Bordeaux 2012 – Teil II: Konventionelle Weinbergsarbeit

10.10.2012 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Bordeaux) - Bei der konventionellen Arbeit im Weinberg nutzt man Maßnahmen zum Pflanzenschutz, indem aufgetragene aktive synthetische Moleküle auf das Blattwerk oder direkt auf den Stamm oder die Stiele einwirken können. Die Behandlungen sollten schon in der Blütephase beginnen und bis zu einigen Wochen vor der Erne fortgeführt werden.  Am besten wiederholt man diese Prozedur zwei oder drei mal pro Monat, was einer Anzahl im Mittel von rund zehn bis zwölf Behandlungen entspricht. In besonders schlimmen Fällen sollten die Rebstöcke wöchentlich behandeln werden.

 

Einige zusätzliche Maßnahmen zur Bekämpfung von Schädlingen werden empfohlen, um sicher zu gehen, dass bloß keine Ungeziefer an die Pflanzen herankommen. Es empfiehlt sich diese Behandlungen aufzutragen, wenn die Knospen noch im grünen Status sind, also bevor sich die Farbe ändert. Diese Behandlungen helfen gegen:

  • BOTRYTIS (Graufäule): Normalerweise reichen 2 Behandlungen aus - eine während der mittleren der Reifephase und die zweite in der Endphase der Reifung.
     
  • BEKREUZTER TRAUBENWICKLER (Lobesia botrana - Nachtfalter): Zum Schutz reichen ein bis drei Behandlungen aus.
     
  • GOLDGELBE VERGILBUNG (flavescence dorée): Auch hier reichen zwei bis drei Behandlungen aus. Dies ist eine Pflichtmaßnahme und wird normalerweise von der Préfet (Staatliche Präfektur Bordeaux) nach Anweisung angeordnet. Das Ziel ist die Zwerkzikaden zu eliminieren, die den Erreger in das Holzgewebe der Weinpflanzen übertragen und der dann für degenerative Schäden im Rebstock verantwortlich ist.

Dies sind konventionelle Vorsichtsmassnahmen, die äußerst effizient sind. Leider sind sie nicht billig: Etwa 500 bis 1.000 Euro fallen pro Hektar für die Chemikalien an, und das ohne die Benzin- und Mitarbeiterkosten mit einberechnet.

Diejenigen die diese Methoden kritisieren sind zumeist wegen möglicher Auswirkungen auf Mensch, Mitarbeiter und Natur besorgt. Die Warnhinweise auf den Behältern weisen dann auch darauf hin, dass man für zumindest sechs bis 48 Stunden vom Weinberg wegbleiben soll. Dies wird Wanderer und Weintouristen wohl nicht erfreuen.

Leider kommt es vor, dass die Chemikalien nicht nur die Fremdkörper behandeln, sondern stattdessen die Microflora auf den Knospen zerstören, was bedeutet, dass Winzer dann mit künstlicher Hefe eingreifen müssen, um für einen besseren Gärungsprozess zu sorgen.

Fragt man Verfechter der organischen oder biodynamischen Praktiken, ist die konventionelle Methode zum Kampf gegen die „flavescence dorée“ ein absoluter Skandal. Diese Methode führe nämlich dazu, dass die komplette Micro-Flora auf den Pflanzen zerstört werde, argumentieren die Gegner. Sie weisen darauf hin, dass man ja einfach die Äste abschneiden könnte, die von der Vergilbung befallen sind.

Doch so einfach ist das Thema nicht, Denn wer weiß schon, ob nicht nur die sichtbaren Teile des Stocks befallen sind. Hierzu fehlt es den Winzern noch an der nötigen Erfahrung und auch am entsprechenden Know-how.

Lesen Sie in Teil I. meine Ausführungen über das komplexe Weinjahr 2012 und in der Folge in Teil III. meine Antworten auf die Frage: Wie effizient sind biodynamische und organische Behandlungen bei der gesamten Weinbergsarbeit?