man den Verkauf der Weine unter dem bekannten Pinot Noir-Label "Red Bicyclette" sofort gestoppt hätte.

Pinot Noir-Weine sind in den USA sehr beliebt. Spätestens seit dem 2004 in den US-Kinos sehr erfolgreichem Film "Sideways", wo zwei Freunde auf einer Wein-Erlebnisreise durch Kalifornien bei Verkostungen den Pinot Noir entdecken. Der Absatz von Pino Noir-Weinen stieg von da an stetig und der Handel konnte zuletzt nicht genug davon bekommen. Möglicherweise haben sich durch diese stete Nachfrage dann Begehrlichkeiten bei französischen Erzeugern und Händlern wie auch bei amerikanischen Importeuren gebildet.

Die französischen Richter haben die 12 Schwindelkandidaten am Mittwoch mit empfindlichen Haft- und Geldstrafen belegt und damit über den Verkauf von insgesamt 18 Millionen (135.334 hl) gefälschtem Pinot Noir, weit mehr als die Anbaufläche des Pinot Noir in der Region Languedoc-Roussillon hergibt, Recht gesprochen. Unter den Verurteilten sind Führungskräfte von Weingütern, Genossenschaften, ein Weinmakler, darunter auch der bekannte Weinhändler Ducasse und die Sieur d'Arques-Gruppe.

Der Richter führte in dem völlig überfüllten Gerichtsaal an, dass allein Ducasse von 2006 bis 2008 einen Gewinn von sieben Millionen Euro aus dem Schwindelgeschäft erwirtschaftet habe, davon er für sich 3,7 Millionen abgezweigt hätte und ebenso Sieur d'Arques 1,3 Millionen Euro Gewinn erzielt hätten. Jean-Marie Bourland, der anwaltliche Vertreter von Sieur d'Arques, schloss nach den Urteilen nicht aus, einen Rechtsbehelf einzulegen. „Nicht ein einziger US-amerikanischen Verbraucher hat sich bisher beklagt," führte er aus.

Die Geldbußen des Gerichtes beliefen sich auf 1.500 bis 180.000 Euro, nebst Haftstrafen und Bewährungen. Der Richter schloss die Verhandlung mit den Worten: „Das Ausmaß dieses Betruges verursacht schwere Schäden für die Weine der Region Languedoc-Roussillon - insbesondere auch bei den amerikanischen Verbrauchern - dem wichtigsten Absatzmarkt für den Pinot Noir“.

Betrügereien und Schwindel sind in der internationalen Weinbranche nichts Neues. In 2008 deckten italienische Behörden einen Pansch-Skandal mit Brunellos auf, worin die renommiertesten Güter Italiens verstrickt waren. In 2007 wurden französische Produzenten im Beaujolais wegen der Dosierung ihrer Weine mit Zucker verurteilt, zuvor in 2005 wurden Erzeuger aus Südafrika verurteilt, weil Sie Sauvignon Blanc-Weine mit Aromen gefälscht hatten. Und 1985 „würzten“ österreichische Erzeuger ihre Weine mit Wirkstoffen, die auch in Frostschutzmitteln enthalten waren.