Wenig Ertrag und kein Spitzenjahrgang

15.11.2010 - arthur.wirtzfeld

DEUTSCHLAND (Würzburg) - Kein Jahrgang gleicht dem anderen! Das Kulturgut Wein ist so facettenreich und witterungsabhängig wie kaum ein anderes landwirtschaftliches Erzeugnis. Um einen guten Jahrgang zu erzeugen, bedarf es nicht nur das handwerkliche Geschick eines Weinerzeugers und einen nährstoffreichen Boden sondern auch ein gemäßigtes Klima. Deutschland zählt zu den nördlichsten Weinbauländern der Welt. Das hier überhaupt Reben wachsen, verdanken die Winzer dem warmen Golfstrom, der unser Wetter erheblich begünstigt.

 

Allerdings war der Wettergott unseren hiesigen Weinbauern dieses Jahr nicht so wohlgesonnen. Der Winter war sehr lange, Schnee und Eis waren bis Monat März keine Seltenheit. Die wichtige Zeit der Rebblüte war kalt, nass und windig. Nach sehr heißen Tagen im Juni und Juli folgte ein äußerst verregneter August. Der so wichtige „Goldene Oktober“ ist ebenso ins Wasser gefallen.

Die Folgen für den Jahrgang 2010 sind aufgrund der Witterung im Moment noch nicht ganz abzuschätzen. Fakt ist, dass sich das Traubengut aufgrund der Wetterkapriolen meist nicht optimal entwickelt hat und viele Beeren nur halb so viel wie in einem Durchschnittsjahr wogen. Hinzu kommt ein hoher Anteil von Fäulnis die durch Essigbakterien hervorgerufen wird. Die befallenen Trauben müssen aussortiert werden und können für die Weinherstellung kaum genutzt werden. Eine weitere Herausforderung für die Winzer ist der sehr hohe Anteil an Wein- und Apfelsäure. In diesem Jahr sind die Werte doppelt so hoch wie zum Beispiel im Weinjahr 2003.

Trotz widrigster Voraussetzungen wurde in den meisten Anbaugebieten eine durchschnittliche Qualität geerntet. Die Moste zeigten Gewichte von einem Kabinett und einer Spätlese auf. Beim Riesling sorgt ein besonderer Pilz für edelsüße Weine. Der Botrytis cineria hat die weißen Trauben befallen. Durch den Schimmel wird der Traube Wasser entzogen und so werden die im Fruchtfleisch befindlichen Inhaltsstoffe wie zum Beispiel der Traubenzucker konzentriert. Es entsteht ein Wein, der an würzigen Honig und Karamell und an gekochten Kohl erinnert. Wir können uns beim Jahrgang 2010 auf viele Beeren- und Trockenbeerenauslesen freuen!

Es wird ein sehr spannendes Weinjahr 2010! Sobald die ersten Jungweine gefüllt sind, werde ich Ihnen mehr berichten. Bis dahin ist der aktuelle Jahrgang mit Sicherheit keine falsche Wahl.