OIV bilanziert Weinbausektor 2010: Zieht der Weinmarkt wieder an?

01.04.2011 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Paris) - Laut den Daten der OIV, die von ihrem Generaldirektor Federico Castellucci vorgestellt wurden, hat sich der Weltmarkt für Wein 2010 erholt. Für den Konsum lässt sich nach den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise zwischen 2008 und 2009 nun eine Stabilisierung erkennen. Die Rebflächen und die Weinerzeugung sind hingegen weiterhin rückläufig.

 

Nachdem das Jahr 2009 stark von den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise geprägt war, belief sich der internationale Handel mit Wein 2010 auf 92 Millionen hl, was einen Anstieg von 6,7% im Vergleich zu 2009 ausmacht, teilte Federico Castellucci mit. Zum ersten Mal seit fünfzehn Jahren zeichnet sich der Aufschwung eher in den traditionellen europäischen Erzeugerländern ab als in den Ländern der Südhemisphäre und in den USA. Die Ausfuhren Italiens und Deutschlands stiegen jeweils um 1.400.000 hl und 300.000 hl, Spanien und Frankreich konnten die 2009 erlittenen Verluste wieder aufholen. Von den Ländern der Südhemisphäre haben angesichts ihres Ausfuhrvolumens Chile, Neuseeland und Australien am besten der Krise widerstanden.

„Im Kontext der Weltwirtschaftskrise ist diese positive Entwicklung des weltweiten Weinmarktes hauptsächlich dem starken Anstieg des Handels mit losen Weinen und den Wiederausfuhren, insbesondere im Handel zwischen den Kontinenten, zuzuschreiben“, versicherte Federico Castellucci und wies darauf hin, dass heute rund 40% der Weine außerhalb ihres Produktionslandes konsumiert werden.

Weiterhin positiv für den Sektor ist das Ende des tendenziellen Rückgangs des Konsums, der in der 2. Hälfte des Jahres 2008 einsetzte und 2009 andauerte. Der Weinkonsum 2010 ist im Vergleich zum Vorjahr stabil und beläuft sich auf insgesamt 236.300.000 hl. Abgesehen von Spanien, wo der Konsum rückläufig ist, ist in allen traditionellen europäischen Erzeugerländern eine Stabilisierung des Konsums erkennbar. Der außergemeinschaftliche Konsum hält sich offenbar ebenfalls auf dem Niveau von 2009.

Die weltweiten Rebflächen (7.550.000 ha) sind weiterhin rückläufig und verringern sich um 65.000 ha. Dieser Rückgang ist in erster Linie auf die Abnahme der Rebflächen in der Europäischen Union (EU) zurückzuführen, wo infolge der im Rahmen der neuen gemeinsamen Marktordnung (GMO) vorgenommen Rodungen 64.000 ha verloren gehen. Spanien verzeichnet 2010 mit einem Rückgang von 31.000 ha in Europa die stärkste Abnahme der Rebflächen, gefolgt von Italien (-14.000 ha), Frankreich (-12.000 ha), Bulgarien, Ungarn, Portugal und Griechenland.

Gleichzeitig fällt die weltweite Weinproduktion 2010 um 11.200.000 hl auf 260.000.000 hl ab. Von den großen europäischen Erzeugerländern verzeichnet lediglich Portugal mit einem Anstieg von 900.000 hl gegenüber 2009 ein Produktionswachstum. In Spanien und Frankreich ist die Produktion leicht rückläufig, während in Italien, Deutschland, Österreich und Rumänien stärkere Produktionseinbußen hingenommen werden. In anderen Ländern wie die Vereinigten Staaten, Chile, Brasilien, Südafrika, Neuseeland, Australien und die Schweiz bricht die Produktion ebenfalls ein. In Argentinien hingegen zieht die Produktion an und erreicht 16.300.000 hl gegenüber 12.100.000 hl 2009.

Am Ende der Pressekonferenz hob Federico Castellucci die Bedeutung des Beitritts der Republik Indien hervor, die 45. Mitgliedstaat der zwischenstaatlichen Organisation wird. Er wies darauf hin, dass die 45 Mitgliedstaaten der OIV weltweit 75% der Rebflächen, 70% des Weinkonsums, 85% der Weinerzeugung und 90% der Weinausfuhren ausmachen.