Chinesen auf Einkaufstour französischer Weingüter

30.12.2011 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Bordeaux) - Immer mehr klassische Schlösser im Bordelais mit angegliedertem Weinbau wechseln ihre Besitzer - Käufer sind überwiegend asiatische Investoren. So haben sich nun Chinesen die beiden Güter Château Lezongars und Château Grand Branet, beide in der Entre-Deux-Mers Region im AOC Bordeaux und im AOC Côtes de Bordeaux, einverleibt. Das Interessenmuster der chinesischen Käufer ist dabei immer dasselbe: Klassisches Schloss und beste Weinlagen.

 

Über die Kaufpreise war nichts zu erfahren. Bekannt ist nur, das Château Lezongars erstmals in 2009 auf dem Markt für 4,2 Millionen Euro angeboten wurde. Bei zwei weiteren Weingütern, eines davon ist Château Grand Moueys, sind ebenfalls Verkaufsabsichten bekannt geworden. Beide sollen chinesische Interessenten haben und die Verkaufsverhandlungen sollen schon Mitte Januar abgeschlossen sein. Weitere 13 Güter sind schon in chinesischer Hand. Darunter Château Branda in der AOC Fronsac, gekauft von Milliardär Cheng Qu und Château Monlot, gekauft von der Schauspielerin Zhao Wei.

Château Lezongars, gelegen in Villenave-de Rions ca. 32 km südöstlich von Bordeaux, ist bekannt für preiswerte Weine mit guter Qualität. Aber erst mit dem Erwerb von dem Engländer Philip Iles und seiner Frau Sarah erlebte das Gut ab 1998 einen Aufschwung. Beide hatten lange Jahre gastronomische Erfahrung mit ihrem Londoner Restaurant und Bar gesammelt und deren Netzwerk war Ihnen dann auch bei der Vermarktung ihrer Weine in Großbritannien förderlich. Um die Jahrtausendwende kam auch Sohn Russel dazu, der bis dahin eine erfolgreiche Karriere als Marineversicherer hinter sich hatte. Doch einige Jahre später verließ Russel die Lust am Weinbau und er widmete sich wieder dem Immobilien- und Investitionsgeschäft. Für Philip und Sarah Iles, die ohne die Mitwirkung ihres Sohnes keine Zukunft mehr sahen, ist der Verkauf die Versilberung ihres Alters.

Château Grand Branet, im 17 Jahrhundert erbaut und in den 90igern komplett renoviert, liegt eingebettet in einem schönen Park im Ort Capain, rund 23 km südöstlich von Bordaux. Die Eigner, Denis und Blanch Mainville, ebenfalls im fortgeschrittenen Alter bieten in dem schönen Anwesen auch Bed and Breakfast sowie die Möglichkeit von Empfängen und Seminaren. Die Weine von Château Grand Branet sind ordentlich und werden zu vernünftigen Preise angeboten.

Alexander Hall, Berater verschiedener Güter in Bordeaux, Dozent an der Ecole du Vin in Bordeaux und ausgezeichnet mit dem Advanced Certificate des Wine & Spirits Education Trust, kommentiert den Einkauf der Chinesen so: „Sofern die Faktoren wie traditionelles Schloss und AOC Bordeaux gegeben sind, die Eigentümer der Châteaux für die jeweilige Kaufsumme empfänglich sind oder die Nachfolge nicht geregelt ist, ergreifen die Chinesen ihre Chance. Über den Absatz der Weine machen sie sich keine Sorgen - im eigenen Land ist das für sie kein Problem.“

Und Gavin Quinney, Inhaber des benachbarten Château Bauduc sagt: „Der Verkauf der beiden zwei direkt an uns grenzenden Güter ging sehr rasch und es werden nicht die letzten sein. Insbesondere für Güter, die sich auf den globalen Märkten schwer tun, sind die Chinesen eine große Hoffnung - meist endet dann eine anfängliche Kooperation zum Verkauf der Weine in China mit der Übernahme des gesamten Gutes.“