Argentinien paradox: Porsche gegen Wein

02.04.2011 - arthur.wirtzfeld

ARGENTINIEN (Buenos Aires) - Argentinien versucht mit eigenwilligen Methoden, seine Handelsbilanz aufzupolieren. Für jeden in das südamerikanische Land eingeführten Porsche müssen künftig mehrere hundert Flaschen Rotwein ausgeführt werden. Dazu habe sich der nationale Importeur der deutschen Luxuskarossen, die Polenta Group, verpflichtet, teilte die Regierung von Buenos Aires mit.

 

Freiwillig war die Selbstverpflichtung allerdings nicht. Die Regierung hatte Tausende, meist deutsche Fahrzeuge der Oberklasse im Zoll festhalten lassen. Sie würden erst freigegeben, wenn die importieren Firmen zusagten, Waren im gleichen Wert der importierten Fahrzeuge auszuführen. Die Polenta Group musste sich zum Rotwein-Export verpflichten, weil auch große Weinkellereien zu deren Portfolio gehören.

VW dagegen hat eine entspannte Ansicht gegenüber dem Dekret - produziert man doch in Argentinien den neuen Pickup „Amarok“, den man somit nicht importieren muss. Außerdem konnte VW für dieses Jahr einen Exportüberschuss von umgerechnet 384 Millionen Euro zusagen. Besonders schwer trifft es also Unternehmen, die nicht wie VW in Argentinien produzieren oder keine Exportüberschüsse nachweisen können.

Eingeführte Waren aus der Elektronik-Industrie, der Landwirtschaft und der Nahrungsbranche unterliegen ebenfalls diesem Dekret. So bleiben Notebooks, Drucker über Traktoren und Mähdrescher bis hin zu Gemüsen und Fertiggerichten in den Lagern des Zolls liegen. Die Rechtfertigung der argentinischen Regierung ist eindeutig: Die Verbraucher im Land könnten ebenso gut zu heimischen Produkten greifen. Dass diese größtenteils nicht die Qualitäten der importieren Waren erreichen, spielt für die Regierung keine Rolle.