Chinesischer Weinmarkt ist auf Prestige und Geschäft angewiesen

28.08.2012 - arthur.wirtzfeld

CHINA (Beijing) - Chinesische Verbraucher, die Wein als alltägliches Getränk konsumieren, sind in der Minderheit und reflektieren nur einen kleinen Teil des inländischen Weinmarktes. Insgesamt 3000 Probanden, die mindestens zweimal pro Jahr importierten Wein kaufen bzw. trinken, wurden in der Studie des Marktanalysten Wine Intelligence befragt. Dabei wurde festgestellt, dass Weinkauf und Konsum stark abhängig sind von geschäftlichen Verpflichtungen und Prestige.

 

In diesem Bereich, der 22 Prozent der Käufe und 41 Prozent des Umsatzes ausmacht, greifen die Chinesen meist zu Topweinen aus Bordeaux und Burgund, die dann bei Geschäftsessen geöffnet oder als Geschenk überreicht werden. Ganz anders im privaten Bereich - hier verzichten die gleichen Konsumenten auf diese edlen Tropfen - heißt es in der Studie.

Eine weitere Gruppe von Konsumenten benennt die Studie als „abenteuerliche Genießer“. Sie machen 9 Prozent der Wein trinkenden Bevölkerung aus, bei einem Anteil von 21 Prozent der Weinumsätze. Diese Gruppe bedient sich einem weit breiteren Repertoire als die High-End-Konsumenten. Sie greifen auch zu nicht so bekannten Marken aus Amerika, Europa, Südafrika, Australien und Neuseeland.

Zusammen entfällt auf beide Gruppen der Konsum von 62 Prozent der Weinimporte. Die restlichen 38 Prozent teilen sich die laut Studie genannten „Sozialen Neulinge“ und die „Häuslichen Gelegenheitstrinker“, die zwar die Hälfte der Wein trinkenden Bevölkerung ausmachen, aber nur ein Drittel des Umsatzes generieren.

Letztere Gruppen bestehen aus jüngeren Konsumenten. Sie trinken eher regelmäßig Wein und neigen dazu, in Supermärkten wie Carrfour, Walmart oder bei Discountern wie Lianhua, Vanguard oder Family-Mart einzukaufen. Diese Konsumenten haben kein festgelegtes Kaufverhalten und reagieren abwechselnd auf eine Vielzahl von Hinweisen wie beispielsweise „Reserve“, „Chateau“ oder neigen dazu einzelne Rebsorten, Weine aus bestimmten Herkunftsländern oder einzelne Marken zu bevorzugen.

Laut der Studie würde die Gesundheit des zukünftigen chinesischen Weinmarktes von einer ausgewogenen Bedienung dieser Gruppe abhängen. „Wein ist noch weit davon entfernt als alltägliches soziales Getränkt akzeptiert zu werden“, resümiert Maria Troein, eine Autorin des Berichtes. „China hat derzeit rund 19 Millionen Weinkonsumenten, die importierte Weine kaufen. Diese Konsumenten gehören der Mittelschicht an oder leben in urbaner Umgebung. Das Potential nach oben ist noch riesig.“

Die Statistik des International Wine and Spirit Research (IWSR) belegt, dass die Chinesen in 1990 rund 107,9 Millionen Liter Wein kauften, wobei dieser zu 99,8 Prozent in China produziert wurde. In 2011 dagegen stieg der Konsum auf über 1,4 Milliarden Liter Wein, wobei davon 17,4 Prozent importiert und 82,6 Prozent im Inland hergestellt wurde.