Europas Weine machen Druck auf australische Weinindustrie

03.02.2012 - arthur.wirtzfeld

AUSTRALIEN (Sydney) - Eine Kombination aus dem starken australischen Dollar (AUD) und einer aggressiven Diskontierung europäischer Weine in australischen Supermärkten hat zu einem merklichen Anstieg der Weinimporte nach Down Under geführt. Die Steigerung der Importe aus Europa seien aber eher zu begrüßen als zu fürchten, so der Tenor aus den Kreisen der australischen Weinszene.

 

In Zahlen ausgedrückt hat seit 2007 der Weinimport von damals rund 6 Prozent auf nunmehr 16 Prozent zugenommen. Erstaunlicherweise haben in diesem Zeitraum die Importe französischer Weine um 58 Prozent nachgelassen. Parallel fiel seit 2007 auch das Ausfuhrvolumen australischer Weine, wobei man hierfür bekanntermaßen, aber nicht nur, den starken australischen Doller in die Verantwortung nimmt.

„Es ist ein Doppelschlag“, kommentiert Sam Clarke, CEO beim Barossa Produzenten Thorn Clarke die Lage. „Was die Exporte an Volumen nachließen haben die Importe wieder wett gemacht. Aber das ist nicht das australische Problem. Unsere Weinindustrie leidet daran, dass über Jahre Leute blauäugig ins Weingeschäft einstiegen, in der Hoffung, dass geht schon. Jetzt haben wir viel zu viele Produzenten mit negativem Eigenkapital. Außerdem sind die Werte für die Rebflächen extrem gesunken. Im Barossa Valley haben die Weinflächen um 40 Prozent an Wert nachgelassen.“

Aber zurück zum Handel. Um auf dem australischen Markt konkurrenzfähig zu sein, teilweise auch einem aggressivem Marketing geschuldet, haben die Preise für europäische Weine stark nachgelassen. Teilweise sind diese um 30 Prozent gefallen. So sind zum Beispiel Moet & Chandon Champagner für weniger zu haben als die Produkte von Chandon aus dem australischen Yarra Valley. Top Weine der AOC Bordeaux stehen für 20 bis 30 AUD (rund 16 bis 24 Euro) in den Regalen und High-End-Weine aus der Toskana oder aus dem Rioja kosten genau soviel wie die hochkarätigen australischen Tropfen.

Während ein Sprecher der Wine Australia eher scherzhaft an den Patriotismus der Australier appelliert, doch weniger ausländischen, sondern eher australischen Wein zu konsumieren, sehen dies die großen internationalen Handelsgesellschaften pragmatisch. „Es ist völlig albern, an den Patriotismus der Australier zu appellieren - wichtig ist doch, dass Australier generell Wein konsumieren. Dabei ist es egal ob es französischer oder australischer Wein ist,“ meint Troy Christensen, CEO von Accolade und führt an: „Ein Beispiel: Aus der Sicht eines australischen Winzers ist es nicht zu beklagen, wenn seine Landsleute Weine aus dem Rioja konsumieren, denn je mehr ihre Gaumen sich an diese Weinart gewöhnen, desto mehr werden sie sich zukünftig den australischen Weinen aus der Rebsorte Tempranillo zuwenden - und die australischen Tempranillos sind richtig gut.“

Vereinzelt hört man auch Stimmen aus der australischen Weinszene, die eine Kontrolle der Weinimporte vorschlagen. Doch dieses Ansinnen findet keine Freunde. Während die großen Weinhändler wie Coles und Woolworths begonnen haben, ihre eigen produzierten Weine zu importieren, um noch preiswerter anbieten zu können, müssen sich die Verantwortlichen der australischen Weinindustrie dagegen ihr Preisgefüge überdenken. Dazu sagt Troy Christensen: „In Tasmanien werden ausgezeichnete Sekte produziert, die dann für 50 AUD in den Verkauf gehen, während man aber schon für 30 AUD einen Moet & Chandon kaufen kann.“